Regionales / Stadt Osterode / Dorste

30.01.2021

Veränderungen in Dorster Kirchengemeinde


Die Corona-Pandemie brachte Probleme, aber auch Positives mit sich

von Ralf Gießler

Seit Monaten grassiert die Corona-Pandemie weltweit. Es gibt wohl keinen Lebensbereich, den sie nicht berührt. Auf vieles Liebgewonnenes muss seitdem verzichtet werden. Oder es findet nur eingeschränkt, wenn überhaupt, unter besonderen Bedingungen statt. Welche Probleme bringt Corona für eine Kirchengemeinde mit sich? Diese Frage stell(t)en sich auch Haupt- und Ehrenamtliche der St. Cyriaci-Kirchengemeinde in Dorste.

Für den Förderverein "Kirche für Dorste" ist sie schnell beantwortet. Alle Veranstaltungen mussten ersatzlos gestrichen werden. Somit konnten auch keinerlei Einnahmen generiert werden. Aktionen, die das Gemeindeleben in der Vergangenheit bereicherten, blieben zwangsweise aus. Auch der Chor "Haste Töne?!", sonst ein Garant für volle Konzerte im Gotteshaus, wünscht sich schnell die gewohnten Verhältnisse zurück. Auftritte, Gottesdienstbegleitungen, Übungsabende - alles heruntergefahren.

Fallen berichtenswerte Veranstaltungen aus, wird es ebenso für die Redaktion schwierig, den Gemeindebrief mit entsprechenden Inhalten zu füllen. Gleiches gilt für die kirchliche Homepage www.kirche-dorste.de: "Nach wie vor bin ich bemüht, unsere Webseite mit Neuigkeiten zu "füttern". Zur Zeit überwiegen aber ganz klar Informationen mit Pandemiebezug", berichtet Ralf Gießler, Kirchenvorstandsmitglied und u.a. zuständig für den digitalen Auftritt der Gemeinde.

Pastor Stefan Schmidt beschäftigt die Situation ebenfalls sehr: "In der Kirchengemeinde ist es belastend, dass wir zur Zeit Unsicherheit aushalten und immer neu abwägen und entscheiden müssen. Schon an Weihnachten standen wir vor der Frage, ob wir an Präsenzgottesdiensten festhalten oder nicht. Und diese Frage bleibt: Ist es verantwortbar, in der Kirche Gottesdienst zu feiern, natürlich mit Abstand, Maske und ohne Gesang? Das ist eine schwierige Abwägung. Halten wir an den Konfirmationsterminen fest oder müssen wir wieder verschieben? Wie halten wir überhaupt den Kontakt zu den Jugendlichen? Und nach jeder Bund-Länder-Konferenz gibt es auch wieder neue Regelungen für die Kirche und damit neuen Entscheidungsbedarf. Wir würden gern verlässlich planen. Wir müssen damit leben, dass alle unsere Pläne auch wieder über den Haufen geworfen werden können. Dass wir nicht wissen, "was morgen sein wird", ist ja eigentlich eine alte biblische Einsicht. Damit zu leben und gelassen umzugehen, ist aber manchmal sehr herausfordernd."

"Noch immer ist die Situation besonders für Trauerfamilien belastend. Manche konnten von ihren Angehörigen in Krankenhäusern und Pflegeheimen Abschied nehmen. Sie sind dankbar, wenn sie in den Einrichtungen Entgegenkommen gefunden haben und ihre Angehörigen begleiten konnten. Andere haben ihre Angehörigen aber auch nicht mehr sehen dürfen. Da fehlt einfach ein Stück Abschied, das man nicht nachholen kann! In der jetzigen Phase der Pandemie sind viele erschöpft und gereizt. Die Herausforderung als Seelsorger sehe ich darin, diese Gefühle bei mir und anderen zuzulassen. Wir dürfen jetzt auch einfach genervt und müde sein! Und gleichzeitig zu fragen: Wie kann ich damit gelassen und barmherzig umgehen? Bei mir und anderen? Mir gefällt die Jahreslosung ganz gut: "Seid barmherzig, wie auch euer Vater barmherzig ist!" Also nicht nur: Bleiben Sie gesund! Sondern auch: Bleiben Sie barmherzig! Mit sich und anderen", so Pastor Schmidt weiter.

Prädikantin Rosita Bohnert meint zur selben Frage: "Ich kann den digitalen Gottesdiensten und Konferenzen nichts Positives abgewinnen. Kirche lebt vom Gespräch, von der Nähe zu den Menschen, von Berührung, Gestik und Mimik, Zuhören und Zeit. Dazu braucht man den unmittelbaren Gegenüber. Und das sehe ich als ganz große Stärke unserer Kirche. Gerade die Dorster Gemeinde ist zudem noch ungemein interessiert an den anstehenden Bauvorhaben, am Friedhof und erwartet Informationen. Ich glaube, wenn wir diese Pandemie einmal richtig überstanden haben, wird sich vieles verändert haben. Nicht nur bei Kirche, sondern auch in Vereinen und Institutionen. Einige werden sich fragen, ob sie sich weiterhin ehrenamtlich engagieren. Wozu? Hat mir das eigentlich gefehlt? Ich vermute, dass es einen ganz großen Einbruch am Engagement bei den Ehrenamtlichen geben wird."

Es gibt aber auch positive Tendenzen und viele neue Ideen zu beobachten, die mit dazu beitragen, das kirchliche Leben "am Laufen" zu halten. So hat zum Beispiel Pastor Klaus-Wilhelm Depker eigene digitale Formate entwickelt. Seit Monaten stellt er mehrmals im Monat kleine kurze Impulse zur Woche auf seinem YouTube-Kanal ins Netz. Anhand der jeweiligen Losung spricht Depker auf diesem Wege ermutigende, tröstende und Hoffnung spendende Worte und Gedanken seinen Zuschauern und -hörern zu. Ein besonderer Dienst, der nicht nur von der eigenen Gemeinde gerne angenommen wird.

"Vielleicht trägt ja die momentane Situation ein Stück dazu bei, dass man wieder etwas enger zusammenrückt. Nicht nur als Kirchengemeinde, sondern auch als Gesellschaft insgesamt. Schön wäre es jedenfalls", hofft Kirchenvorstand Ralf Gießler abschließend.

 

Anzeige