Regionales / Harz

07.06.2021

Ein guter Zeitpunkt für Veränderungen


Aus der Sitzung der Kirchenkreissynode im Harzer Land

...KKHL  Christian Dolle

Der Kirchenkreis Harzer Land muss sparen. So viel einsparen, dass es strukturelle Veränderungen nach sich zieht und vieles völlig neu gedacht werden muss. Das war das große Kernthema bei der jüngsten Sitzung der Kirchekreissynode am vergangenen Freitag. Superintendentin Ulrike Schimmelpfeng und Dr. Uwe Brinkmann machten deutlich, dass es jede Gemeinde betreffen wird, jede Einrichtung des Kirchenkreises und dass nun wirklich Mut zur Veränderung erforderlich ist, um Kirche neu zu gestalten.

Die Onlinesitzung begann mit einem Vortrag des Theologen und Buchautors Dr. Steffen Schramm, Leiter des Instituts für kirchliche Fortbildung. Er machte deutlich, dass Kirche und Gemeinde sich immer wieder den Umständen der Welt um sie herum anpassen musste und dass das auch heute wieder dringend nötig ist. (Ein ausführlicher Bericht hierzu folgt).

Nachdem die Mitglieder also für die Problematik sensibilisiert wurden und einige Denkanstöße bekommen hatten, ging es erst einmal um das, was konkret bevorsteht. Im Moment, so machte die Superintendentin deutlich, zählt der Kirchenkreis noch knapp 51 843 Gemeindeglieder, doch im Jahr 2030 werden es nach aktuellen Prognosen nur noch etwa 40 900 sein. Die Zuweisungen der Landeskirche sinken um 12 Prozent, was eine Anpassung auch der Personalstellen unumgänglich macht.

Uwe Brinkmann erläuterte die derzeitige Ausgabenverteilung und machte deutlich, dass die Einsparungen nach diesem Schlüssel auf den Kirchenkreis, die Leitung sowie die Gemeinden verteilt werden sollen. Einige Pflichtaufgaben lassen sich nicht verändern, ebenso verhält es sich mit den Aufgaben des Kirchenamtes. Dabei tragen die Gemeinden dann 70 Prozent. Größte Möglichkeit der Einsparung sei es, Haushalte zusammenzufassen, doch das verhindere leider keine personellen Anpassungen.

Ein großer Punkt, so Ulrike Schimmelpfeng, seien auch die Gebäude. „Wir haben tendenziall zu große Gemeindehäuser“, stellte sie heraus, „das kostet Geld, das eigentlich für inhaltliche Arbeit weie beispielsweise Konfirmandenarbeit gebraucht wird.“ Konkret seien es im Kirchenkreis 4 423 Quadratmeter mehr als von der Landeskirche finanziert werden. Somit muss jede Gemeinde nun überlegen, was machbar ist, wohlweislich, dass es keine generelle Empfehlung für alle geben kann.

Bis Mitte Oktober sollen Vorschläge gesammelt werden und an den Stellenplanungsausschuss gehen, Details können danach erarbeitet werden. Es soll um multiprofessionelle Teams gehen, um Kooperationen über die Regionsgrenzen hinaus, immer vor der zentralen Frage: „Wie setzen wir den Auftrag Kirche zu sein am besten um?“

Anschließend gab es einen Beschlussvorschlag, in dem es um Zuweisungen und Zuweisungskriterien im Rahmen der Finanzsatzung ging, der ohne weitere Diskussion und ohne Gegenstimmen angenommen wurde. Weiterhin musste im Stellenplanungsausschuss für den ausgeschiedenen Sebastian Habeck nachgewählt werden. Hier hatte sich Pastorin Christina Abel vorschlagen lassen, die ohne Gegenkandidaten auch gewählt wurde.

Im Ephoralbericht danke Ulrike Schimmelpfeng zunächst noch einmal für ihre gute Aufnahme im Harzer Land, sie fühle sich angekommen, habe schon viele Menschen kennengelernt, stehe aber für weitere Besuche gerne zur Verfügung. Nun wolle sie nicht gleich alles verändern, fuhr sie fort, manches aber dennoch sofort angehen. Dazu zähle eben das Gebäudemanagement und das Nachdenken über multifunktionale Kirchen.

Sie ging kurz auf die zahlreichen Stellenwechsel im Kirchenkreis ein und dann auf die aktuellen Freiheiten in Sachen Corona. „Einerseits finde ich es großartig“, sagte sie, doch fühle sich der Schnitt jetzt auch ziemlich radikal an, wenn wir plötzlich wieder Gottesdienste normal durchführen und auch singen dürfen. Daher bat sie um vorsichtige Entscheidungen in den Gemeinden. Sinnvoll sei es beispielsweise, gleich zwei neue Hygienekonzepte zu formulieren, für einen Inzidenzwert über und unter 35.

„Nehmen Sie sich die Zeit, gut zu überlegen, welche Aktivitäten jetzt wieder aufgegriffen werden sollen und von welchen Sie sich verabschieden“, gab sie als Anstoß, „es ist jetzt ein guter Zeitpunkt dafür.“ Insgesamt sei es ein schwieriges Jahr für die Kirchenvorstände gewesen, hielt sie noch einmal fest, doch man sei mit den Freiheiten gegenüber Kultureinrichtungen verantwortungsvoll umgegangen, so dass sie dafür auch herzlich dankte.


 

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