Politik / Wirtschaft / Bildung / Wirtschaft

17.02.2020

Plattformen im Handwerk beim Unternehmerfrühstück behandelt


v.l.: Dr. Martin Rudolph (Geschäftsstellenleiter Göttingen der IHK Hannover), Sylvia Wulf (MEKOM Regionalmanagement Osterode), Dr. Till Proeger (Geschäftsführer ifh Göttingen) und Gunnar Kothrade (WRG Wirtschaftsförderung Region Göttingen)

Verhaltensmuster und regionale Nutzungsmerkmale standen im Fokus

...von Ralf Gießler

Das MEKOM Regionalmanagement, die Geschäftsstelle Göttingen der IHK Hannover sowie die WRG Wirtschaftsförderung Region Göttingen hatten zum ersten Unternehmerfrühstück in den Landgasthof Trüter eingeladen. Gekommen waren ca. 65 Interessierte, um die Ausführungen von Dr. Till Proeger zum Thema "Plattformen im Handwerk:

Verhaltensmuster und regionale Nutzungsmerkmale" zu hören. Dr. Proeger ist Geschäftsführer des Volkswirtschaftlichen Instituts für Mittelstand und Handwerk an der Universität Göttingen e.V. (ifh Göttingen). Seit 1953 ist es das Kompetenzzentrum für volkswirtschaftliche Fragestellungen des Handwerks. Das Institut erstellt wissenschaftlich fundierte Analysen und Gutachten, bei denen ein transdisziplinärer Forschungsansatz verfolgt wird. Das ifh Göttingen kümmert sich dabei um mittelstandsökonomische Fragestellungen mit den vier Themenschwerpunkten Innovationstätigkeit & Digitalisierung, Arbeitsmarkt/Soziale Fragen, Regional-/Strukturanalysen sowie Nachhaltigkeit. Es ist eines von fünf Forschungsinstituten, die im Deutschen Handwerksinstitut e.V. (DHI) zusammengeschlossen sind.

Zunächst stellte Dr. Proeger einige bekannte Plattformen vor. Er bemerkte, dass das Aufkommen digitaler Plattformen eine zentrale Veränderung für Konsumentenverhalten in den letzten Jahren darstellten. Etwa 90 % der Bevölkerung seien dort aus unterschiedlichen Gründen aktiv. Er benannte als dominierende Beispiele Google bei der Onlinesuche und Amazon für den Onlineeinkauf. Fast 100 % nutzten Google, 44 Millionen Deutsche seien regelmäßig bei Amazon. Netzwerkeffekte können dazu führen, dass solche Plattformen dominierende Marktstellungen einnähmen mit potentiell weitreichenden Folgen für die Marktstruktur, u.a. auch im Handwerk. Dabei stellten sich zwei Forschungsfragen für das Handwerk: Welche Nutzungsmuster zeigen sich auf Plattformen und welche Implikationen hat dies für die Handwerksentwicklung.

Anhand der Nutzerdatensätze von MyHammer, dem Marktführer bei Vermittlungsplattformen, und ProvenExpert wurde festgestellt, dass nicht der gesamte Handwerksbereich abgebildet wird. Hauptsächlich seien beispielsweise Maler, Lackierer oder Gebäudereiniger und Spezialisten zu finden. Aufträge kämen überwiegend aus dem urbanen Bereich, Anfragen eher ebenfalls urban mit Umland. Der ländliche Raum sei ohne Relevanz. "Somit ist die Plattform ein urbanes Phänomen", sagte Dr. Proeger. Der Absatzumkreis beschränke sich durchschnittlich auf 50 Kilometer. Nur die Spezialisten nähmen weitere Anfahrten in Kauf. Auffällig sei auch, dass praktisch keine negativen Bewertungen der Unternehmen zu finden seien. Ein Grund dafür sei die extreme Wahrscheinlichkeit, dass negativ bewertete Unternehmen MyHammer wieder verließen.

"Diese dominante Rolle der Internetbewertungen macht Plattformen für Betriebe unattraktiv; es erfordert Anpassungen und ein verändertes Reputationsmanagement", so Dr. Proeger weiter. Die zunehmende Digitalisierung der Auftragserlangung werde die Anbieterseite aufgrund höherer Markttransparenz und Marktdrucks schwächen. Im Anschluss an den Vortrag folgte eine kurze Diskussionsrunde. Das nächste Unternehmerfrühstück findet am 17. März wieder in Herzberg statt.

Die folgenden Bilder können Sie vergrößern, wenn Sie ein Eseltreiber-Abo haben:


Referent Dr. Till Proeger

 

Anzeige