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12.06.2021

„Die Entscheidung fühlt sich richtig an und bietet uns eine neue Perspektive“


Pastor Bergner und seine Familie haben sich in der Christusgemeinde Herzberg sehr wohl gefühlt. Im August zieht er mit seiner Familie nach Leipzig

Im August nimmt Pastor Gerhard Bergner seinen Abschied aus Herzberg. Die Familie wird nach Leipzig ziehen

...von Herma Niemann

Nach fast acht Jahren wird Pastor Gerhard Bergner im August diesen Jahres die Christusgemeinde in Herzberg verlassen und mit seiner Familie nach Leipzig ziehen. „Wir freuen uns, sind aber auch ein bisschen traurig, denn wir waren hier heimisch geworden und haben viele Freundschaften schließen können“, sagt Pastor Bergner in einem Gespräch mit unserer Zeitung. Dennoch überwiege die Neugierde auf den neuen Wohnort und die neuen Arbeitsplätze von ihm und seiner Frau.

 „Die Entscheidung fühlt sich richtig an und bietet uns eine neue Perspektive“. Seine Ehefrau wechselt als Ärztin mit Forschungsprojekten an die Uniklinik in Leipzig und Pastor Bergner wird die Bethlehemgemeinde im Leipziger Süden betreuen. Der Wechsel käme zur richtigen Zeit, denn eine der beiden Töchter wird nach den Sommerferien zur Grundschule gehen.

Rückblickend sagt Pastor Bergner, dass er an vielen schönen Ereignissen teilhaben konnte. Neben der Christusgemeinde Herzberg betreut er auch die Michaelisgemeinde Lonau. Die Erweiterung um die St. Benedictus-Gemeinde in Sieber vor zwei Jahren sei eine sehr gute Ergänzung gewesen. „Es sind gute Beziehungen zwischen den drei Kirchengemeinden entstanden“. In all den Jahren sei auch die Zusammenarbeit mit der Nikolaigemeinde in Herzberg intensiver geworden, das Vertrauen sei gewachsen. Was dem Pastor und seiner Gemeinde besonders am Herzen lag, war, als familienfreundliche Gemeinde gesehen zu werden. „Ein sichtbares Zeichen ist mit dem Spielgerät vor der Christuskirche gesetzt worden, der Garten und das Spielgerät sind für alle Kinder und Jugendlichen offen“. Dazu gehöre auch die wöchentlich stattfindende Krabbelgruppe, die sich seit 2015 zu einem festen Termin etabliert habe, wie auch die Jugendgruppe, die alle 14 Tage zusammenkommt. Diese beiden Gruppen werden demnächst langsam wieder starten können. Eine weitere schöne Anregung sei durch den Kirchenvorstand der Christusgemeinde entstanden, nämlich nicht nur die Gemeindemitglieder ab 70 Jahren, sondern auch zu den jüngeren Mitgliedern den Kontakt zu halten und zum 40. Geburtstag zu besuchen.

Was die Gottesdienste und Andachten betreffe, habe man viel Wert darauf gelegt, das Erbe von Pastor Dietmar Dohrmann, der im September 2012 zur Gartenkirche St. Marien in Hannover wechselte, der liturgischen Gottesdienste weiter zu führen und weiter zu entwickeln. „Wir haben viele schöne Gottesdienste gefeiert, mit Popmusik des Chores, aber auch klassisch mit dem Kreiskantor Jörg Ehrenfeuchter“. Auch sei man neuen Formaten nicht abgeneigt gewesen, wie zum Beispiel dem Schlagergottesdienst mit Liedern wie „Marmor, Stein und Eisen bricht“ und „Ich war noch niemals in New York“, gesungen vom Chor der Christusgemeinde „4Elations“ unter dem Leiter André Wenauer. Auf die Frage, ob die Gottesdienste am frühen Sonntagmorgen in der heutigen Zeit noch zeitgemäß seien, sagt Pastor Bergner, dass in seiner Gemeinde schon lange auch Gottesdienste und Andachten zu flexiblen Zeiten stattfinden würden. Zu seinen persönlichen Favoriten würden die Bergdörfer-Gottesdienste gehören, die einmal im Monat abwechselnd in den drei Gemeinden unter freiem Himmel gefeiert werden. Mit im Boot seien auch immer die Vereine und Verbände gewesen, auf deren Unterstützung man sich immer verlassen konnte. Große Unterstützung habe er auch stets durch den Kirchenvorstand erfahren. Besonders das Engagement der Vorsitzenden Elisabeth Kienzle sei bemerkenswert, aber auch die Kirchenvorstände in Lonau und Sieber hätten sich durch ein sehr hohes Engagement ausgezeichnet.

Das vergangene Jahr sei natürlich wegen der Corona-Krise auch für die Kirchen eine Zeit des Umdenkens gewesen. Durch die Auflagen und der Kontaktbeschränkungen hätten sich viele Gemeindemitglieder sehr über Telefonanrufe gefreut haben. „Ich habe eine große Dankbarkeit gespürt“. Und auch die ausgedruckten Andachten, die die Menschen, die keinen Internetanschluss haben, über den Briefkasten erreichten, seien sehr gut angekommen. „Viele waren darüber wirklich zu Tränen gerührt“. Sehr überrascht sei er im Übrigen gewesen, dass die digitalen Gottesdienste teilweise zwischen 1.000 und 1.200 Klicks erzielt hatten. In den sozialen Kanälen seien aber nicht nur junge sondern auch ältere Menschen, teilweise mit Unterstützung der Kinder, unterwegs gewesen. Wenn mancherorts die Kirchengemeinden vielleicht etwas länger gebraucht hätten, habe man in der Christusgemeinde sehr schnell auf die neue Situation reagiert. Denn der erste Gottesdienst, der im vergangenen Jahr ausfallen musste, sei der am 18. März gewesen und bereits am 23. März konnten die Gemeindemitglieder den ersten digitalen Gottesdienst feiern.

Auf die Frage, ob er unter der Corona-Krise viele schwere Gespräche habe führen müssen, antwortet er: „Schwere Gespräche gibt es auch ohne Corona“. Besonders schwere habe er wegen der Corona-Krise nicht gehabt. Viele Menschen hätten ihm gegenüber gesagt, dass man in dieser Region im ländlichen Raum doch sehr gut leben könne. „In so einer Zeit ist aber Mut machen wichtig, und auch in der Corona-Krise können Beispiele aus der Bibel Hoffnung geben“. Zum Beispiel in der Zeit, als weltweit viele Menschen unter Quarantäne standen, könnte man das Beispiel der Arche Noah heranziehen. „Gott geht mit uns gemeinsam durch die Krise“, so der Pastor. Und auch der Psalm 23 „Der Herr ist mein Hirte“ gebe Hoffnung, wieder aus dem finsteren Tal heraus zu gelangen. „Jede Corona-Phase hatte ihre eigenen Herausforderungen, aber es gibt immer Bibeltexte mit einer Perspektive oder einer Aussicht“. Dabei sei dem Pastor wichtig, dass Schuld zu verteilen, ob nun an die Chinesen oder vielleicht an die ersten Urlaubsrückkehrer aus Ischgl, keinen Sinn mache. „Die Schuldfrage bringt uns nicht weiter, vielmehr ist es wichtig, wie man in einer solchen Situation miteinander umgeht“. Weiter sagt der Pastor, dass man hier in einem so schönen Landkreis lebe und den Harz direkt vor der Haustür habe.

„Ich würde mir wünschen, dass sich die Menschen mehr damit identifizieren, ihre Heimat positiver erleben und auch positiver gegenüber anderen darstellen“. Eine positive Aussicht sei auch, dass in diesem Jahr wieder eine Familienfreizeit organisiert werden soll, freut sich Pastor Bergner. Die Reise führt nach Wohldenberg in Holle und soll vom 15. bis 17. Oktober andauern. Begleitet wird die Freizeit vom Diakon David Scherger. Bis ein neuer Pastor oder Pastorin nach Herzberg komme, werde es vielleicht ein halbes Jahr dauern. Das habe aber auch einen Grund, denn die Gemeindemitglieder sollen möglichst keine Vergleiche ziehen und Abstand gewinnen können. Bis dahin werden Pastor Jörg Natho aus Hattorf und Pastor Stefan Schmidt aus Schwiegershausen Vakanzvertreter sein. „Es war eine schöne Zeit, meine Familie und ich werden gern daran zurück denken, besonders weil unsere beiden Töchter hier geboren wurden“. Der Abschiedsgottesdienst findet am 25. Juli um 14 Uhr in der Christuskirche in Herzberg statt.

 

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