Regionales / Harz

01.08.2020

Schacht Silberkrone in Clausthal-Zellerfeld


Johannesstollen

Bergleute stoßen auf unerwartet gut erhaltenen Stollen aus dem Mittelalter.

von Ralf Gießler

Clausthal-Zellerfeld) Bei der Sanierung des Schachts Silberkrone am Brauhausberg in Clausthal-Zellerfeld sind die Mitarbeiter der beauftragten Fachfirma BST Mansfeld auf den Johannesstollen getroffen. "Das war zwar nicht völlig unerwartet, aber dass er noch in so einem guten Zustand ist, ist eine tolle Entdeckung", sagte Thomas Finkeldey, der beim Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie (LBEG) für die Gefahrenabwehr zuständig ist.

Der Johannesstollen ist ein alter Wasserlösungsstollen, der Wasser aus dem Berg geführt hat, damit die Bergwerke nicht im wahrsten Sinne des Wortes absaufen. Über den Stollen ist wenig bekannt. Die vorhandenen Pläne, sogenannte Risswerke, sind sehr lückenhaft. Der Stollen dürfte mindestens aus der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts stammen, vielleicht ist er aber auch noch erheblich älter. Das Besondere ist, dass er nahezu im Originalzustand erhalten ist: "Sein Aussehen und die Spuren, die wir hier entdecken, geben uns Aufschluss über sein Alter und wie damals die Bergleute gearbeitet haben", erklärte Dr. Katharina Malek von der Arbeitsstelle Montanarchäologie des Niedersächsischen Landesamtes für Denkmalpflege. Mit ihrem Kollegen Georg Drechsler dokumentiert sie jedes Mal, wenn die Fachleute der Firma BST Mansfeld ein weiteres Stück freigelegt haben, den Johannesstollen und die darin enthaltenen alten Spuren der Bergleute.

So hat sich beispielsweise das Tretwerk aus Holz gut erhalten, aber auch Löcher von den Balken der Arbeitsbühnen. "Aus wissenschaftlicher Sicht bietet sich uns hier eine einmalige Gelegenheit, den durch die komplette Verfüllung seit Jahrhunderten unveränderten Stollen mit den historischen Arbeitsspuren zu untersuchen", freute sich Dr. Malek. "Ich glaube, wir stehen hier vor einer kleinen Sensation", fügte sie hinzu. Thomas Finkeldey unterstrich die Bedeutung des Fundes: "Es ist ein Sechser im Lotto!"

Ursprünglicher Auslöser war ein Bergschaden. Nach einer Tauperiode war im Januar 2019 eine rund 50 Zentimeter tiefe Mulde unter der Straße Am Brauhausberg entstanden. Grund dafür war der unter dieser Stelle liegende Schacht Silberkrone. Das LBEG und die Berg- und Universitätsstadt Clausthal-Zellerfeld leiteten zunächst Sofortmaßnahmen zur Sicherung ein. Im Anschluss sollte der etwa von 1668 bis ca. 1700 betriebene Schacht saniert werden. Bei der Sicherung des rund 46 Meter tiefen Schachts, die sich aufgrund schwieriger Bodenverhältnisse länger als geplant hinzog, stießen die Fachleute in rund 20 Metern Tiefe auf den Johannesstollen.

"Für uns stand relativ schnell fest, dass wir den Stollen wieder aufwältigen, um zum rund 65 Meter entfernten Schacht Kron-Kahlenberg zu kommen", erklärte Thomas Finkeldey, da dieser weiter östlich gelegene Schacht auch saniert werden solle. Es ist somit möglich, von unten eine Betonplombe zu setzen, um den Schacht Kron-Kahlenberg zu sichern. Zum Abschluss sollen dann voraussichtlich noch in 2020 der Johannesstollen und schließlich der Schacht Silberkrone verfüllt und somit dauerhaft gesichert werden.

"Aus denkmalpflegerischer Sicht ist gleichzeitig die notwendige fachliche Dokumentation des Originalzustandes für die Nachwelt entstanden", ergänzte Dr. Malek. Dies geschieht mit modernsten, in der Montanarchäologie erprobten Verfahren. Dabei werden tausende Fotos per Hand aus unterschiedlichen Perspektiven gemacht und mithilfe eines Algorithmus zu einem 3 D-Modell gerechnet. Erst nach dem Abschluss der Sicherungsarbeiten wird die wissenschaftliche Auswertung abgeschlossen werden können. Die Experten erhoffen sich dadurch mehr über die Geschichte des Stollens und damit über den alten Bergbau im Oberharz zu erfahren.

Die Ergebnisse sollen auch der Öffentlichkeit präsentiert werden. Weitere Infos, wie zum Beispiel ein Video von den Arbeiten am Schacht Silberkrone sind im Geochannel des LBEG auf youtube zu finden.


Dr. Katharina Malek von der Arbeitsstelle Montanarchäologie des Niedersächsischen Landesamtes für Denkmalpflege beim Freipräparieren des hölzernen Tretwerks

Probenentnahme am Stoss

Rendering des aufgeschnittenen 3D-Modells vom Johannesstollen

Schlägelspuren, links Dr. Katharina Malek, rechts Thomas Finkeldey, der beim Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie (LBEG) für die Gefahrenabwehr zuständig ist

Die folgenden Bilder können Sie vergrößern, wenn Sie ein Eseltreiber-Abo haben:


Einstiegsloch zum Johannesstollen


Hier wird Material in den und aus dem Stollen transportiert

Alte Holzbohlen aus dem Stollen

Probenentnahme von der Erde aus dem Stollen

 

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