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21.03.2021

Internationaler Tag der Wälder – Forstgenossen gestalten Wälder enkeltauglich


Der großflächig zerstörte Wald am Lauseberg liegt an der Grenze zwischen den Realgemeinde-Forsten Ebergötzen, Krebeck und dem Genossenschafts-Forst Holzerode

Realgemeinden pflanzen 1,3 Millionen junger Bäume zwischen Northeim, Duderstadt und Göttingen

...Nds. Landesforsten

(Northeim / Göttingen) Die Wiederaufforstung und der Umbau bisheriger Fichtenwälder in klimastabile Mischwälder verlangt von den Waldbesitzenden in Südniedersachsen massive Anstrengungen. In den Forstgenossenschaften im Bereich des Forstamtes Reinhausen  wurden in der vergangenen und der aktuell noch laufenden Pflanzsaison rund 1,4 Mio. junge Bäume gesetzt. Das ist der Stand einer Erhebung zum Internationalen Tag der Wälder (21. März), die die Niedersächsischen Landesforsten für Betreuungswälder in der Region ermittelt haben.

Ziel der außergewöhnlichen Pflanzoffensive ist es, den nachfolgenden Generationen enkeltaugliche Wälder zu hinterlassen. Die Sturm- und Trockenschäden und Borkenkäfer-Massenvermehrungen der letzten drei Jahre hatten in manchen Waldgebieten zu einem Totalausfall geführt. Zahlreiche Waldbesitzer in Südniedersachsen verloren vollständig ihre Nadelwälder und stehen nun vor einem Neuanfang. Der soll möglichst rasch erfolgen, um die entstandenen Lücken in den Wälder zu schließen.

Josef Sorhage ist Vorsitzender der Realgemeinde-Forst Krebeck. Die Krebecker Forstgenossen hat der Klimawandel genauso hart getroffen wie die Nachbarn aus Ebergötzen und viele andere in den Landkreisen Göttingen und Northeim. Von den Fichtenwäldern, die ihnen die Großeltern angelegt hatten, ist nichts mehr übrig. „Jetzt müssen wir weit in die Zukunft denken und auf die richtigen Baumarten setzen“, sagt Sorhage, „schließlich hoffen wir Waldbesitzer, dass unsere Kindeskinder sagen können, was die Alten gemacht haben war überwiegend gut“.

Beim Wiederaufbau der zerstörten Wälder begleitet Felix Jung die Realgemeinde-Forst Krebeck. Der Förster aus Seulingen und seine Kollegen im Reinhäuser Forstamt unterstützen die Realgemeinden bei der Waldbewirtschaftung und beraten sie bei der Wahl der zu pflanzenden Baumarten. Felix Jung und alle Forstleute im Forstamt Reinhausen haben jetzt zusammengerechnet und die neuen Bäume für die Betreuungswälder und den Landeswald aufgelistet. Das Ergebnis sind rund 1,8 Millionen neuer Bäume in weniger als zwei Jahren.

Wälder in Südniedersachsen werden vielfältiger – Eiche ist Vorreiter

Die mit Abstand am häufigsten gepflanzten Baumarten sind Eichen und Buchen, gefolgt von Bergahorn und Kirschen. Aber auch seltene Baumarten halten verstärkt Einzug in das südliche Niedersachsen: Elsbeere, Ulme, Linde, Esskastanie oder Robinie sollen dem Klimawandel mit steigenden Temperaturen und längeren Trockenphasen besser gewachsen sein. „Insgesamt werden die Wälder in den von uns betreuten Forstgenossenschaften vielfältiger, abwechslungsreicher und hoffentlich langlebiger als ihre Fichten-Vorgänger“, hofft Felix Jung.

Er leitet die Revierförsterei Goldene Mark, zu der Genossenschaftswälder von Spanbeck über Gieboldehausen bis nach Schwiegershausen gehören. Jung und seine Revierförster-Kollegen warnen vor den Risiken, denen flachwurzelnde Fichte auf sandigen Böden im Eichsfelder Becken oder am Rand zum Leinebergland ausgesetzt sind. „Wenn Nadelbäume nicht mehr ein erntefähiges Alter erreichen, weil sie vorher dem Borkenkäfer zum Opfer fallen, macht die Investition in Fichtenwälder kaum noch Sinn“, erläutert der Förster. Er rät Waldbesitzern, die Nadelbäume pflanzen möchten, eher zu Douglasien, Lärchen oder Weißtannen als zu Fichten.

Forstamt Reinhausen betreut 10.600 Hektar Körperschafts-und Genossenschaftswälder

Das Forstamt betreut neben seinem 7.100 Hektar großen Landeswald umfangreiche Körperschafts- und Genossenschaftswälder auf 10.600 Hektar in den Landkreisen Northeim und Göttingen. Nördlich von Northeim zählen Realgemeinden wie Denkershausen oder Lagershausen zum Betreuungsgebiet. Im Süden bilden die Ortschaften Reiffenhausen, Reckershausen oder Friedland die Forstamtsgrenze. Im Westen reichen die Genossenschaftswälder von Weende und Bovenden bis an den Göttinger Stadtrand. Während Großenrode und Hillerse die westliche Forstamtsgrenze bilden, sind die Forstgenossenschaften Hattorf, Hörden und Pöhlde die östlichen Waldbesitzer.

Und auch im Landeswald schlagen die Investitionen in die neuen Wälder zu Buche: „Wir haben in den letzten zwei Jahren rund 415.000 junge Bäume vor allem auf die größeren Schadflächen gebracht und auch eine Eichensaat angelegt“ berichtet Dr. Elisabeth Over. „Nun kommen wir an den Punkt, wo wir uns gut überlegen müssen, was wir mit kleineren Flächen machen und wie wir möglichst viele von den aus natürlicher Ansamung stammenden jungen Bäumen in unser Konzept integrieren.“ Die Betriebsdezernentin des Forstamtes Reinhausen weiß, dass mit der Pflege der nun angelegten neuen Waldbestände noch viel Arbeit auf sie und ihre Kollegen zukommen wird.

Auch wenn es nur einen kleineren Anteil am Gesamtprogramm ausmacht, freuen sich Forstleute besonders über den finanziellen Beitrag von besorgten Bürgern und Unternehmen an den Aufforstungen: Über die „Klima-Aktion Wald“ der Landesforsten ist möglich, sogenannte Klima-Aktien zu erwerben, mit deren Erlös die Wiederaufforstung unterstützt wird.

Hintergrund: Der Internationale Tag der Wälder

Der 21. März wurde erstmals 1971 Jahren von der FAO (Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen) als „Tag des Waldes“ ausgerufen. Dies geschah als Reaktion auf die globale Waldvernichtung. Mit knapp vier Milliarden Hektar bedecken Wälder noch rund 30 Prozent der Erdoberfläche. Während sich – ausgehend von Deutschland – seit über 300 Jahren eine nachhaltige Forstwirtschaft in vielen Teilen Europas etablierte, ist die Sorge um die Regenwälder groß, die nach wie vor durch Raubbau und Klimawandel bedroht sind.

Ende des Jahres 2012 wurde dann auf Beschluss der Plenarsitzung der UN-Generalversammlung der traditionelle 21. März eines jeden Jahres zum „Tag der Wälder“ auf internationaler Ebene erklärt. Dieser Welttag der Forstwirtschaft soll die Wichtigkeit aller Arten von Wäldern und ebenso der Bäume außerhalb von Wäldern betonen und würdigen. Einer breiten Öffentlichkeit soll deutlich gemacht werden, dass es im internationalen Zusammenspiel gilt, die nachhaltige Bewirtschaftung, die Erhaltung und die Entwicklung aller Arten von Wäldern und Bäumen zugunsten heutiger und künftiger Generationen zu stärken.

www.fao.org












 

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