Kultur

25.02.2021

Die Posaunenchöre im Harzer Land bleiben „aktiv kreativ“


Kreisposaunenchorleiter Andreas Bücher über Abstände, virtuelle Musik und Verstärkung

...KKHL Mareike Spillner

Die meisten Proben der Posaunenchöre im Harzer Land fallen seit Monaten aus. „Die derzeit geltenden Hygienebestimmungen erschweren das Proben natürlich“, gibt Kreisposaunenchorleiter Andreas Bücher aus Lerbach unumwunden zu. Deshalb sei auch die Weihnachts-Serenade des Kirchenkreisposaunenchores, die traditionell im Januar stattfindet, in diesem Jahr ausgefallen.

Denn aktuell dürfen laut der Handlungsempfehlungen der Landeskirche Hannovers maximal acht Bläser und Sänger in Gottesdiensten Musik machen, wenn sie drei Meter Abstand zueinander und mindestens sechs Meter zur Gemeinde einhalten. Gemeindegesang ist derzeit nicht erlaubt. „Der Aufwand für eine virtuelle Musik mit Video oder ähnlichem ist wirklich immens und kann nicht mal so eben neben dem aktuellen Berufsleben geleistet werden; mal abgesehen von einer Finanzierung der nötigen Programme“, so Bücher.

Einige der Posaunenchöre im Kirchenkreis seien kreativ geworden, um zumindest proben zu können: Der Posaunenchor Bad Sachsa sei da ein gutes Beispiel. „Er spielt regelmäßig draußen – mit großem Abstand vor Seniorenheimen und anderen Einrichtungen. Das erfreut nicht nur die Zuhörer, sondern stellt auch gleichzeitig die wöchentliche Probe dar und ist völlig Regel-konform.“ Der Posaunenchor in Lerbach probe derzeit nicht, da die Räumlichkeiten für die Abstandsregelungen zu klein seien. Vor dieser Herausforderung stehen einige Chöre. Nur in wenigen Gemeinden finden derzeit überhaupt Proben statt, darunter in Clausthal-Zellerfeld. „Dort sind die Räume entsprechend groß, es wird mehr als genügend Abstand gehalten und es können alle Bestimmungen eingehalten werden“, ergänzt Andreas Bücher. 

Dabei sei die Resonanz auf Aktionen derzeit besonders groß und die Verkündigung die Hauptaufgabe von Kirche, so Bücher. „Wir sollten gerade jetzt Präsenz zeigen und suchen entsprechende Möglichkeiten.“ Eine davon sei, zu Hause zu musizieren und das Ergebnis als kleines live Video zu veröffentlichen. „Das haben meine Frau und ich im Dezember ausprobiert – Weihnachtslieder statt Weihnachtskarte sozusagen. Und dieser Versuch kam bei Freunden und Familie sehr gut an“, freut sich der Lerbacher. 

In den Sozialen Medien haben sich deutschlandweit Posaunenchormitglieder zusammengetan – um Ideen zu teilen, Erfahrungen auszutauschen und während der Corona-Zeit die „Familie Posaunenchor“ lebendig zu halten. Denn was fast alle Chöre gemeinsam haben, sei der fehlende Nachwuchs. Und die Gewinnung von neuen Mitspielern ohne Proben und Konzerte sei natürlich dementsprechend schwierig. „Also falls sich jemand angesprochen fühlt, der längere Zeit ein Blechblasinstrument gespielt hat und gerne wieder einsteigen möchte – unsere Posaunenchöre in der Region freuen sich über jede Verstärkung“, rührt Andreas Bücher die Werbetrommel. „Diese Verstärkung ist in vielen Chören auch dringend nötig, sind sie doch in den letzten Jahren oftmals auf das musikalische Minimum geschrumpft. Fällt dann jemand plötzlich durch Krankheit aus, kommt es schon mal vor, dass Termine kurzfristig abgesagt werden müssen, sofern man in den Nachbarchören spontan keinen Ersatz findet.“ Natürlich seien auch „Instrumenten-Neulinge und Quereinsteiger“ willkommen. Alle Chöre hoffen, dass die Live-Proben zum Frühjahr/Sommer wieder starten können. 

Als nächstes großes Event steht in jedem Fall der Tag der Posaunenchöre am Sonntag, 14. März, an. Er wird vom Posaunenwerk Hannover initiiert, der sich aufgrund der aktuellen Situation etwas Besonderes hat einfallen lassen: Neben den erlaubten Gottesdiensten gibt es virtuelle Proben und ein gemeinsames Video! Es ist also ein buntes Programm zu erwarten an diesem Tag. Mitglieder aus dem Kreisposaunenchor werden einen Gottesdienst am 14. März ab 18 Uhr in der Osteroder St. Aegidien-Marktkirche gestalten. Darüber hinaus wird es weitere im Kreis geben, die kurzfristig der Presse zu entnehmen sind. Ebenfalls am 14. März wird das Landesposaunenwerk ein Video online schalten, an dem sich zahlreiche Chöre beteiligen. Somit ist eines klar: Die Posaunenchöre bleiben aktiv kreativ!



 

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