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02.10.2019

„Nächstenliebe verlangt Klarheit“


Pastor Wilfried Manneke sprach in Bad Lauterberg von seinem Kampf gegen Rechts

...Christian Dolle - KKHL

Bei seinem Besuch in Bad Lauterberg traf der mit dem Paul-Spiegel-Preis für Zivilcourage ausgezeichnete Pastor Wilfried Manneke seinen alten Freund und Kollegen, den ehemaligen Herzberger Pastor Bernhard Sulimma wieder. Beide waren nämlich damals zur Zeit der Apartheid in Südafrika in zwei benachbarten Gemeinden tätig, eine Zeit, die sie natürlich stark prägte.

„Da habe ich erlebt, was es heißt, wenn Menschen nur wegen ihrer Hautfarbe diskriminiert werden“, berichtete Pastor Manneke, „und nachdem ich dort das Ende der Apartheid miterleben durfte, musste ich feststellen, dass genau diese Ideologie hier bei uns verherrlicht wird.“ Hier in Deutschland nämlich, genauer gesagt in seiner Gemeinde in Unterlüß in der Heide engagiert sich Manneke seit zwanzig Jahren gegen die dort ganz massiv auftretenden Neonazis, was ihm natürlich nicht nur Zustimmung einbrachte.

Gerade jetzt wurde dort auf einem dafür bekannten Hof wieder das Erntefest gefeiert, das nicht etwa mit Brauchtum zu tun habe, sondern eines der größten Neonazitreffen in Deutschland sei. Bereits seit vielen Jahren organisiert Manneke Gegendemonstrationen und weist darauf hin, dass es „alles andere als harmlos“ ist. „Bisher durften wir uns von behördlicher Seite immer nur bis auf 1,7 Kilometer dem Hof nähern“, berichtete er, in diesem Jahr haben wir es per Urteil erreicht, dass wir erstmals bis zum Hof vor dürfen. Und es blieb friedlich.“

Wie wenig friedlich die Gesinnung der Neonazis ist, gegen die er seit Jahren Position bezieht, machte Pastor Manneke in einem kurzen Abriss deutlich, in dem er erzählte, wie sich die Anfeindungen gegen Spätaussiedler mehrten und ein Schulungszentrum entstehen sollte. Dagegen formierte sich ein breiter Widerstand, der unter anderem auch Ursprung des Labels „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ war.
Ein leerstehendes Hotelgebäude, so berichtete er weiter, wurde von Neonazis besetzt, dagegen wurden Deos organisiert und Mahnwachen ins Leben gerufen, am Ende musste das Hotel geräumt werden. In der Folge gab es Anfeindungen gegen Manneke und seine Unterstützer und seine Gemeinde, die 2011 in einem Brandanschlag gipfelten, bei dem zum Glück niemand verletzt wurde. Auch das Auto des Pastors wurde zerstört, doch all das hielt ihn nicht davon ab, seine christliche Überzeugung weiter zu verbreiten.

„Rechtsextreme treten mit Füßen, was für uns Christen einen hohen Wert hat“, stellte er klar, insbesondere die Menschenwürde, die Gleichheit vor Gott und die Nächstenliebe. 196 Todesopfer rechter Gewalt gibt es laut der Amadeu-Antonio-Stiftung seit der Wiedervereinigung in Deutschland, Walter Lübcke sei hier das jüngste prominente Opfer, zudem kursieren sogenannte „Feindeslisten“, auf denen die Neonazis ihre Gegner im Grunde zum Abschuss freigeben.

„In unserer Gesellschaft ist etwas losgetreten, was sich nur noch schwer einfangen lässt“, führte Pastor Manneke weiter aus, die Behörden hätten seiner Ansicht nach viel zu lange tatenlos zugesehen. Gruppen, die sich selbst als Prepper bezeichnen, also auf den Tag X warten, an dem unsere Gesellschaft zusammenbricht, stellen sich als bewaffnete Rechte heraus, bei der Polizei Celle verschwanden immer wieder Waffen, in den Reihen von Polizei und Bundeswehr seien rechte Gesinnungen keine Seltenheit und Vereinigungen wie „Combat 18“ würden nach wie vor verharmlost.
Rechtspopulisten seien der Steigbügelhalter für Rechtsextreme, so dass er unsere Gesellschaft inzwischen in großer Gefahr sieht. Den christlichen Werten widerspreche das ganz deutlich, daher sei es an der Zeit, dass die Kirche sich deutlich positioniere. „Nächstenliebe verlangt Klarheit“, sagte er – ein Thema, das er im sonntäglichen Gottesdienst noch näher erläuterte. Bevor es allerdings so weit war, gab es zunächst noch eine von Jens-Norbert Marxen moderierte Diskussionsrunde mit den Zuhörern und für Wilfried Manneke anschließend ein gemütliches Abendessen mit seinem langjährigen Freund Bernhard Sulimma.



 

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