Australian Open 2005

von Johannes Nordmann

Das waren noch Zeiten, als Boris Becker und Co. die Tenniswelt in Deutschland verzauberten und die Nation stundenlang vor der Glotze saß. Ich muss gestehen, ich schaute auch lieber Tennis, anstatt das hirnlose Programm irgendeines dieser Werbesender zu verfolgen, obwohl mir als begeistertem Freizeitsportler Aktivitäten lieber waren und immer noch sind.

Die Leistungen in jeder Sportart erkenne ich an, obwohl ich manches nicht nachvollziehen kann. So zum Beispiel Synchronschwimmen; wie kann man ohne entsprechendem Atemgerät nach einer längeren Tauchfahrt mit Unterwassergestrampel, welches kein Mensch erkennen kann, mit einer Klammer auf der Nase die rettende Luft erreichen und dabei noch lächeln? Vielleicht, weil man's überlebt hat ...

Weiter zum Tennis. Bin zwar einige Male in Melbourne gewesen, aber nie zum Termin der Australien Open in der damaligen Arena. Und wenn, hätte ich mich auch lieber in dem in der Nähe liegenden botanischen Garten mit seiner vielfältigen Pflanzen- und Vogelwelt aufgehalten; ganz zu Schweigen von den dort anwesenden weiblichen Paradiesvögeln.

Sicher, ein Match zwischen Serena Williams und der Russin Kurnika kann für den Kenner der Kontraste eine Augenweide sein, - dazu die kleinen, spitzen Schreie der Athletinnen beim Ausführen ihres Tagwerkes. Weibliche Fans werden sich bei dem tiefen Gestöhne der männlichen Spieler vielleicht auch so ihre Gedanken machen?

Seit dem Beton zerschmetternden "Aaatschriiee" von Monika Seles muss das Gehör neben dem Auge bei einer Tennisübertragung einfach auch auf seine Kosten kommen. Vielleicht war sie aber auch chronisch krank und musste nur ständig niesen? So wie sie ihr Gesicht während eines Spiels verzerrt hat, wäre dies durchaus möglich.

Vor Jahren hat sich die deutsche Tennisnation noch nach einem Mixed-Doppel Becker/Graf gegen Stich/Huber gesehnt, welches wegen der kurz silbigen Namen der Akteure für den Fernsehreporter zu keinem Zungenbrecher geworden wäre.

Ich stelle mich mir aber gerade in der Fantasie als Kommentator der diesjährigen (2005) Teilnehmerinnen aus dem Osten Europas im Doppel vor: Navratilova/Hantuchova gegen Dementiewa/Kusnetzova.

Auszug aus dem ersten Satz: Aufschlag Navratilowa (tiefer Schrei), guter Return von Dementiewa (spitzer Schrei) auf Hantuchova (kurzer Schrei), die mit einem Lob über Kusnetzova (ohne Schrei, seltsam!) beinahe ins Aus schlägt. Dementiewa (spitzer Schrei) rettet, spielt wieder auf Hantuchova (kurzer Schrei), die spielt longline auf Dementiewa (spitzer Schrei), von der geht der Ball wieder zurück zu Navratilova (tiefer Schrei), selbige zielt genau auf den Körper von Kusnetzova (ohne Schrei, seltsam!), die den Ball hart in Richtung Hantuchova (kurzer Schrei) zurückbringt.

Auszug aus dem zweiten Satz:

Aufschlag Dementiewa (spitzer Schrei), guter Return von Hantuchova (kurzer Schrei), diesmal mit Netzberührung (Publikumsaufschrei) auf Kus-netz-ova (ohne Schrei, seltsam!), die mit einem Lopp über Dementiewa (spitzer Schrei) beinahe ins Aus schlägt. Hantuchova (kurzer Schrei) rettet, spielt wieder auf Dementiewa (spitzer Schrei), die spielt longline auf Navratilova (tiefer Schrei), von der geht der Ball wieder zurück zu Kusnetzova (ohne Schrei, seltsam!), selbige zielt genau auf den Körper von Hantuchova (kurzer Schrei), die den Ball hart in Richtung Navratilova (tiefer Schrei) zurückbringt.

Auszug aus dem dritten Satz im Tie Break:

Ich sitze schweißüberströmt und mit blutender Zunge in der Reporterkabine. Aufschlag Navratilova (tiefer Schrei), guter Return von Kus-netz-ova (ohne Schrei, seltsam!), diesmal mit Netz.............

Nichts geht mehr, Schluss, Aus, Dementi (ohne kova oder ewa) - ich werfe das oder die Han(d)tuch.. !!

Übrigens: