Politik / Wirtschaft / Bildung

20.04.2017

Öffentliche Diskussion über Erinnerungskultur in Nordhausen offenbar nicht möglich -


Unbekannte zerstören einen Großteil des dezentralen Erinnerungsprojektes    

von Brita Heinrichs

Rund um den 72. Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers Mittelbau-Dora führte der Verein Jugend für Dora ein eigenes Projekt durch: Rund 40 Aufkleber verteilten die Mitglieder im Stadtgebiet Nordhausen, jeweils vier weitere in Osterode und Bad Lauterberg, um eine Diskussion zur Erinnerungskultur anzuregen. Kaum zwei Tage später sind die meisten Aufkleber geklaut und zerstört.

Der 72. Jahrestag der Stiftung der Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora war auch für den Verein Jugend für Dora Anlass, ein eigenes Projekt auf den Weg zu bringen. Anschließend an die wichtigen Diskussionen um die Zukunft des Gedenkens und der Erinnerungskultur, wollte der Verein eine Diskussion in der Stadt Nordhausen anstoßen.

Zu diesem Zweck wurden von den Mitgliedern in der Nacht von Sonntag auf Montag rund 40 Bodenaufkleber an belebten Orten in der Stadt Nordhausen verteilt. Auf den Aufklebern sind Statements aufgedruckt, die eine Diskussion über die zukünftige Erinnerungskultur und aktuelle politische Debatten anregen sollen. Dazu wurde eigens ein Blog angelegt, auf welchem offen diskutiert werden sollte und zu welchem man über einen Link auf den Aufklebern gelangen kann.

 Bereits ein Tag nach Beginn des Projektes sind aber fast alle Aufkleber in Nordhausen gestohlen oder zerstört worden. Dies teils unter den Augen von Mitgliedern des Vereins und der KZ-Gedenkstätte Mittelbau-Dora. „Es ist erschreckend, wie selbstbewusst hier Straftaten begangen werden, um eine Debatte über Erinnerungskultur zu verhindern“, sagt Carmen Hause, die Vorsitzende von Jugend für Dora.

Mittlerweile hat der Verein Strafanzeige gestellt. „Der erhebliche finanzielle Schaden ist für uns nicht der zentrale Punkt, vielmehr sind wir erschrocken darüber, dass es in Nordhausen nicht möglich ist, eine offene Diskussion über Erinnerungskultur anzustoßen, ohne dass Menschen versuchen, dies zu verhindern“, so Carmen Hause weiter.

 

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