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16.09.2020

Gleichberechtigung rief den Frauenchor Katzenstein ins Leben


Ilse Vetter, die Gründerin des Frauenchores Katzenstein, mit ihren Sängerinnen, die ihr am 17. Juli 2007 zum 90. Geburtstag gratulierten

...von Petra Bordfeld

Weil sich ihr Mann mit anderen einmal in der Woche zum Singen traf, sagte sich Ilse Vetter im Jahr 1950: „Das können wir Frauen auch“. Und sie sollte Recht behalten, sonst hätte der Frauenchor Katzenstein nicht vorgehabt, sein 70jähriges Bestehen gebührend zu feiern.

Die Sängerinnen wollten nämlich mit Chorleiter Richard Koscielny zu einem Konzert laden, welches gemeinsam mit allen musikalischen Vereinen der drei Seestädte am 20. September in der St. Simon und Judas-Kirche ausgerichtet werden sollte. Danach sollten im Paul-Schneider-Haus Kaffee und Kuchen sowie belegte Brötchen gereicht und ausgiebig geklönt werden. Die Corina-Pandemie hat aber einen großen Strich durch dieses Vorhaben gemacht. Weil es wenig Frauenchöre gibt, die so alt geworden sind, wollen die Sängerinnen das Jubiläum aber in der Corona freien Zeit nachholen. „Das wird hoffentlich nicht mehr so lange dauern“, so die erste Vorsitzende, Heike Riehn, die schmunzeln auf das Jahr 1950 zurückschaut.

Als Ilse Vetter den Entschluss fasste, im Namen der Gleichberechtigung ihre Freundinnen und Bekannten zu fragen, ob sie gemeinsam ihre Stimmen für ein buntes Liedgut erheben wollten, stieß sie auf offene Ohren.

Da sich alle einig waren, dass Musik das Herz umschmeichelt und sanft und zart die Seele streichelt, wurde der Frauenchor Katzenstein aus der Taufe gehoben. Damals wurde übrigens noch kein großer Wert auf die Kleidung gelegt. „Nicht selten tauchte die eine oder anderer mit umgebundener Schürze auf“. Doch im Laufe der Zeit wurde nicht nur auf die Mode geschaut, sondern auch mit ihr Schritt gehalten.

Begonnen hat alles mit leichten Liedern, später kamen anspruchsvollere hinzu. Es dauerte nicht lange, und der Frauenchor Katzenstein war von Umzügen, Konzerten der unterschiedlichsten Art und Ständchen zu verschiedenen Anlässen nicht mehr wegzudenken.

Auf die Zahl der Chorleiter schauend kommt die erste Vorsitzende auf insgesamt acht. Unter ihnen war „nur“ einmal eine Frau. Richard Koscielny hält bereits seit 1997 den Taktstock in der Hand und hat nicht vor, ihn zur Seite zu legen. Zehn Jahre länger ist Heike Riehn erste Vorsitzende. Ihre Vorgängerinnen war Ilse Vetter, Else Dempwolf und Waltraud Hahn. „Probleme mit unseren singenden Männern hatten wir nie gehabt, auch wenn gemeinsame Auftritte nicht sehr oft waren“.

Wer Auftritte hat, muss auch proben. Genau das sagten sich die aktiven Mitglieder des Frauenchores Katzenstein auch. Je nach Chorleiter wurde sich auf einen Wochentag geeinigt, nur der Sonntag blieb außen vor. Da es zu den Anfangszeiten noch zwei Gaststätten in Katzenstein gegeben hatte, wurde monatliche getauscht, damit sich keine von beiden auf den Schlips getreten fühlen konnte.

Doch als beide ihre Türen endgültig geschlossen hatten, führte der Probenweg erst einmal in die Bahnhofsgaststätte, die noch immer in Lasfelde gelegen ist. Doch da dort nicht selten anstehende Feierlichkeiten die Proben störten, der Kirchenchor sich 1993 aufgelöst hatte und Heike Riehn im Kirchenvorstand saß, wurde mit der Jahrtausendwende das Paul-Schneider-Haus der neue Übungsort.. Und genau dort wird sich jetzt immer noch montags von 18.30 bis 20.15 Uhr zum Singen getroffen. Wer mal reinschnuppern möchte, ist herzlich willkommen.

Frau traf sich aber nicht bloß zu den Probeabenden und zu den Auftritten der unterschiedlichsten Art, sondern auch zu einer bunten Fahrten-Vielfalt. Ganz Deutschland, Wien und Prag wurden in Augenschein genommen. Besonders wird an die Fahrten nach Bonn und Berlin zurückgedacht. Denn weil Gerda Dempwolf, passives Mitglied des Jubel-Chores, ja geraume Zeit im Bundestag gesessen hat, machte sie es möglich, dass sowohl der Regierungssitz in Bonn als auch später in Berlin besucht werden durfte.

Wegen Corona finden schon seit geraumer Zeit keine Chorproben mehr statt, aber frau trifft sich ja mal so im Ortsteil oder telefoniert miteinander. Ein Satz fehlt beim Klönen in sicherem Abstand nie: „Hoffentlich können wir wieder singen“. Denn die Chorproben sind immer noch ein Highlight.

 

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