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15.03.2021

Ein Impfteam wird gerne reingelassen


Henning Kruse, Dr. Andreas Philippi und Joyce Spillner (v. l. n. re.) im Gespräch mit einer Frau, die sich eine zweites Mal impfen lassen möchte

von Petra Bordfeld

Osterode. Joyce Spillner, Anke Wreden, Dörthe Plümer, Dr. Andreas Philippi und Henning Kruse haben neben ihrer Arbeit einen ehrenamtlichen Fulltime-Job angenommen. Denn sie sind mehrere Tage in der Woche im Interesse der Gesundheit der älteren Generation als eines von zwei DRK-Impf-Teams unterwegs. Ich traf sie im Altenheim Siebenbürgen in Osterode, in dem während des zweiten Impftermins alles andere als eine bedrückte Stimmung vorherrschte.

Als Dr. Philippi erfuhr, dass es bei den Bewohnern und dem Personal sogar zwei Geburtstagskinder gab, die diesen Piks als großes Geschenk ansahen, stimmte er spontan und aus ganzem Herzen ein „Happy-Birthday“ an.

Dieses eingespielte Team ist mindestens sechs Stunden am Tag im Altkreis Osterode unterwegs. Wo es gebraucht wird, fährt es hin. Wäre der ASB (Arbeiter-Samariter-Bund) nicht ebenfalls unterwegs, müssten doppelt so lange Fahrten eingeplant werden. Denn sowohl das DRK und als auch den ASB gilt es, am Ende rund 4500 Altenheimbewohner und ebenso viel Personal zu impfen.

Über die Länge seines Einsatzes entscheiden im Prinzip zwei wichtige Faktoren. Da der in Herzberg niedergelassene Chirurg Philippi die Leitung in den Händen hält, wird erst dann gestartet, wenn der Herzberger alle Praxispatienten versorgt hat. „Und das klappt bislang immer Bestens“, so Anke Wreden, die mit ihm zusammen arbeitet.

„Wir sind da, wenn es Impfstoff gibt“, so die Devise des Teams. Es kommt aber auch auf die Kooperation der Alten- und Pflegeheime sowie der Senioren selbst an. So stelle sich immer wieder die Frage, wer mitmacht, wie die Gegebenheiten der Einrichtung und die Stimmung der Bewohner sind. 

In dem zur Impfstation umfunktionierten Raum wird so Platz geschaffen, dass alle Nasen-und Mund-Masken- und Abstandregeln  eingehalten werden können. Während Anke Wreden die Spritzen einsatzbereit macht, pikst Dörthe Plümer damit in den Oberarm. Die anderen wiederum bewältigen die Bürokratie. „So schaffen wir es, dass alle unsere Arbeitsschritte gelingen“. Dr. Philippi schmunzelt: „Wenn Not an der Frau ist, weil ein hohes Aufkommen von Impflingen zu versorgen ist, dann tausche ich den Kugelschreiber gegen die Spritze ein“.

Da es aber auch Impflinge gibt, die aufgrund ihrer eingeschränkten Mobilität nicht zur Impfstation kommen können, teilt sich das Team auf, um so gleich in den Zimmern die Spritze zu setzen. Im Landkreis Göttingen wohnen rund 7 000 Frauen und Männer, die nicht ins Impfzentrum kommen können. Also machen sich auch aus impffähigem Personal bestehende Teams auf Achse, um auch dort aktiv zu werden.
Für einen nicht eingeplanten Stopp hatte bislang nur der überraschende Wintereinbruch Anfang Februar gesorgt. Da der LKW, welcher den Impfstoff geladen hatte, wegen der schneebedingten Straßenzustände auf der Autobahn fest saß, kam es zu Terminverschiebungen. 

Die Impfenden sind übrigens Überzeugungstäter und stolz darauf, in der Pandemie-Katastrophe einen kleinen Beitrag zur Verbesserung der Situation liefern zu können. „Die Dankbarkeit und das Lob der Bewohner/innen und des Personals motiviert das Team immer wieder von neuem, für die gute Sache zu kämpfen“.

Es stört auch keinen im Team, dass dieser Einsatz neben der beruflichen Arbeit anliegt. Sollten mal Arbeit und Einsatz nicht zusammenpassen, gibt es auch Springer. Denn die Hauptarbeit soll und darf nicht unter diese Aktion leiden. „Bislang haben wir aber immer gute Wege gefunden“. Auch wenn die Frage im Raum steht, wann alle Alten- und Pflegeheime durchgeimpft sind, habe noch niemand daran gedacht, aufzugeben. 

Das Team freut sich mittlerweile auch über die beispielsweise in den Harz-Weser-Werkstätten gestarteten Einsätze. Allerdings sei weiterhin Aufklärungsarbeit von allen Seiten notwendig. Dr. Philippi mahnt an, dass insbesondere eine unbürokratische Verwaltung wünschenswert wäre. Ein praktischer Arzt müsse für jede Impfung acht Unterschriften, einschließlich Impfausweis, leisten. 

Alles in allem sei aber bislang alles richtig gut gelaufen. Die Kooperation mit den Pflegeinrichtungen war und wird es weiter sein, immer das gemeinsame Ziel, die Verbesserung Lebensqualität zu erreichen. Jedenfalls ist das Team sich in einem einig: „Wir kämpfen an der Front der historische Pandemie des Virus“. Man müsse im Prinzip alles neu lernen und auch behalten, damit man der Nachwelt erzählen könne, wie es damals war. „Denn wir wissen nicht, was noch alles kommen wird“. 

Die folgenden Bilder können Sie vergrößern, wenn Sie ein Eseltreiber-Abo haben:


Anke Wreden zieht die Spritzen auf...

Dörthe Plümer setzt die Spritzen richtig ein

 

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