Panorama

21.11.2019

Holocaust-Relativierung wird nicht toleriert


Extinction Rebellion distanziert sich von Mitgründer Roger Hallam

von Christian Dolle

In der neuesten Druckausgabe des Eseltreibers findet sich auch ein Interview mit zwei Vertretern von Extinction Rebellion Göttingen. Einer der Gründer der Klimaschutzbewegung, Roger Hallam, gab gerade der Zeit ein Interview, in dem er den Holocaust relativierte und Genozide als historisch fast normale Ereignisse darstellte. Nun blicken viele sehr kritisch auf die gesamte Bewegung und fragt sich, ob sie, wie manche behaupten, antidemokratisch, extremistisch und antisemitisch ist.

Schon seit den Blockaden in Berlin im Oktober, wird in den Medien, vor allem in den sozialen Netzwerken vermehrt über die politische Ausrichtung der Gruppierung spekuliert und diskutiert. Der zivile Ungehorsam im Sinne des Klimaschutzes zählt zu den Grundprinzipien von Extinction Rebellion, was vielen zu weit geht und sie zu radikal erscheinen lässt. Einige ordneten die Gruppierung als linksextrem, andere aber auch als rechte Gefahr für die Demokratie ein.

„Jeder ist willkommen, so wie er ist. Wir arbeiten aktiv daran, ein geschütztes und für alle zugängliches Umfeld zu schaffen“, heißt es dazu von Annemarie Botzki und Tino Pfaff als Pressesprecher von Extinction Rebellion Deutschland. Man sei eine dezentrale, autonom agierende Bewegung, die gegen die ökologische Krise vorgehe, betonen sie.

Einer von 15 Gründern

Roger Hallam, der in vielen Medien als „der Gründer“ bezeichnet wird, ist eines von insgesamt 15 Gründungsmitgliedern, die gemeinsam drei Ziele formuliert haben, die die Bewegung zusammenhalten. Das ist zum einen die Forderung zum Ausrufen des Klimanotstands, dann die Forderung an die Politik, sofort zu handeln und drittens die Überwindung der Klimakrise auf Basis von partizipatorischer Demokratie. Mit seinem Papier „Common Sense for the 21st century” hat Roger Hallam insbesondere die Strategie des zivilen Ungehorsams stark mitgeprägt.

Durch vielerlei Äußerungen hat er sich in England einen Namen als Sprecher der Bewegung gemacht, sei aber auch innerhalb von Extinction Rebellion nicht unumstritten, so Botzki und Pfaff. Das jedenfalls war der Stand bisher. Von den jetzigen Äußerungen, die den Holocaust relativieren und damit Antisemitismus verharmlosen, distanziert sich Extinction Rebellion deutlich. Es verstoße gegen die Prinzipien, werde nicht geduldet und bei Extinction Rebellion Deutschland sei Hallam nicht mehr willkommen.

Kein Sprecher der Bewegung

„Verhalten, das Rassismus, Sexismus, Antisemitismus, Islamophobie, Homophobie, Behindertenfeindlichkeit, Klassendiskriminierung, Altersvorurteile und alle anderen Formen der Diskriminierung, einschließlich beleidigender Sprache, aufweist, akzeptieren wir weder persönlich noch online“, heißt es dazu von den beiden Pressesprechern sehr deutlich. Seine Aussagen seien persönliche Meinungen und er sei definitiv kein Sprecher für die Bewegung.

In den sozialen Netzwerken wurden bereits Vergleich zu Alexander Gaulands „Vogelschiss-Äußerung“ gezogen, zum Teil mit der unterschwelligen Behauptung, bei Klimaschützern hätten solche Äußerungen keinerlei Konsequenzen, während die AfD dafür noch heute diffamiert werde. Nun, auf Twitter hat sich nahezu jede Ortsgruppe, so auch die aus Göttingen umgehend und deutlich von Roger Hallam distanziert und seine Aussagen als unhaltbar zurückgewiesen; Alexander Gauland ist nach wie vor Fraktionsvorsitzender.



 

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