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02.09.2020

125 Jahre Feuerwehr und 85 Jahre Musikzug Dorste


Die gesamte Dorster Wehr stellte sich im Jubiläumsjahr für ein Erinnerungsfoto zusammen

...von Petra Bordfeld

Auch wenn das Motto des bis ins kleinste Detail geplante Festes der Freiwilligen Ortsfeuerwehr Dorste und des Musikzuges „Wir brennen darauf mit euch zu feiern“ vom Corona-Virus gnadenlos „gelöscht“ wurde, hat die „Arbeitsgruppe Chronik“ die Festschrift fertiggestellt, die bei Denise und Thomas Sindram käuflich zu erwerben ist. Denn 125 Jahre Feuerwehr und 85 Jahre Musikzug sind Erinnerungen jedweder Art wert. Übrigens waren zur Vorbereitung des Jubiläums drei weitere Arbeitsgruppen tätig.

Die heutigen Kameraden und Kameradinnen sind sich sicher, dass die Männer, welche 1895 die Wehr ganz offiziell gründeten, mit Stolz geschwellter Brust nicht aus dem Staunen heraus kämen. Denn vor ihnen stünde die überaus aktive Freiwillige Feuerwehr Dorste, die fest mit dem alltäglichen Leben ihrer Ortschaft verwachsen ist. Außerdem haben die vier aktiven Gruppen, wozu auch die 1992 gegründete Frauengruppe zählt, ein ausgezeichnetes Verhältnis zu den Nachbarwehren. Außerdem wurde und wird die Beziehung zu den polnischen Kameraden gepflegt, die seit 2016 besteht.

Und nicht nur für Ortsbrandmeister Maik Sindram und seinem Stellvertreter Achim Dix gibt es an dem Fortbestand dieser sehr aktiven Wehr absolut keine Zweifel. Immerhin zählt sie zurzeit 38 aktive Kameraden und 13 Kameradinnen in der aktiven Abteilung. In der Jugendwehr sind zwölf Mädchen und Jungen vertreten, in der Altersabteilung zwei Frauen und 35 Männer. Außerdem gibt es mit Otto Fahlbusch, Gundolf Schreiber und Willi Wöhlke drei Ehrenmitglieder. Zahlreiche Förderer stehen der Wehr außerdem erfreulicherweise zur Seite.

Schließlich wurde nicht nur damals Kameradschaft gepflegt, sie wird auch heute noch ganz groß geschrieben. Das galt und gilt ganz bestimmt nicht „nur“ dann, wenn zum Löschen ausgerückt werden muss. Letztendlich beteiligen sich die Kameraden und Kameradinnen immer wieder mit vielen Aktionen am Dorfleben. Sie hoffen, dass sie das unter anderem im kommenden Jahr während des Schüttenhoffs erneut unter Beweis stellen können.

Im Prinzip ist die Dorster Wehr gerne das „Mädchen für alles“. So richtet sie traditionsgemäß das Osterfeuer ebenso aus, wie sie den Weihnachtsbaum besorgt, aufstellt und sich um die Sicherheit der Lichterketten kümmert. Sicherungen führt sie auch bei den unterschiedlichsten Umzügen durch, wenn diese wieder starten. Beim Umwelttag packt sie nicht bloß mit an, das von anderen Weggeworfenen einzusammeln. Das Feuerwehrgerätehaus war vor Corona immer Start und Ziel der ausrückenden Gruppen, die dort am Ende auch beköstigt werden, und das wird auch nach Corona sein. Weiter werden sie sie auch Feuer- und Bandschutzwachen schieben.

Außerdem haben sie offene Ohren und scharfe Augen für die jüngsten Dorster Einwohner/innen. Um auf die Einführung der Rauchmelderpflicht aufmerksam zu machen und damit die neuen Erdenbürger mit Sicherheit ins Leben starten sollten, erhielten deren Eltern einen mit wichtigen Dingen (neben Rauchmelder unter anderem auch von der Frauengruppe gestrickte rote Feuerwehrsöckchen) gefüllten Karton. Auch Kindergeburtstage wurden in der Vergangenheit ausgerichtet und es wird sich jährlich an der Ferienpassaktion der Stadt Osterode am Harz beteiligt

Wie hat aber der Feuerwehralltag begonnen?

Das erste Feuerwehrgerätehaus stand in der Nähe des 1981 errichten jetzigen Gebäudes auf dem Kirchplatz. Dort war die von Pferden oder Menschen gezogene Spritze untergebracht. Schon damals konnten die Räumlichkeiten nicht mit dem immer größer werdenden Format der Einsatzfahrzeuge mithalten. Also fand die Grundsteinlegung des neuen Feuerwehrhauses vor 39 Jahren statt. Als sich dies durch die Dimensionierung der Fahrzeuge abermals als zu klein entpuppte, fassten die Wehrmänner und –frauen den Entschluss für einen Anbau. Sie vergrößerten das Gerätehaus im Jahre 2007 um ungefähr ein Drittel im Garagentrakt und im ersten Stock. Die Materialkosten übernahm die Stadt, die Arbeitskraft stellten viele fleißige Kameraden/innen zur Verfügung. Im Prinzip hätte das alte LF 8 dort einparken sollen. Doch es verabschiedete sich schon zu früh aufgrund eines größeren technischen Schadens. Als dann das neue Fahrzeug anrollte, stellte sich heraus, dass wirklich auf das Feinste gearbeitet wurde. Es passte problemlos in die neue Halle rein.

Die Baumaßnahmen liefen allerdings so „nebenbei“, denn der Feuerwehrbetrieb der ehrenamtlichen Mitglieder sollte und durfte davon nicht in Mitleidenschaft gezogen werden.

Die aktiven Gruppen halten regelmäßig eigene Dienstabende ab. Einmal im Monat treffen sich alle Aktiven, zu einem gemeinsamen Dienstabend, damit Erfahrungen und Gedanken ausgetauscht werden können.

Da sind aber nicht bloß die Mannslüt aktiv. Denn 1992 setzten die Frauen um Brigitte Schreiber, die Frau des damaligen Ortsbrandmeisters, die Gleichberechtigung durch, die nicht vor der Tür der Feuerwehr endete. Die Frauengruppe schaffte es sehr schnell mit ihrer Leistung, dass auch die letzten Skeptiker das Können des angeblich „schwachen“ Geschlechts akzeptierten.

Zehn Jahre später machte Gundolf Schreiber darauf aufmerksam, dass noch eine wichtige Gruppe fehlte: die Jugendfeuerwehr. Und so wurde 2002 die Nachwuchswehr ins Leben gerufen, welcher heute zwölf Mädchen und Jungen angehören. Ihnen wird übrigens die Dienstkleidung kostenfrei zur Verfügung gestellt und ein Mitgliedsbeitrag wird auch nicht erhoben. Dort wird nicht bloß gebüffelt. Spiel und Spaß kommen auch nicht zu kurz.

Aber auch die Mädchen und Jungen, die noch nicht zehn Jahre alt sind, dürfen durchaus mal bei der Jugendwehr reinschnuppern, wenn die Dienstabend wieder laufen. Wenn sie Gefallen daran finden, werden sie gerne zur Kinderwehr nach Osterode gefahren.

Da ist aber auch die Altersabteilung, in der zwei Frauen und 35 Männer anzutreffen sind. Wer da aber glaubt, die hätten sich auf das Abstellgleis begeben, der irrt sich. Denn die älteren Semester treffen sich regelmäßig und stehen immer in den Startlöchern, wenn irgendwo Hilfe benötigt wird.

Wer nun aber schon zu alt für die Jugendwehr ist, und doch aktiv in die Feuerwehr Dorste eintreten möchte, dem werden mit Sicherheit keine Steine in den Weg gelegt. Gleiches gilt für Mitglieder, die nicht „nur“ in Dorste, sondern auch noch in einer anderen Wehr aktiven Dienst leisten – oder umgekehrt. Diese „Doppelmitgliedschaft“ ist mittlerweile offiziell möglich.

Es hat aber in der Neuzeit auch Wandlungen geben, an die man bestimmt in 25 Jahren denken wird. So wird das Einsatzspektrum künftig von Extremwetterlagen bestimmt werden, wozu Flächenbrände aufgrund von Trockenheit oder Hochwasser wegen sintflutartiger Regenfälle oder Baumbeseitigungen aufgrund von Starkwinden zählen. Darum werden Beschaffungen gezielt dafür ausgerichtet. So beschafft beispielsweise die Stadt Osterode Wetterschutzjacken und Pumpsauger. Die Wehr selbst will Sponsorengelder unter anderem für Löschrucksäcke verwenden.

Die Vielfalt der Ortsfeuerwehr Dorste wird durch den Feuerwehrmusikzug komplettiert, mit welchem die Wehr über ein tolles Aushängeschild verfügt. Er wurde 1935 aus dem damaligen Posaunenchor gegründet und kann somit auf stolze 85 Jahre zurückblicken. Derzeit besteht der Musikzug aus 40 Musikerinnen und Musiker im Alter von 13 bis 73 Jahre, verfügt über ein abwechslungsreiches Repertoire und freut sich stets über weiteren Zuwachs, um die erfolgreiche Tradition fortzuführen. Die Übungsabende werden übrigens Corona bedingt im Freien, im Garten des Musikzugführers Harald Wächter, durchgeführt.

Er betrat übrigens vor genau 25 Jahren Neuland und produzierte ein Musik-Kassette. 1999 wurde Kapellmeister Karl Wedemeyer auf der Jahreshauptversammlung des Landesfeuerwehrverbandes, welche in der damaligen Kreisstadt Osterode ausgerichtet wurde, für seinen ein halbes Jahrhundert währenden Einsatz als musikalischer Leiter geehrt. Ein Jahr später legte er das Amt in die Hände seines langjährigen Stellvertreters, Herbert Wiese. Und dieser Mann, der 2013 mit der Verdienstmedaille der „Bundesvereinigung Deutsche Musikverbände“ in Gold ausgezeichnet wurde, überreichte 2015 den Taktstock an Alexander Wächter, der ihn noch heute erfolgreich in den Händen hält.

Der Fanclub des Musikzuges feierte übrigens 2011 sein 25jähriges Bestehen, schon acht Jahre zuvor schafften die Musiker/innen einen Planwagen an, mit dem sie stets zu Auftritten unterwegs waren und sein werden.

Wer noch mehr erfahren möchte, der sollte einfach mal die Homepage www.feuerwehr-dorste.de oder www.feuerwehrmusikzug-dorste.de anklicken, den Ortsbrandmeister oder dessen Stellvertreter anrufen oder einfach mal bei einem Dienst- oder musikalischen Übungsabend vorbeischauen.


v.l.: Gundolf Schreiber, Willi Wöhlke Karl Wedemeyer (+) und Otto Fahlbusch sind bzw. waren Ehrenmitglieder der Dorster Wehr



Diese Bild des Musikzuges der Freiwilligen Feuerwehr Dorste entstand im im Jubiläumsjahr 2020

Das ist das Zuhause der Feuerwehr Dorste

 

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