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03.08.2019

Geschichte der Alten Mühle in Windhausen


Ludwig und Anna Keinert übernahmen die Mühle, um diese später als Gaststätte zu eröffnen

...von Petra Bordfeld

1869  begann sich in der heutigen Unteren Harzstraße 16 in Windhausen ein Wassermühlenrad zu drehen. 1945 wurde dort eine Gaststätte „Zur alten Mühle“ eröffnet und 2018 von Eike Weinreich die „Kulturmühle“ aus der Taufe gehoben. Die Rede ist von der Mühle, deren Gründung vor 150 Jahren jetzt gebührend gefeiert werden soll. Dafür hat Eike Weinreich den Samstag, 10. August, auserkoren, der um 18 Uhr mit einem Film startet. Gegen 20 Uhr wird die Harzer Band „Newpast“ die Party mit Live-Musik eröffnen.

Um die Geschichte besagter Mühle offen zu legen, machte sich Windhausens Ortschronist Manfred Keinert auf den Weg ins Landesarchiv Wolfenbüttel um nach urkundlichen Belegen zu suchen. Dort fand er allerdings  nur die Konzession einer Ölmühle aus dem Jahr 1646. Also bleibt der Grundstein aus dieser Zeit, der per Zufall entdeckt wurde, weiterhin mit der eingemeißelten Jahreszahl 1869 der schergewichtige Beweis dafür, dass diese Mühle vor 150 Jahren ihren Betrieb aufgenommen hat.

Die Mühle war eine mittelschlächtige Wassermühle, das heißt, dass das Wasser aus dem Dorfbach Schlung Wasser über einen Mühlengraben auf die Mitte des Rades geleitet wurde.

Friedrich Metje aus Windhausen, der bereits 1889 eine Bürstenfabrik mit Kraftbetrieb und eine Dampfdreschmaschine gegründet hatte,  pachtete vermutlich zum selben Zeitpunkt die Mühle von dem Kaufmann Freise. Zehn Jahre später ging das Mühlengrundstück dann endgültig in den Besitz von Friedrich Metje über. Übrigens dürften die Mühlensteine nie leer laufen, da durch Funkenschlag hohe Brandgefahr bestand. Und zum Schärfen der Mühlensteine musste ein Mühlenbauer anreisen. „Ich glaube, der kam aus Hattorf“, so Manfred Keinert, der weiter rausfand, dass Metje die Kraft des Wasserrades für seine Bürsten- und Pinselfabrik und zum Antrieb einer Säge genutzt hatte. Dort  beschäftigte er zeitweise bis zu fünf Gesellen. Übrigens soll es nach einer Überlieferung in der Mühle auch Webstühle gegeben haben. Dank der Originalität Friedrich Metjes und seines anekdotenreichen  Lebens war er weit über die Grenzen seines Heimatdorfes bekannt.

Seine Tochter Anna führte mit ihrem Mann Ludwig Keinert, der aus Clausthal-Zellerfeld kam, das Mühlenwerk als Schrotmühle für die örtlichen Bauern fort. Nebenbei betrieben sie aber auch unter anderem einen Flaschenbierhandel. Genau aus dem entwickelte sich nach dem Zweiten Weltkrieg, im Jahr 1945, eine Schankwirtschaft.

Als um 1920 das Wasserrad komplett zusammen brach und einige Jahre später die schwere eicherne Welle ausfiel und sich Sturm- sowie Frostschäden hinzu gesellten, rückten die Reparaturkosten ins unermessliche. Als dann auch noch  die Grube „Hilfe Gottes“ viel Wasser für ihren Betrieb ableitete und somit nicht ausreichende Aufschlagwasser zur Verfügung stand, schlossen sich die Pforten der Mühle vollends. Denn auch der Einbau einer elektrischen Schrotmühle konnte den Niedergang nicht aufhalten.

1963 wurde die alte, einst unter Denkmalschutz stehende Wassermühle abgerissen und in Folge die kleine Gaststube zu einer Gaststätte ausgebaut, in der heute ein Wochenende im Monat die Kulturschmiede öffnet. Übrigens drehte sich dort das Mühlenrad  wo heute der „Kinosaal“ ist. Und  wo die Toiletten sind, floss das Wasser zu Mühlenzeiten rein.


Friedrich und Anna Metje erwarben die Mühle um 1900 die Mühle

Das mittelschlächtige Wasserrad der Mühle in Windhausen

Das Mühlenwerk mit den Kammrädern, welche die Drehkraft der Mühlenradwelle auf den darüber liegenden Mahlgang umsetzte

Der Mahlboden, auf dem die Mahltrommel oder der Schrotgang mit zwei Mühlensteinen sowie der Trichter für das Korn und der drehbarer Steinkran zu sehen sind, mit dem die Mühlensteine gehoben und gewendet werden konnten

 

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