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18.03.2020

Die Jäger in Niedersachsen werden jünger und weiblicher


...von Petra Bordfeld

Weil die Jägerschaft Osterode in Wulften ein nicht alltägliches Jubiläum hätte feiern können, war Bürgermeister Henning Kruse nicht mit leeren Händen ins Schützenhaus gekommen. Denn er überreichte dem ersten Vorsitzenden der Jägerschaft Osterode, Dr. Karl Schumann, ein Dankeschön präsent dafür, dass es die bereits 50ste Versammlung dieser Art in dem Gebäude gewesen ist.

Als Hausherr brachte er die Hoffnung zum Ausdruck, dass er nach der Renovierung des Gebäudes, welches die 51ste Versammlung in 2021 unmöglich macht, die Jägerschaft 2022 wieder begrüßen darf.

Begrüßen durfte Dr. Schumann eine erfreulich große Zahl an Teilnehmerinnen und Teilnehmern, unter ihnen das sehr gut besetzte Bläsercorps, die meistern Vertreter der zur ehrenden Mitglieder sowie die Ehrengäste und die jungen Jägerinnen sowie Jäger, die in den letzten Monaten ihre Prüfungen erfolgreich bestanden haben.

Zu den Gästen zählte auch der Präsident der Landesjägerschaft Niedersachsen, Helmut Dammann-Tamke, der seinen Vortrag mit folgender Feststellung begann: „Die Jäger in Niedersachsen werden jünger und weiblicher“. Denn inzwischen seien von den Absolventen der Jagdscheinprüfungen in Niedersachsen 24 Prozent Frauen, die im Durchschnitt 34 Jahre alt und damit ein Jahr jünger seien, als ihre männlichen Kollegen.

In seinen anschließenden jagdpolitischen Ausführungen ging Dammann-Tamke zuerst auf die Feuerwaffenrichtlinie der Europäischen Union ein, die bis zum 31. Dezember 2019 in Deutschland umgesetzt werden musste. Nach seiner Auffassung gehe das dritte Waffengesetzänderungsgesetz, das im Februar in großen Teilen in Kraft getreten ist, weit über die Vorgaben der EU hinaus. Es enthalte außerdem einige handwerkliche Fehler. Genau die hätten zu erheblichen Diskussionen in den verantwortlichen Behörden und unter den Jägern geführt.

Auf die bereits seit Jahren diskutierte Novelle des Bundesjagdgesetztes solle nun im Herbst 2020 in Kraft treten und vor allem die Prüfungsordnung für die Jagdscheinprüfungen bundesweit einheitlich regeln. Außerdem wird es Schießnachweise für das Schießen mit Büchsen und Flinten geben. Weiterhin soll der Einsatz von Blei in der Jagdmunition bis 2025 weiter reduziert werden.

Das Thema „Wald und Wild“ stehe nach seiner Auffassung angesichts der landesweit massiven Schäden, besonders in den Fichtenbeständen und den notwendigen großflächigen Aufforstungen mit einem möglichst breiten Mix aus verschiedenen Baumarten wieder im Fokus der Debatte, besonders zwischen Waldbesitzern und Jägern. „Wir in Niedersachsen haben uns schon unter dem Landwirtschaftsminister Gerhard Lindemann zusammengesetzt und ein gemeinsames Positionspapier verabschiedet. Für mich ist wichtig, dass wir hier alle partnerschaftlich zusammenarbeiten und dafür sorgen, dass die gepflanzten jungen Bäume wachsen können und nicht vom Schalenwild aufgefressen werden“, so der Sprecher weiter.

Auf das Auswilderungsprojekt des Luchses im Harz eingehend, betonte Helmut Dammann-Tamke, dass es auch für die Jägerschaft als großer Erfolg gesehen werden dürfe. Beim Wolf, der seit 2000 von allein wieder zurück nach Deutschland kehrte, sah er die Situation kritischer. „Die Landesjägerschaft Niedersachsen fordert nicht ausdrücklich, dass der Wolf ins Jagdrecht aufgenommen wird, wie das in Sachsen geschehen ist“. Er hätte dann, wie der Luchs, eine ganzjährige Schonzeit und dürfte nicht gejagt werden. Hierzu seien politische Entscheidungen notwendig, um gesetzliche Rahmenbedingungen zu schaffen, damit Rechtssicherheit für diejenigen besteht, die die Wölfe entnehmen sollen. Letztendlich sei das Bundesnaturschutzgesetz inzwischen geändert worden und erlaube damit die Entnahme von Wölfen unter bestimmten Bedingungen. „Dies ist ein erster Schritt in die richtige Richtung“, so der Sprecher weiter.

Zum Schluss seiner Ausführungen lobte er Tschechien ausdrücklich für das erfolgreiche Vorgehen bei der Bekämpfung der Afrikanischen Schweinepest und forderte alle Jäger auf, tot aufgefundene Wildschweine unbedingt sofort durch die Veterinärämter untersuchen zu lassen. „Je früher diese Tierseuche erkannt wird, je größer ist die Chance sie erfolgreich zu stoppen!“

Kreisrätin Marlies Dornieden erläuterte in ihrem Grußwort, dass bei Unfällen mit Wild weiter die Revierpächter, beziehungsweise deren Vertreter vor Ort die ersten Ansprechpartner sind. Dafür enthalte das Geoinformationssystem des Landkreises entsprechende digitale Karten, welche die Polizisten nutzen können. Damit dies künftig noch reibungsloser läuft, sind weitere Gespräche und Informationen geplant.

MdL Thomas Ehbrecht hob als Vorsitzender der Jägerschaft aus Duderstadt die gute Zusammenarbeit der beiden Jägerschaften hervor. Besonders erwähnte er die inzwischen vertraglich geregelte gemeinsame Nutzung der Schießstätte Aschenhütte durch alle Mitglieder beider Jägerschaften.

Dr. Karl Schumann kam eingangs auch auf die bereits 2018 begonnen, erfolgreiche Kooperation mit der Jägerschaft Duderstadt zu sprechen, und erläuterte, dass sich damit die Anzahl der möglichen Nutzer auf dem Schießstand auf 1.000 Jägerinnen und Jägern verdoppelt habe.

Weiter ging er auf die Baugenehmigung für die geplante Toilettenanlage auf dem Schießstand ein, die mittlerweile vorliege. Besonders erfreulich sei auch die Tatsache, dass der Rat der Gemeinde Hörden einen finanziellen Zuschuss in ihren Haushalt festgeschrieben hat. Ebenfalls zugesagt seien seitens der Geschäftsstelle der Landesjägerschaft Niedersachsen in Hannover die beantragten Mittel aus der Jagdabgabe für die Erneuerung des Erdkabels für die sichere Stromversorgung des Schießstandes.

Abschließend bedankte Dr. Schumann sich im Namen aller Mitglieder bei den engagierten Obleuten sehr herzlich für die geleistete Arbeit im abgelaufenen Jahr. „Wir sind weiter auf einem guten Weg in unserer Jägerschaft! Natürlich gibt es noch viel zu tun und hier sollten möglichst viele Mitglieder weiter so engagiert mitarbeiten!“

Kreisjägermeister Claus Wilhelm Deig startete seinen Streckenbericht mit dem Rotwild. Laut Abschusspendel des Rotwildringes Harz wurden im abgelaufenen Jagdjahr 1913 Tiere dieser Rasse erlegt, womit das angestrebte Soll nicht habe erreicht werden können, denn das liege bei 2 000.

Neben dem Rotwild konnten im Altkreis noch sechs Stück Damwild erlegt werden. „Obwohl das Damwild in unserer Region kein Standwild ist und auch keine Population aufgebaut werden soll, wechseln doch ab und zu Stücke aus Thüringen zu uns“, so Deig.

Auf das Schwarzwild eingehend betonte er, dass nachdem sich die Strecke im Vorjahr mit 1 424 Stück gegenüber dem Jagdjahr 17/18 mit 2 131 Stück entspannt hatte, stieg sie im letzten Jahr wieder auf 1 848 Stück gestiegen. Davon waren leider 36 Stück Fallwild und Verkehrsopfer.

Über die drohende Afrikanische Schweinepest sei bereits so viel gesprochen und geschrieben worden, so dass er nicht noch einmal darauf eingehen wolle, so der Sprecher. Er brachte aber die Hoffnung zum Ausdruck, dass dieser Fall nicht in diesen Regionen eintreten wird. „Die Folgen wären nicht nur für uns Jäger, sondern auch für die Landwirte und fleischverarbeitende Industrie katastrophal“. Aus dem Grund seien die Jäger angehalten, dass Schwarzwild nach wie vor stark zu bejagen.

Nicht unerwähnt ließ der Kreisjägermeister die Rehwildstrecke. Im dritten Jahr des dreijährigen Abschussplanes beläuft sie sich auf 1 375 Stück, davon waren 54 Stück Fallwild und 109 Stück Verkehrsopfer.

Dahingegen wurde die Jagd auf Nutzwild, wie Hase, Stockente und Ringeltaube aufgrund der zurückgegangenen Besätze so gut wie eingestellt. Das Rebhuhn wird aufgrund der niedersächsischen Vereinbarung schon seit einigen Jahren nicht mehr bejagt. „Wenn im gesamten Altkreis nur noch 59 Hasen als Strecke gemeldet werden, davon 37 als Fallwild ist das für die aktuelle Situation bezeichnend. Auch die Enten -und Taubenstrecke ist ernüchternd“.

Abschließend verwies er darauf, dass die Jägerschaft Osterode nach wie vor die Landwirte mit dem Anlegen von Blühstreifen, Rückzugs- oder Saumflächen unterstützen. Nicht weniger Aufmerksamkeit wurde den Ehrungen entgegengebracht, in deren Mittelpunkt nicht „nur“ treue Mitglieder standen, sondern jene, die viel ehrenamtlich geleistet haben.

EHRUNGEN

Bläserverdienstabzeichen in Silber: Dirk Böger – für 25 Jahre Tätigkeit als Obmann im Bläsercorps

DJV – Verdienstnadel in Silber: Rudi Eichler – für 44 Jahre währende Leitung der Jungjägerausbildung

LJN – Verdienstnadel in Silber: Rolf Hengst – für zehn Jahre als Obmann für Öffentlichkeitsarbeit und acht Jahre als Hegeringleiter

LJN – Verdienstnadel in Bronze:
André Lagocki und Jörg Lüdecke – acht Jahre als Obmänner für den Schießstand Aschenhütte, außerdem sind sie Ausbilder im Fachgebiet 2
Thorsten Noth – er ist seit 2008 Schriftführer
Zertifikat Erlebnis NATUR: Gerhard Lohrengel
Ein Präsent erhielt: Prof. Dr. Klaus Weber für seine Mitarbeit an der Chronik
Für 50 Jahre Mitgliedschaft: Günter Kaufmann (Bad Lauterberg) und Eckardt Müller (Osterode)
Für 40 Jahre Mitgliedschaft: Dr. Helmar Koch und Günter Schnieder (Bad Lauterberg)
Für 25 Jahre Mitgliedschaft: Timm Annacker (Berlin), Kurt Aurin (Bad Sachsa), Hermann Bröhl (Emden), Lutz Kobrig (Lonau), Andreas Konert und Bernd Wehmeyer (Herzberg), Bernd Kunzendorff (Osterode), Jürgen Marx, Friedrich Selle und Günter Vokuhl (Bad Grund)
WAHLEN:

Kassenprüfer: Bernd Patzer, Hegering Osterode


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