Kultur

16.07.2019

Heidevolk sinnieren über Kindertage im Harz


von Shoshannah Gutwirt

Die Sonne steht bereits etwas tiefer als sich zwei der fünf Jungs von Heidevolk zum Interview mit dem Eseltreiber einfinden. Koen und Rowan sind gerade erst angekommen und haben noch nicht einmal ihr erstes Bier genießen können, als Ich ihnen schon mit meinen Fragen auf die Nerven gehe. Ich eröffne mit der klassichen Frage, der sich letztes Jahr schon Skálmöld stellen mussten: "Was unterscheidet das Rockharz von anderen Festivals?" Nach kurzem überlegen kommt "Die gute Atmosphere! Es ist einfach toll alle Bands entspannt sehen zu können. Es ist so persönlich!" 

Persönlich. Ein gutes Stichwort für mich, denn während andere Bands Interviewanfragen gar nicht beantwortet haben oder lediglich an ihr Management verwiesen, vereinbarte Ich diesen Termin kurzerhand via Facebook mit Gitarrist Koen.

"Es ist uns wichtig selbst nah an den Fans und auch an der Presse zu bleiben. Unser Label wird nachher zwar informiert, hat aber keinen Einfluss auf uns. Wir wollen an der Basis arbeiten und greifbar bleiben für unsere Fans."

Apropos Fans. Was halten die Jungs denn eigentlich von den Menschen hier im Harz?

"Ohja," eröffnen beide mit einem breiten Grinsen "Wir haben sehr schöne Erlebnisse hier im Harz gehabt. Nicht zuletzt weil wir schon als Kinder hier im Urlaub waren."

Das interessiert mich nun doch. Was war denn so einprägsam für Kinder hier in der Region?

"Die Mythologie!" Ertönt es sofort wie aus einem Munde. "Es ist ja bekannt, dass sich unsere Texte stark mit der germanischen Mythologie auseinandersetzen. So waren die Geschichten um die Roßtrappe in Thale und den gegenüberliegenden Hexentanzplatz natürlich besonders spannend für uns, denn solche Sagen und Legenden interessieren uns schon seit Langem. Aber auch die Erlebniswelt in Thale können wir nur sehr empfehlen."

Das macht es natürlich noch atmospherischer am Fuße der Teufelsmauer ein Konzert zu spielen - und ein weiterer Pluspunkt für das Rockharz. Wenn die Jungs denn so vertraut sind mit dem Harz, möchte Ich natürlich wissen ob sie schon das Dorster Kellerbräu probiert haben. Denn durch eine kleine Recherche konnte Ich herausfinden, dass nahezu alle Bandmitglieder einem guten Bier nicht abgeneigt sind. Die Zwei müssen leider verneinen, versprechen aber es nach dem anstehenden Meet&Greet zu probieren. Nach einigen Plaudereien drängt sich mir aber nun eine elementare Frage zur Band auf. Ist Mythologie nicht irgendwann erschöpft? Sind nicht zu allen germanischen Göttern und Legenden bereits Lieder geschrieben worden?

Leugnen können die beiden dies nicht, haben aber eine wunderbare Antwort parat. "Ja, aber Geschichte wird jeden Tag neu geschrieben. Alles lebt und entwickelt sich weiter. Wir als Niederländer wissen wovon wir reden." Gibt Bassist Rowan mit einem Zwinkern zu bedenken. "Nehmen wir mal unsere Provinz Flevoland. Die gab es vor wenigen Jahrzehnten noch gar nicht. Das ganze Land wurde dem Ijsselmeer mit harter Arbeit abgerungen und ist heute eine eigene Provinz - quasi neue Geschichte. Was dort heute passiert kann irgendwann zur Legende werden und gibt so neuen Stoff für neue Lieder."

Bis es soweit ist will sich die Band aber auch auf die Mythen der einzelnen Provinzen konzentrieren. "Man muss sich so halt etwas detaillierter mit der Historie einzelner Regionen und Städte auseinandersetzen, aber noch ist uns der Stoff nicht ausgegangen." Das will das Quintett demnächst auf den drei letzen Stationen ihrer 12 Provinzen Tour unter Beweis stellen.

Da bleibt mir nichts anderes mehr übrig als ihnen dabei viel Spaß und vorallem noch ein schönes Festival zu wünschen.


Gitarrist Koen und Bassist Rowan

Sänger Jacco

Die folgenden Bilder können Sie vergrößern, wenn Sie ein Eseltreiber-Abo haben:


Gitarrist Koen

Gitarrist Koen

Bassist Rowan

Sänger Jacco

 

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