Panorama

25.07.2020

Getreideernte: Ein Highlight für kleine und große Landkinder


Diesen Sommer wird Moderne Landwirtschaft für die Gesellschaft wieder sichtbar. Landwirtin und AgrarScout Laura Schridde aus Förste bietet Einblicke in den spannenden Erntealltag an.

...Julia Nissen/Forum Moderne Landwirtschaft e.V.

Osterode-Förste, 22.07.2020. In Staub gehüllt und durch die glimmende Hitze über den Feldern erkennt man sie manchmal nur schemenhaft – die Mähdrescher. Seit einigen Tagen fahren sie wieder über Deutschlands Äcker: Die Getreideernte hat begonnen.

Die Ertragsprognosen fallen deutschlandweit sehr unterschiedlich aus. Manche Regionen haben Dürre erlitten, andere wiederrum haben zur „falschen Zeit“ zu viel Wasser von oben bekommen. „Bei uns hier in der Region Osterode verspricht die Prognose einen durchschnittlichen Ertrag im Vergleich zu den vergangenen fünf Jahren“, so Landwirtin Laura Schridde. Sie hilft diesen Sommer wieder auf dem Hof ihrer Familie in Förste mit. Auf dem modernen landwirtschaftlichen Betrieb fährt sie das Getreide von den Feldern ab, presst das Stroh in Rundballen oder kümmert sich um die Legehennen in den Mobilställen auf der Wiese.

In ihrem Betrieb, so Schridde, seien Stand gestern Mittag schon die Gerstenfelder abgeerntet und die Rapsernte im vollen Gange. Die Qualität sei zufriedenstellend, wenn man das trockene Frühjahr berücksichtige. Bald folgen Weizen und Hafer, in der Hoffnung der Landwirtin auch gut genug für die Weiterverarbeitung zu Mehl und Haferflocken für den menschlichen Verzehr zu sein. Die Getreideernte ist für sie ein Highlight im Jahr. „Heute endlich zu ernten, was wir vor fast einem Jahr gesät und vom winzigen Keimling bis zur lebensmittelbringenden Pflanze gepflegt haben - das erfüllt mich schon mit Stolz. Aber hinzu kommt die Unwissenheit über das Wetter. „Hält es oder hält es nicht?! – Das macht es gerade so spannend“, verrät Laura Schridde. „Als Landwirte sind wir es gewohnt mit den Launen des Wetters zu arbeiten. Wenn das Wetter passt, müssen wir zusehen, dass die Ernte eingefahren wird.“ Sie blickt auf die Wetter-App ihres Smartphones und beobachtet das Regenradar. „Ganz allein auf Bauernregeln verlasse ich mich beim Wetter heute dann aber doch nicht mehr“, sagt sie mit einem Augenzwinkern.

Feldrandpläuschen und Treckermitfahrten
Es gibt die Rechnung, dass 1950 ein Bauernhof zehn Menschen mit seiner Arbeit ernähren konnte und heute sind es dank der technischen Innovationen sogar rund 145. „Das stimmt“, sagt Laura Schridde und zeigt sich aber auch nachdenklich: „Gleichzeitig gibt es heute nur noch knapp 275.000 Bauernhöfe in Deutschland, da liegt es also nahe, dass heutzutage auf einem Hof deutlich mehr produziert werden muss. Und im Jahr 2020 verdienen deutlich weniger Menschen ihren Lebensunterhalt in der Landwirtschaft als noch 1950. Dadurch ist leider auch die Kommunikation zwischen Landwirtschaft und Gesellschaft die letzten Jahre etwas auf der Strecke geblieben. Früher gab es in jedem Ort mehrere Bauernhöfe, jeder Mensch kannte die Landwirtsfamilie des Vertrauens und hat denen all seine Fragen über die Landwirtschaft direkt gestellt. Das ist heute nicht mehr der Fall. Deshalb freue ich mich ganz besonders über jeden, der sich für meine Arbeit – letztendlich für die Lebensmittelproduktion - interessiert und darüber etwas von mir wissen möchte. Auch gerne zu kritischen Themen.“

Und wie erreicht man sie? „Naja, am liebsten persönlich! Schleppermitfahrten sind aufgrund des 1,5m-Corona-Abstandes in der Treckerkabine aktuell leider nur mit Mund-Nasen-Schutz möglich, aber für einen netten Austausch am Feldrand steige ich auch sehr gerne ab und nehme mir die Zeit für einen Plausch. Und wer an der Hühnerwiese in Förste vorbei radelt oder sparzieren geht und mich bei den gackernden Mädels entdeckt, kann auch gerne näher kommen und mal einen Blick in die Mobilställe oder den umgebauten Wohnwagen werfen“, verspricht die gelernte Landwirtin. „Moderne Landwirtschaft ist sehr komplex – ich freue mich über jeden, der neugierig und aufgeschlossen auf mich zukommt und wissen will, wie unsere Lebensmittel produziert werden“, so Laura Schridde, die sich ehrenamtlich in ihrer Freizeit auch als AgrarScout beim Forum Moderne Landwirtschaft e.V. engagiert.

Über das Forum Moderne Landwirtschaft e.V.:
Im Forum Moderne Landwirtschaft haben sich Verbände, Organisationen und Unternehmen der Agrarbranche zusammengeschlossen. Ihr gemeinsames Anliegen ist es, über die moderne Landwirtschaft zu informieren und den Dialog zwischen Gesellschaft und Landwirtschaft zu stärken. Der Verein zählt aktuell 61 Mitglieder und wird von rund 200 landwirtschaftlichen Betrieben unterstützt.


Laura Schridde








 

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