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27.04.2020

Mundschutze für Seniorenheime - Gemeinsam Leben retten


v.l.: Cosma Binnewies und Karoline Bohrmann rufen zur Maskenspende auf

Zwei Schülerinnen vom TR-Gymnasium suchen noch Mitstreiter für ihr humanitäres Projekt.

von Ralf Gießler

Seit Wochen beherrscht die Corona-Krise weltweit als nahezu einziges Thema die Nachrichten. Schlagzeilen über explodierende Preise für Mundschutze unterstreichen, wie dringend Schutzausrüstungen zur Zeit benötigt werden. Die erhöhte globale Nachfrage bestimmt eben den Preis des Gutes, der nur eine Richtung zu kennen scheint - die nach oben.

Vor diesem Szenario hatten Karoline Bohrmann und Cosma Binnewies, zwei Schülerinnen des Tilman-Riemenschneider-Gymnasiums, eine Idee, die dazu beitragen soll, diese angespannte Marktlage etwas abzumildern.

Die jungen Frauen engagieren sich als "Humanitäre Scouts" im Rahmen der "Humanitären Schule", ein Titel, mit dem ihre Bildungseinrichtung unter anderem ausgezeichnet ist. Unlängst richteten sich die beiden mit einem Aufruf an die Schulgemeinschaft. Ein Appell zum Mitmachen, dem sich gerne auch Außenstehende oder Vereine anschließen können.

Konkret geht es um das Anfertigen von Mundschutzen, die für zwei Pflegeeinrichtungen in Osterode bestimmt sein werden: "Zu welcher Zeit war soziale Mithilfe aktueller und wichtiger als jetzt? Aufgrund der momentanen Situation gibt es einen Mangel an Mundschutzmasken. Die noch verfügbaren Exemplare werden an Krankenhäuser und medizinische Einrichtungen verteilt, so dass z.B. Seniorenheime nur wenige der so dringend benötigten Atemschutzmasken erhalten. In einer solchen Notlage ist es besonders wichtig, als Gesellschaft zusammenzuhalten. Auch als Schulgemeinschaft können wir einen großen Teil dazu beitragen. Wir möchten uns daher für die Seniorenheime Burgholte und Siebenbürgen in Osterode einsetzen, damit sowohl Pflegepersonal als auch Bewohner Mundschutzmasken erhalten. Da wir jedoch keine Chance haben an medizinische Schutzmasken zu kommen, werden wir selber Hand anlegen und diese nähen. Wir möchten jeden, der Lust hat, animieren, mitzumachen."

In Anlehnung an das diesjährige Jubiläum der Bildungseinrichtung wurden 600 Masken als Zielmarke ausgegeben: "Wenn wir schon nicht unser 600jähriges Schuljubiläum feiern können, dann sollten doch mindestens 600 Masken zusammenkommen."

Schulleiter Dietmar Telge äußerte sich begeistert zu dieser Idee: "Ich wünsche mir, dass dieses tolle Engagement der beiden Schülerinnen in der Schulgemeinschaft und auch darüber hinaus viel aktive Unterstützung erfährt." Auch Jantche Engelmann, Bildungsreferentin vom Jugendrotkreuz in Hannover, bemerkte anerkennend: "Ich freue mich sehr über die tollen Ideen der Scouts! Ein großes Lob von meiner Seite! Genau solche Projekte und Ideen sind es, die wir derzeit brauchen und zu der die "Humanitäre Schule" ermutigen möchte."

Doch die Aufmerksamkeit von Karoline Bohrmann und Cosma Binnewies richtet sich nicht nur an die genannten Pflegeheime in Osterode. Verbunden mit ihrer Aktion ist darüber hinaus ein Spendenaufruf für die Krankenstation Maison Bleue in Kaolack. Die Schülerinnen hatten die Stadt im Senegal während eines Schüleraustausches besucht. "Wir möchten diese Krankenstation finanziell unterstützen, um auch dort bei der so dringend notwendigen medizinischen Versorgung zu helfen", erläuterten Binnewies und Bohrmann ihre Beweggründe. "

Für mich als Gesamtprojektleiter bzw. Beauftragter für "Humanitäre Schule" am TRG ist es auch wieder eine Bestätigung, dass es Juniorbotschafterinnen wie Cosma und Karoline sind, die sich für das Gemeinwohl einsetzen. Das Wunderschöne daran ist eben, dass die regionale Unterstützung von Pflegeeinrichtungen hier vor Ort gepaart wird mit einer globalen Perspektive. Es ist erneut ein Nachweis darüber, dass junge Menschen nicht nur motiviert in den Senegal fahren, sondern umso motivierter zurückkommen von diesen Reisen. Partizipieren, nicht einfach nur protestieren, sondern sich wirklich für etwas einsetzen. Da sind Cosma und Karoline zwei Beispiele, die vorangehen, die sich dieses Projekt überlegt haben, und die jetzt mit ihrer Idee auf die Schulgemeinschaft zugehen", bemerkte Oberstudienrat Tobias Rusteberg beeindruckt.

Gerade in Hinblick auf die Städtefreundschaft zwischen Kaolack und Osterode werde er häufig gefragt, wo genau denn der Nutzen dieser Beziehung für die Stadt liegen würde: "Beide Seiten, hier Osterode und da Kaolack, sind Inhalt des Projekts und profitieren. Da ist die Frage, was haben wir eigentlich davon, jetzt hinfällig, denn genau diese jungen, engagierten Menschen hat Osterode davon." "Mein Aufenthalt in Kaolack hat mir gezeigt, dass es so viele Dinge im Leben gibt, die uns wichtig erscheinen, aber eigentlich zweitrangig sind. Es hat mir gezeigt, was im Leben wirklich zählt, und zwar die Verbindungen zu den Menschen. Das schließt für mich auch die Hilfe in einer Krisensituation wie diese ein", fügte Karoline Bohrmann ihre persönlichen Beweggründe hinzu.

Da die Initiatorinnen aufgrund der geschlossenen Schule nicht vor Ort sein konnten, gab es keine Zahlen über bereits abgegebene Masken. Eine Lehrerin habe jedoch schon Mundschutze genäht, ein weiterer Lehrer eine Spende angekündigt. Die Situation im Senegal ist durchaus als sehr problematisch zu bezeichnen. Wer dort nicht vor die Tür geht oder gehen kann, hat nichts zu essen.

Sowohl am TRG direkt, als auch an einer weiteren Abgabestelle in Förste, können die fertigen Masken abgegeben werden. "Wir freuen uns auf eine rege Teilnahme! Lasst uns als Gemeinschaft zusammenstehen und den Menschen helfen, die unsere Hilfe im Moment am meisten benötigen. Auch eine einzige Maske hilft schon, eine weitere Infektion zu verhindern und somit womöglich ein Leben zu retten!"

Abgabeorte:

Am TRG: Die fertigen Mundschutzmasken können jederzeit in einem größeren Umschlag in den Briefkasten links neben dem Haupteingang eingeworfen werden.

In Förste: Mühlenstraße, Höhe Hausnummer 13. Dort steht ein Kasten und auch ein Schild mit Erläuterung.

Zum Nähen sollte Baumwollstoff verwendet werden, den man bei 95°C waschen kann, dies kann z.B. ein nicht mehr benötigtes Bettlaken sein. Auch das Gummi muss kochfest sein! Eine Nähmaschine erleichtert die Fertigung, aber auch eine mit den Händen sauber genähte Maske erfüllt den Zweck.

Im Internet gibt es zahlreiche Anleitungen zum Nähen von Mundschutzmasken, zum Beispiel unter landkreisgoettingen.de.

Spenden für dieses Projekt können auf das Schulkonto überwiesen werden:

Kontoinhaber: Tilman-Riemenschneider-Gymnasium, Sparkasse Osterode am Harz, IBAN: DE17 2635 1015 0003 2155 55, BIC: NOLADE21HZB, Verwendungszweck "Maison bleue“ + Name des Spenders.


Abgabekasten in Förste in der Mühlenstraße, Höhe Hausnummer 13

Briefkasten am TRG Haupteingang

 

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