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06.02.2021

Corona hat einigen Hunden und Katzen im Tierheim Osterode geholfen


Juliane Porz, Steven Dittrich und Alanis Sieger (v. l.) sind mit ganzem Herzen für die vierbeinigen Bewohner des Tierheimes da

...von Petra Bordfeld

„Einen leichten Anstieg der Anfragen für die Tiere hat es in der Corona Zeit zwar schon gegeben, die meisten Interessenten haben sich sogar intensiv mit dem Gedanken befasst, sich ein Tier anzuschaffen. Wir hatten, trotz dieser ungewöhnlichen Situation keine Bauchschmerzen, Hunde und Katzen an ihre neuen Besitzer zu vermitteln, sonst hätten wir es auch nicht gemacht. “, so die Leiterin des Tierheimes in der Leege, Alanis Sieger. Auch gibt es keinen „Durchgangsverkehr“ von Besuchern mehr, was die Tiere viel entspannter hat werden lassen.

Denn, ebenso wie beim ersten, müssen auch beim zweiten Lockdown Interessenten ihren geplanten Besuch unter der Telefonnummer 05522/502124 oder per Email (tierschutz_osterode@yahoo.de) anmelden. „Durchaus kann es mal drei bis vier Tage dauern, bis der Besuch möglich ist“. Schließlich könne das Team keine unbegrenzte Zahl an Gästen durchschleusen.

Wenn jemand Interesse beispielsweise an einer Samtpfote bekundet, wird die übrigens nicht allein vermittelt, außer in ihrem geplanten neuen Zuhause lebt schon ein Artgenosse. „Katzen sind schließlich keine Einzeltiere und brauchen ihre sozialen Kontakte, außer die Stubentiger vertragen sich nicht gut mit anderen“. Bevor der Umzug gestartet wird, gilt es erst einmal für die eventuellen neuen Besitzer, einen Fragebogen auszufüllen. Ist das geschehen, erfolgt trotz Corona eine Vorkontrolle. „Es kann niemand mit Katzenkorb kommen und davon ausgehen, dass er die Auserwählte gleich mitnehmen darf. Auch wenn andere Tierheime dies anders handhaben, sind wir sehr überzeugt von unserem Ablauf. Es dauert zwar länger erst eine Vorkontrolle zu machen, trotzdem gab es schon mehrere Fälle in denen das definitiv hilfreich war. Wenn die Tiere uns verlassen sollen sie es schließlich besser haben“.

Vorkontrollen werden auch dann durchgeführt, wenn die Anfahrt sehr weit sein könnte. Denn der Tierschutzverein steht in bester Verbindung mit anderen Tierschutzorganisationen oder ehrenamtlichen Kontrolleuren, die auf Osterodes Wunsch vor Ort nachschauen werden. Wenn die Kontrolle positiv verlaufen ist, können die neuen Besitzer ihren kleinen Schatz abholen.

Bei Hunden läuft es ähnlich. Jeder der einen besten Freund des Menschen haben möchte, sollte sich im Klaren sein, dass das Tierheim das Wunschtier nicht aus dem Hut zaubern kann. Zuerst einmal gilt, während eines zuvor festgelegten Termins, auch das Anschauen. Wenn das Interesse ernst gemeint ist, steht Spazierengehen auf dem Plan, was selbstredend auch zu Corona-Zeiten möglich ist. Mitarbeiter/innen gehen auf Wunsch bei den ersten Gassi Gängen mit, denn unter freiem Himmel mit richtigen Abstand und Masken ist die Ansteckungsgefahr gering. Wenn es bei Mensch und Tier gefunkt hat, erfolgt eine Vorkontrolle des neuen Zuhauses. Wenn die positiv verlaufen ist, schließt sich das Abholen an.

Nicht selten seien alte Bekannte gekommen, die sich schon eine Katze oder einen Hund aus diesem Tierheim geholt haben und jetzt noch einem zweiten, manchmal sogar einem dritten vierbeinigen Artgenossen ein neues Zuhause geben wollen. „Es freut uns natürlich immer sehr, wenn Adoptanten wieder zu uns kommen. Die Leute kommen erneut, weil sie gute Erfahrungen mit uns gemacht haben, und wir können bei den Vergesellschaftungen der Tiere ehemalige Schützlinge von uns wieder sehen“.

Der Tierschutzverein Osterode und Umgebung habe gemerkt, dass viele Leute auch deshalb wieder kommen, weil die Öffentlichkeitsarbeit, Facebook und die Homepage sehr transparent geworden ist und Einblicke in das Tierheim gewährt.
So waren Sylter Urlauber gekommen und hatten sich in eine der Heim-Katzen verliebt. Das sei so überzeugend gewesen, dass sofort das Vorkontrollensystem angeschoben wurde. Als dieses in einem absoluten okay endete, durfte die Samtpfote mit auf die Nordseeinsel ziehen. Aber auch Menschen aus Mannheim, aus Benneckenstein oder aus der Dom- und Hochschulstadt Merseburg fanden in Osterode ihren neuen befellten Liebling.

„Wir haben auch in der Corona Zeit ganz tolle Familien gefunden“, so Alanis Sieger. Mit vielen Adoptanten stünde man immer noch in Verbindung und habe absolut keine Angst, dass sie ihren neuen Liebling nach Corona wieder zurückbringen. „Wären wir nicht von Anfang an überzeugt davon gewesen, hätten wir das Tier nicht an diese Interessenten vermittelt.“

Erfreulicher Weise seien auch ältere Hunde vermittelt worden. So habe eine betagte Hündin Einzug bei einem ebenfalls betagten Ehepaar gehalten. „Die drei haben sich gesucht und gefunden“. Das Hauptaugenmerk der Anfragen liege momentan allerdings auf kleineren bis mittleren Familien-Hunden.

Allerdings schaffe es dieses positive Feedback nicht, über das Minus in der Heimkasse hinwegzusehen, wofür Corona in der Form gesorgt hat, dass alle traditionellen Feste vom Veranstaltungsplan gestrichen werden mussten. Gut für die Finanzen hätte aber die Weihnachtsbescherung für Hunde und Katzen ausgesehen. Die Nikolaussäckchen-Aktion sei ebenfalls super angekommen. Genau aus dem Grund wird sie zu Ostern mit kleinen „Nestern“ wiederholt werden.

Damit sei der finanzielle Verlust aber nicht aus dem fünfstelligen Bereich herausgekommen. „Personal- und Betriebskosten sind letztendlich nicht weniger geworden“.

Trotzdem, so Alanis Sieger, sei Corona nicht das große Übel des Jahrtausends. Denn sogar in der Zeit, als das Heim fast völlig geschlossen war, seien Hunde vermittelt worden, die sehr lange auf ein neues Zuhause gewartet hätten. „Außerdem trainieren wir auch jetzt intensiv mit den Hunden, denn man hat mal eine Stunde mehr Zeit, ins Außengehege zu gehen oder Spaziergänge zu machen“. Ähnlich sehe es bei den „Wild-Katzen“, den „Ungezähmten“ oder von schlechten Erfahrungen psychisch Gezeichneten, aus. Die Samtpfoten sind schließlich sehr scheu. „Corona sorgt dafür, dass wir auch ihnen mehr von unserer Zeit geben können“.

Außerdem könne man den Gesprächsbedarf vieler Anrufer mehr Zeit widmen. Gut täten aber auch die Anrufe, welche die Frage beinhaltete, wie es dem Tierheim-Team geht.

Besonders freut sich die Tierheimleiterin darüber, dass der Rat der Stadt Osterode die neue Verordnung über die Kastrations-, Kennzeichnungs- und Registrierungspflicht von freilebenden und freilaufenden Katzen beschlossen hat. Denn auch wenn der Tierschutzverein sich in dem Bereich sehr stark gemacht hätte, habe die Zahl der ausgesetzten, herrenlosen, freilebenden und verwilderten Katzen nicht abgenommen. „Es ist nur traurig, dass viele davon nichts wissen wollen, oder andere es noch nicht wissen“.

So seien im vergangen Jahr drei junge Katzen mit ihrem Nachwuchs aufgenommen worden, die zu dem Zeitpunkt schon wieder tragend waren. Alle Kitten wurden aber groß gezogen und auch vermittelt. Damit wurde und werde die tierärztliche Versorgung nicht leichter, denn die kleinen Samtpfoten werden schneller krank, wie die Erwachsenen.

„Im Prinzip sind wir sieben Tage die Woche, also 365 Tage im Jahr da, um die Tiere von 8 bis 18 Uhr zu betreuen“. Nicht selten werde auch ein krankes Tier mit nach Hause genommen, weil es eine 24stündige Betreuung benötige. Es müssten durchaus auch Nachtschichten eingelegt werden, wenn es um die Rettung eines Tieres geht. „Aber alles, was wir hier machen, machen wir von Herzen gerne. Deswegen sind wir hier. Außerdem können wir uns aufeinander verlassen und wollen auch viel gemeinsam machen“.

Wir, dass sind die Tierheimleiterin Alanis Sieger, deren Stellvertreterin Juliane Porz und Steven Dittrich. Während die drei fest angestellt sind, ist auch noch die Bundesfreiwilligendienstlerin (BFD) Jessie Gosch eine riesen Unterstützung für das Team. Es wäre schön, wenn sich noch ein/e Bundesfreiwilligendienstler/in für ein Jahr bei ihnen meldet. Ehrenamtliche Helfer und Helferinnen sind ebenso gerne gesehen. Wer Interesse hat, der melde sich entweder unter folgender Email-Adresse (tierschutz_osterode@yahoo.de) oder unter der Telefonnummer: 05522/502124.

 

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