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18.06.2019

BI „OHA! weitBLICK“ lässt Drohne fliegen


Die Gruppe am Standort des "alten" Windrads

...BI "OHA! weitBLICK

Am Donnerstag, den 13. Mai, trafen sich auf Einladung der Bürgerinitiative „OHA! weitBLICK“ knapp drei Dutzend Interessierte zu einer Wanderung. Ziel waren die Standorte der geplanten acht Windenergieanlagen auf dem „Ührder Berg“. „Man kann sich die Dimension des Eingriffs in Landschaft und Natur am besten vor Augen halten, wenn man vor Ort ist“, sagte dazu Daniel Macke, der die Wanderung führte.

Auf dem Weg zum Planungsgebiet, das vom damaligen Landkreis Osterode bereits 1998 im Raumordnungsprogramm als Vorrangstandort für Windkraft bestimmt wurde, konnten sich die anwesenden Bürgerinnen und Bürger ein Bild von der Geologie des Untergrundes machen. „Das Gestein, das Sie hier sehen, prägt den Untergrund“, erläuterte Michael Schulte, ebenfalls Mitglied der Bürgerinitiative, und wies auf das am Wegesrand freigelegte Gestein, „beachten Sie die vielen Furchen und Risse und die niedrige Erdauflage.“ Der Einfluss von Wasser, der hier nur an der Oberfläche zu sehen sei, so Schulte weiter, habe im Untergrund den gleichen Effekt. Der leicht lösliche Gips wie auch der schwerer lösliche Dolomit könnten stellenweise mit der Zeit aufgelöst werden und viele Meter unter dem dünnen Mutterboden Hohlräume schaffen. Niemand wisse mit Bestimmtheit, wo und wann solche Prozesse zu Erdfällen führe.

Dass eine einzige Windenergieanlage mit einem Gewicht von mehreren Tausend Tonnen auf diesem fragilen Untergrund sicher steht, konnten sich die Anwesenden kaum vorstellen, zumal die Planung der Rundfundamente eine Tiefe von lediglich 3,5 Meter je Windrad vorsieht. Hinzu kämen außerdem weitere fragwürdige Punkte. So gebe es Stollen, die während des Zweiten Weltkriegs im Rahmen des Projekts „Dachs IV“ in den Berg getrieben worden waren. Außerdem sei nicht geklärt, inwieweit die unterirdischen Sprengungen durch den Gipsabbau auf die Standsicherheit der WEA wirken.

Nach dem Willen der Nationalsozialisten sollte die Stollenanlage seinerzeit 17.000 Quadratmeter groß werden. Obwohl das Vorhaben nie beende abgeschlossen worden war, seien zahlreiche Stollen in den Berg getrieben worden, teilte die BI mit. Wie viele dies seien, sei allerdings unklar. Es existierten noch Karten, die das umfangreiche System darstellten. Auch das müsse dringend überprüft werden, fordern die Aktivisten. Auch die Sprengungen durch die Firma CASEA hätten fragwürdige Auswirkungen auf die Stabilität der Windräder. Dass diese bereits heute in den Häusern rund um LaPeKa deutlich zu spüren seien, bestätigten die anwesenden Bewohner. „Wenn die sprengen, zittern bei uns die Fensterscheiben“, machte eine Anwohnerin ihrem Ärger Luft, und eine andere ergänzte: „Zum Staub, der durch alle Ritzen dringt, kommen noch diese nervtötenden Erschütterungen. Wenn wir das schon in unseren Häusern merken, wie sicher steht dann ein Windrad?“

Tatsächlich dürfe niemand die Problematik ignorieren, meinte Daniel Macke, während er auf der Karte die Nähe der geplanten WEA zur Wohnbebauung demonstriert. Schließlich seien Schäden an Windrädern nicht auszuschließen. Er verwies auf das Beispiel „Loruper Windpark“ im Emsland. Hier waren an 14 Windrädern schon binnen der ersten neun Monate nach Inbetriebnahme derart starke Risse und Ausbrüche an den Betontürmen aufgetreten, dass sie nun nachträglich mit einem Stahlmantel gesichert werden müssen. Bundesweit seien allein 75 Anlagen der Firma Enercon betroffen. „Und dort stehen die Windräder nicht auf Gipskarst“, sagte Macke. Falls der Windpark „Ührder Berg“ durchgesetzt würde, sei fraglich, wie es um die Sicherheit von Passanten bestellt sei, die unter anderem den beliebten Karstwanderweg nutzen. Auch auf die im Zuge des Klimawandels häufiger auftretenden schweren Stürme wies die BI hin. Sollte eine WEA durch Sturm zerstört werden, flögen die Trümmerteile hunderte Meter weit.

Im Wind-Vorranggebiet angekommen, traf die Bürgerinitiative Vorbereitungen, die Ausmaße eines einzelnen geplanten Windrades zu visualisieren. Hierfür bildeten die Anwesenden den Umfang eines Fundaments in einer Menschenkette nach und ließen eine Drohne aufsteigen. Ein erstes Mal stoppten sie die Drohne in jenem Abstand zum Boden, der die Höhe des bestehenden kleineren Windrades simulierte. Allgemeines Erstaunen machte sich breit, denn schon an dieser Stelle war sie kaum mehr zu erkennen. Als die für Drohnen zulässige Höhe von 200 Metern erreicht war, konnten nur noch wenige Anwesende die Drohne am Himmel ausmachen. Auf den Fotos, die die Drohne aus dieser Höhe aufnahm, sind die Menschen nur noch als winzige Punkte zu erkennen. „Die geplanten Windenergieanlagen sind noch 39 Meter höher“, sagte Daniel Macke. Außerdem unterschreite die Turmhöhe des kleinen Windrades mit 65 Metern die Länge eines einzelnen Rotorblattes der geplanten Windräder sogar noch um 50 Zentimeter.

Ansprechpartnerin:
Brigitte Maniatis
BManiatis@t-online.de


Michael Schulte erläutert den Gipskarst-Untergrund

Die Gruppe auf dem Weg zum WEA-Standort (Daniel Macke zeigt auf das "alte" Windrad)

200m über dem Boden mit Blick auf die Menschenkette, die das Fundament eines geplanten Windrades nachbildet

 

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