Kultur

01.07.2020

„Einfach mal sein Licht scheinen lassen“


Stefan Holzke hat sein erstes Buch „Schnittmengen und Schrittlängen“ veröffentlicht

von Christian Dolle

„Einen Schritt vor und dann einen zurück, so kann es werden – Stück für Stück“, heißt es in Stefan Holzkes Gedicht „Schrittlängen“. Stück für Stück, das trifft ja auf viele Autoren zu, die sich lange nicht trauen, überhaupt etwas zu Papier zu bringen, und wenn sie es dann doch getan haben, ihre Werke auch einer breite Öffentlichkeit zu präsentieren. Das jedoch war bei Stefan Holzke etwas anders.

Er habe schon immer Gedichte geschrieben, erzählt er, zu verschiedensten Anlässen, zu Geburtstagen, auf Grußkarten und eben nicht nur, um sie in der berühmten Schublade verschwinden zu lassen. Auch über die Veröffentlichung seines ersten Buches „Schnittmengen und Schrittlängen“ berichtet er eher pragmatisch. Es seien Gedichte, die in den vergangenen drei Jahren entstanden sind und als er jetzt in der Corona-Zeit ein wenig mehr Zeit hatte, nahm er das Projekt eigenes Buch in Angriff und stellte knapp 50 Texte zusammen.

„Es sind Ideen, die mir einfach so kommen“, sagt er, manchmal seien es nur einzelne Worte, die in ihm etwas auslösen oder eben gewisse Begebenheiten, die er lyrisch verarbeitet. Kommunikation und Miteinander spielen oft eine Rolle, durchaus auch der Harz, es ist eine Bandbreite wie das Leben, die ihn kreativ werden lässt. Im „normalen“ Leben ist er Arbeitspädagoge bei den Harz Weser Werken, betreut dort eine Gruppe mit psychisch kranken Menschen, kann also auf vielfältige Eindrücke aus wichtigen Bereichen des Lebens zurückgreifen, die eben auch die nötige Empathie zum Schreiben erfordern.

Immer schon gab er seine Texte vielen in seinem Umfeld zu lesen, denn das Feedback, so meint er, ist enorm wichtig, wenn er nicht nur für sich, sondern auch für andere schreiben will. „Als ich das erste mal öffentlich etwas von mir gelesen habe, war das natürlich eine Überwindung“, erzählt er lächelnd, „aber eben auch eine wirklich tolle Erfahrung.“ Die besteht nun einmal darin, direkte Reaktionen zu bekommen, und natürlich freue er sich wie wohl jeder auch über Applaus.

Eine noch andere Form der Anerkennung war es, dass er auch in der Anthologie zum 3. Harzer Literaturpreis vertreten sein wird. Dort nämlich sandte er kein Gedicht, sondern seine allererste Kurzgeschichte ein, bei der er schon deutlich nervöser war, ob er dem Genre gerecht werden kann. Offenbar kann er, denn diese Geschichte wird in „Ein Fingerhut voll Harz“ veröffentlicht, Seite an Seite mit anderen Autoren, die sich auf diesem Terrain schon deutlich sicherer fühlen.

Wichtig sei es seiner Meinung nach, den Mut aufzubringen, sich und sein Hobby bzw. seine Leidenschaft einfach mal zu präsentieren, oder – wie er viel lyrischer sagt – „einfach mal sein Licht scheinen lassen“.

Für einen ersten Eindruck gibt es hier als Appetithäppchen das eingangs zitierte Gedicht „Schrittlängen“:

Einen Schritt vor und dann einen zurück,
so kann es werden -Stück für Stück.
Kurz oder lang, wie soll es sein -
Ich find auf das Ganze hier keinen Reim!
Ich bin nicht alleine, wir sind zu zwein,
es ist ein neuer Tanz – so soll es sein.
Wir üben und üben, wir schaffen es nicht
Und schon wieder bekomme ich Übergewicht.
Mehr Stil und mehr Grazie, das krieg ich nicht hin
Wer denkt sich das aus? Ich glaube, ich spinn.
Und eins und zwei und drei und vier -
Und schiefe Töne vom Klavier...
Ich glaub, wir lassen es doch lieber sein
Ein jeder tanzt für sich und ganz allein.

 

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