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25.04.2017

Die Planer stehen für den siebenten Pilgerweg in den Startlöchern


...von Petra Bordfeld

Die evangelischen, katholischen und neuapostolischen Kirchengemeinden der Gemeinde Bad Grund laden am Sonntag, 21. Mai, zum Begehen des bereits siebenten Pilger- und ersten Reformationsweges ein. Der wird unter dem Motto „Wider  Hans Worst“ gegen 14 Uhr an der Kapelle zu Willensen starten. Traditionsgemäß wird an vier Stationen Halt gemacht, bei denen stets „eingestiegen“ werden darf.

Für die ersten Vorgesprächen trafen sich jetzt Vertreter/innen der Kirchengemeinden in Badenhausen. Und schnell stand fest, dass der Weg im Reformationsgedenkjahr über den Hammensen, an der Staufenburg vorbei, nach Gittelde zu beiden Gotteshäusern führen und auf dem Freizeitgelände Gittelde ausklingen wird.

Bei der Aufstellung des Weges wurde auch ein wenig in der Geschichte geblättert. Denn Martin Luther schrieb 1541 unter dem Titel „Wider Hans Worst“(Hanswurst) eine Schrift gegen Heinrich II, den Herzog von Braunschweig-Wolfenbüttel und letzten katholischen Fürst im niedersächsischen Raum. 

Heinrich der Jüngere hielt zwar unbeirrt am Katholizismus fest, betrieb aber trotzdem  in seinem Herzogtum eine energische, an den politischen Erfordernissen orientierte, Kirchenpolitik. Außerdem unterhielt er ein mehrjähriges Verhältnis mit seiner Hofdame, die er zwischen 1532 und 1541 heimlich auf der Staufenburg wohnen ließ, um dort mit ihr mehr als zehn Kinder zu zeugen.

Martin Luther holte in seiner Schrift zu einem Rundumschlag gegen Heinrich, die „Papisten“ und gegen den Ablassprediger Johann Tetzel aus. Unter Zuhilfenahme vieler Bibelstellen, versuchte er außerdem die Gegner von der Falschheit ihres Glaubens zu überzeugen, und stellte seine eigene Überzeugung systematisch dar. Dabei ließ er nicht unerwähnt, dass er seine reformierte Kirche als die Fortführung der alten Kirche sähe.

Wie wichtig inzwischen den Kirchen gerade vor Ort die Ökumene ist, zeigt der gemeinsame Pilgerweg. So geht es auf dem Weg über die Gemeinsamkeiten darum, was Kirche für den Einzelnen bedeutet. Es geht um das Thema „Toleranz“ zwischen den Religionen anhand der „Ringparabel“, die Gotthold Ephraim Lessing in seinem Drama „Nathan der Weise“ veröffentlichte.

Der Hammensen soll zuvor nicht „nur“ aus dem Grund begangen werden, um nach Gittelde zu gelangen, sondern, um in Erinnerung zu rufen, dass dort durchaus in langer Vorzeit ein Gotteshaus gestanden hat. Die dort lebenden Menschen sind vermutlich zumeist dem „Schwarzen Tod“ (Pest) zum Opfer gefallen. Die ihm entkommen konnten, dürften sich entweder in Gittelde oder Willensen angesiedelt haben. Das waren damals die nahegelegenen Ortschaften. Der zweite historische Ort ist die Stauffenburg, an deren Fuß die Geschichte von Heinrich dem Jüngeren und seiner Geliebten erzählt wird.

Auf dem Schulhof der Grundschule am Kaisergarten wird eine längere Ruhepause stattfinden, bei der Kaffee und Kuchen gereicht werden. Vor dem Tor des Freizeitgeländes wird dann mit einem gemeinsamen „Vater unser“ der offizielle Teil des Pilgerweges ausklingen. Danach beginnt der gemütliche Teil bei Speis und Trank, wo Gedankenaustausche herzlich willkommen sind.

Übrigens wird sich ab der Kapelle Willensen auch wieder für jene, die nicht so gut zu Fuß sind, ein Planwagen in Bewegung setzen. Die Johanniter sind traditionsgemäß ebenso die ganze Zeit zugegen.


Monika Klapproth, Christa Reinbrecht, Pastor Wolfgang Teicke und Ursel Kronjäger und Pastor Wolfang Teicke schauten sich schon mal im Vorfeld den Verlauf des siebenten Pilgerweges an und nahmen auch am „Scheideweg“ Platz

Hier könnte das Dorf „Hammensen“ gestanden haben

 

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