Kultur

24.06.2017

Make Martin Luther great again


Singende US-Pastoren in der Münsterkirche Einbeck

von Christian Dolle (Kirchenkreis Leine-Solling)

Wenn 24 Pastoren aus den USA in der Münsterkirche in Einbeck „A Mighty Fortress is our God“ anstimmen, dann hat das nichts mehr mit angestaubtem deutschen Gemeindeleben zu tun, sondern macht sehr deutlich, dass vor 500 Jahren etwas geschehen ist, was die ganze Welt veränderte. Vor allem, wenn zu diesem Konzert nicht nur die Mitwirkenden des Chores aus Michigan, Kalifornien, Indiana, Texas, Michigan und anderen Staaten kommen, sondern auch das Publikum in St. Alexandri zu großen Teilen englisch spricht.

Dass „Ein feste Burg ist unser Gott“ nicht nur bei uns, sondern auch in der neuen Welt gesungen wird, liegt zu einem nicht unbedeutenden Teil an Heinrich Melchior Mühlenberg, einem Sohn der Stadt Einbeck. Mühlenberg studierte in Göttingen und Halle Theologie und ging 1741 als lutherischer Pfarrer dreier deutschsprachiger Gemeinden nach Amerika. Von Philadelphia aus verbreitete er die Lehren Luthers, nicht immer ohne Widerstand, doch mit langfristigem Erfolg. Als Henry Melchior Muhlenberg baute er Kirchen und Schulen mit auf und prägte die evangelisch-lutherische Kirche der USA bis heute.

Somit ist es also kein Zufall, dass ihre Europa-Tour die US-Geistlichen neben Halle, Wittenberg und Prag auch nach Einbeck führte. Für die Zuhörer am vergangenen Freitag erwies sich das wiederum als großer Glücksfall, denn der Gesang, den sie zu hören bekamen, war nicht nur technisch perfekt, sondern auch mit voller Überzeugung und Begeisterung vorgetragen, so dass die vorherige Bitte, erst ganz am Ende des Konzertes zu klatschen, manchmal schwer einzuhalten fiel.

Unter der Leitung von Dr. Maurice Boyer und an der Orgel begleitet von Dr. Steven Wente präsentierten die Reverents ein abwechslungsreiches Programm mit Stücken geistlicher Musik der vergangenen 500 Jahre, die in modernen Arrangements sehr zeitgemäß klingt und heute immer noch die Kraft hat, die Martin Luther ihr zusprach. Die Texte waren teils Deutsch, teils Englisch, dank der Übersetzungen im Programm für jedermann verständlich, doch selbst ohne diese war die Ehrfurcht vor der Lebensleistung des Reformators und die Zuversicht, die der Glaube an Jesus Christus gibt, in jeder Note spürbar.





 

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