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23.03.2021

Fledermäuse im Wahllokal


Jürgen Trittin, Doris Köplin, Marie Kollenrott

Kandidatenwahlen der Grünen unter besonderen Bedingungen

von Christian Dolle

Wahlen sind in einer Demokratie eine ernste Sache. Auch jene, bei denen die Kandidaten für bevorstehende Wahlen bestimmt werden. Bei den Grünen standen die Bestimmung der Landratskandidatin sowie des Direktkandidaten für die Bundestagswahl an. Marie Kollenrott und Jürgen Trittin hatten sich bereits zuvor in einer digitalen Aufstellungsversammlung den Mitgliedern präsentiert, gewählt werden musste natürlich ganz ordnungsgemäß an einer Wahlurne.

Da das wiederum aufgrund der geltenden Pandemie-Vorsichtsmaßnahmen nicht so einfach während einer Versammlung möglich ist, musste nach einer anderen, dezentralen Lösung gesucht werden. So stellten mehrere Mitglieder in der Region verteilt Räumlichkeiten zur Verfügung, die als Wahllokale fungieren sollten. In Scharzfeld beispielsweise wurde die Garage von Doris Köplin auf diese Weise „aufgewertet“. 

Dank des schönen Wetters wurde die Urne dann kurzerhand ins Freie verlegt, so war das auch mit dem Mindestabstand kein Problem. Besonderes Highlight war der Besuch von Marie Kollenrott und Jürgen Trittin, die sich natürlich blicken lassen und auch bedanken wollten. Sie machten an diesem Tag also eine Tour durch die Region und lernten dabei Wahllokale kennen, die sie definitiv zuvor noch nicht gesehen hatten. 

Doris Köplin erzählte von den Fledermäusen, die in ihrem „Wahllokal“ leben, die allerdings durften nicht mit abstimmen. Ebenso fiel der Blick auf das Dach und die darauf befindliche Photovoltaikanlage. Aus dem Geplauder über Solarenergie und auch Windenergie wurde ganz natürlich ein politisches Alltagsgespräch, so wie es sich vielleicht auch ohne den politischen Hintergrund dieses Treffens entwickelt hätte. 

Wenn er und viele andere solche Touren demnächst mit Elektroautos machen werden, steige unweigerlich der Strombedarf, hielt Jürgen Trittin fest, daher sollten Solar- und Windenergie doch weiter gefördert und vor allem die Auflagen verringert werden. Zudem müssten viel mehr Flächen ausgewiesen werden, machte Marie Kollenrott ihre Position deutlich, aber natürlich im Einklang mit dem Naturschutz vor Ort. „Da haben wir ein großes Stück Arbeit vor uns“, sagte sie. 

Mehr Freiflächen müssten genutzt werden, Eigenheimbesitzer besser unterstützt, weil die erneuerbaren Energien schließlich allen zugute kommen, außerdem müsse man sich auch in der Region Gedanken über kreative Lösungen wie beispielsweise überdachte Parkplätze an Supermärkten als Flächen für Photovoltaikanlagen machen, ohne dass hier Umweltschutz und Energiewende gegeneinander ausgespielt werden. 

Während die beiden Kandidaten ihren Weg fortsetzten, wurde weiter gewählt – die Wahlbeteiligung war trotz der seltsamen Umstände höher als bei der vergangenen Wahl der Spitzenkandidaten – und am Abend dann die Stimmen ausgezählt. Von 103 abgegebenen Stimmen bei der Wahl zu Landratskandidatin entfielen 69 auf Marie Kollenrott, es gab 28 Nein-Stimmen und sechs Enthaltungen. Mit 86 Ja-Stimmen, acht Nein-Stimmen und acht Enthaltungen wurde Jürgen Trittin erneut zum Bundestagskandidaten gewählt.


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