Kultur

05.10.2019

Die wundervolle Vielfalt der Worte in einem Abend


Rosita Busch über Segen und Fluch des Schreibens

Der Autorenkreis „Literatur Im Takt“ hatte zur Offenen Lesebühne in das Landhaus Finze in Badenhausen eingeladen/Elf Autoren wirkten mit

von Herma Niemann

Badenhausen. Es gibt die bekannte Redewendung „Ein Bild sagt mehr als tausend Worte“, aber Worte, schwarz auf weiß festgehalten und vorgetragen, können genauso kraftvoll sein und die unterschiedlichsten Bilder vor dem geistigen Auge des Zuhörers entstehen lassen.

Bei der inzwischen fünften Offenen Lesebühne des Autorenkreises „Literatur Im Takt“ konnten die Gäste im Landhaus Finze am vergangenen Dienstag eine gelungene Mischung unterschiedlicher Prosa- und Lyrik-Texte von zehn Autoren genießen.

„Heute haben wir auch einige Autoren dabei, die sich zum ersten Mal an das Mikro wagen“, so Renate Maria Riehemann „aber die Zuhörer sind mindestens genauso wichtig, wie die Schreiber“. Mit der Zeit würden die Schriftsteller wachsen, und der Stil entwickele sich weiter, sodass man irgendwann erkennen könne, wer der Urheber sei. „Wir trauen uns immer mehr zu“. Mitwirkende Autoren waren an dem Abend Rita Höske, Petra Horn, Holger Prang, Renate-Maria Riehemann, Angelika Eggers, Cliff Middleton, Helga Häusler, Monika Bade, Rosita Busch, Wolfram Horn und Samir Jeday.

Wolfram Horn hatte seine Skripte nicht dabei, trug aber aus dem Gedächtnis einige unterhaltsame Aphorismen zum Thema Wald und Mensch sowie einen „offenen Brief an Jesus“ vor, der nicht die Kirche, sondern das heutige verhalten der Menschen kritisch in Augenschein nahm. Rosita Busch thematisierte das Schreiben, und machte deutlich, dass dies ein Segen, aber auch eine Qual sein kann, wenn die Worte entweder nicht fließen wollen oder im Gegenteil eingefangen werden müssten.

Petra Horn präsentierte einige lyrische Gedichte zum Thema Herbst. Amüsant beschrieb sie dabei, dass man oftmals bei der Weinlese die Rechnung ohne die Vögel gemacht habe, die zudem auch noch ihre gesamte Verwandtschaft dabei hätten. Fast wie eine Liebeserklärung kam ihr Vortrag über die emsigen Spinnen und ihrem emsigen Treiben zur Herbstzeit daher: „Glitzernd wie eine Perlenschnur bauen sie ihre Nester und erschaffen silberne Wunder. Herbstpoesie“. Monika Bade präsentierte kurzweilige Gedichte, die in vielerlei Hinsicht mit Farben und deren Auswirkungen auf die Gefühlswelt zu tun haben.

Als „eine knöchrige Diva im löchrigen Mantel“ beschreibt Riehemann eine alte Telefonzelle, die bei einer Zugfahrt in einem Hinterhof zu sehen war. Feinsinnige Lyrik über die uralte Sehnsucht des Fliegens lieferte Clifford Middleton mit sympathetischen britischen Akzent. Seine Texte schreibe er in Englisch und übersetze sie anschließend ins Deutsche. Humorvoll und mit einer vorauseilenden Entschuldigung an alle Damen verlas Samir Jeday zwei Versionen über „Was wäre wenn – ich ohne dich“. Eine mit Anspruch und eine humorige, die für viel wohlwollendes Gelächter sorgte.

Zum ersten Mal dabei war auch Holger Prang, der erst seit kurzem in Bad Grund lebt. Seine Einführung in seine Texte machten Lust auf mehr, doch leider kam er nicht wirklich dazu, aus seinen Zeilen zu lesen, da er mit viel Leidenschaft eine Einführung in sein Werk gab. Die Vortragszeit war für jeden Autoren auf acht Minuten begrenzt, und Prang hatte dann nur noch die Gelegenheit, zwei Sätze vorzutragen.

Das Publikum kann sich aber bei der nächsten Offenen Lesebühne, die im Januar stattfinden soll, auf seine Ausführungen freuen. Prang beschreibt in seinen Texten die Erfahrungen, die er gemacht hat, als er zu Zeiten der Wende von Göttingen nach Schwedt an der Oder (ehemals DDR, nahe der polnischen grenze) gezogen ist. „Darüber wurde noch viel zu wenig berichtet“, so Prang „meistens wird nur über den umgekehrten Weg erzählt“.

Die Offene Lesebühne findet drei bis vier Mal pro Jahr statt. Autoren, die aus ihren eigenen Texten lesen wollen, sind dazu herzlich eingeladen. Eine öffentliche Wertung der Vorträge im Sinne einer Rangordnung findet nicht statt. Auch wird kein Eintritt erhoben. Die Zusammenkünfte dienen auch dazu, sich kennen zu lernen und auszutauschen. hn

BU

Renate Maria Riehemann präsentierte Gedanken, die ihr bei einer Zugfahrt einfielen.

Holger Prang hat seine Erfahrungen über den Umzug nach Schwedt an der Oder niedergeschrieben.

Rita Höske las aus Ihrem Roman um die Protagonistin Tanita.

Angelika Eggers hat das Buch „Golden Glasses“ geschrieben.

Rosita Busch über Segen und Fluch des Schreibens.

Helga Häusler verlas ihre Texte über Zeit und Farben.

Fotos Herma Niemann

Die folgenden Bilder können Sie vergrößern, wenn Sie ein Eseltreiber-Abo haben:


Angelika Eggers hat das Buch „Golden Glasses“ geschrieben.

Helga Häusler verlas ihre Texte über Zeit und Farben

Holger Prang hat seine Erfahrungen über den Umzug nach Schwedt an der Oder niedergeschrieben.

Renate Maria Riehemann präsentierte Gedanken, die ihr bei einer Zugfahrt einfielen.

Rita Höske las aus Ihrem Roman um die Protagonistin Tanita.

 

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