Vereinsleben

18.06.2019

Gemischter Chor Nienstedt feierte ein Jubiläum und nahm auch Abschied


...von Petra Bordfeld

In der für einen Nachmittag zum Konzertsaal umfunktionierten St. Martin-Kirche zu Nienstedt stand nicht „nur“ Chormusik im Mittelpunkt, die anlässlich des 135jährigen Bestehens des Gemischten Chores „Germania“ Nienstedt begeisterte. Auch Worte des Dankes und der Anerkennung sowie die besten Wünsche für die Zukunft gehörten ebenfalls dazu, wie die eine oder andere Träne der Freude und des Abschieds. Denn Chorleiter Dietmar Lange überreichte nach 25 Jahren seinen Taktstock an seine Nachfolgerin Marion Peinemann.

Doch nachdem der mehrstimmige Jubilar mit dem Lied „Wir grüßen euch alle“ Einzug gehalten hatte, entführte die erste Vorsitzende, Kerstin Potarczyk, in die Entstehungsgeschichte des Chores, der 1884 als Männergesangverein aus der Taufe gehoben wurde und damit der älteste Kultur- und Freizeitverein der Ortschaft ist.
Genau der könne nur aus dem Grund auf 135 Bestehungsjahre zurückblicken, weil vor 61 Jahren der Vorstand des MGV in Ermangelung des männlichen Nachwuchses die Frauen bat, ihre Stimmen doch auch zu erheben. Das war die Geburtsstunde des Gemischten Chores „Germania“. So erfolgreich sei dahingegen der erneute Umbruch, der Zusammenschluss mit dem Marker Chor zu einer Singgemeinschaft nicht gewesen. 2005 habe man einen gemeinsamen Weg beschritten, der aber zehn Jahre später wieder in verschiedene Richtungen führte.

In die Gegenwart zurückgekehrt, ließ es sich die Vorsitzende nicht nehmen, allen zu danken, die auf irgendeine Weise dazu beigetragen hatten, so eine große Geburtstagsfeier vorzubereiten und auszurichten.

Ortsbürgermeister Bernd Fröhlich betonte in seinem Grußwort, dass 135 Jahre eine stolze Zeit wären, die der Jubelchor gut hinter sich gebracht hätte. Es freue ihn ganz besonders, dass er auch heute noch so aktiv ist, und das kulturelle Leben in Förste und Nienstedt mitträgt. Schließlich sei er immer da, wenn nach seiner Unterstützung gefragt werde. „Wir sind stolz auf euch“. Fröhlich ließ es sich aber auch nicht nehmen, Dietmar Lange dafür zu danken, dass er so lange Zeit bei dem Chor den Ton angegeben hat.

Manfred Melzer, Vorstands-Mitglied des Kreischorverbandes Südniedersachsen, gratulierte auch im Namen des Chorverbandes Niedersachsen/Bremen und wünschte dem Gemischten Chor „Germania“ weiterhin viel Erfolg und Spaß an der Chorarbeit. Er dankte Dietmar Lange für seine Chorleitertätigkeit und wünschte dessen Nachfolgerin, Marion Peinemann, viel Erfolg.

Michael Wächter überbrachte die Grußworte von Pastor Wolfgang Teicke und dem Kirchenvorstand. Er erinnerte daran, dass die Geschichte des Gemischten Chores eng mit der Geschichte der St. Martin-Kirchengemeinde verbunden wäre.
Besonders gerne erinnere sich der Kirchenvorstand an das Chorkonzert 2017 zugunsten der damals vom Schimmel befallenen Orgel. „Die erzielten Spenden waren ein beachtlicher Beitrag zur Fertigstellung der Renovierungsarbeiten“.
Wächter ließ es sich auch nicht nehmen, Dietmar Lange, der die Geschichte des Chores 25 Jahre begleitet und maßgeblich mitgestaltet hat, herzlich zu danken.
Dann schlüpfte der Redner in die Rolle des Moderators, der nicht „nur“ die sieben Chöre vorstellte, sondern auch Einblicke in die Liederauswahl gewährte.
Denn der Gemischte Chor „Germania“ Nienstedt entführte ebenso überzeugend in die Welt der Chormusik, wie die Chorgemeinschaft „Die Schwarzen Raben“, die Chorgemeinschaft Oldenrode, der Chor Klingeltal, der Gemischte Chor Westerhof, der MGV „Freundschaft“ Schwiegershausen und die Gruppe „Saitenwind“, die – wie der Name schon verrät - sich selbst mit Instrumenten begleitete.

Und das Publikum ließ sich gerne entführen. Aber nicht immer wurde sehr interessiert oder in Gedanken versunken der Melodie und dem Text gelauscht. Denn, wenn beispielsweise der „Kleine grüne Kaktus“ der Comedian Harmonists piekste oder Somino Rosis „Rot sind die Rosen“ erklang, wurde mitgesummt, gesungen und mitgeschunkelt. Gleiches war übrigens zu bemerken, als „Santiano“ das Lied der gleichnamigen Gruppe aus dem hohen Norden, erklang.

Als sich das Jubiläumskonzert langsam den Ende näherte, stand auch das Chorleiter-Ende von Dietmar Lange an, der übrigens insgesamt seit 40 Jahren den Taktstock bei zahlreichen Chören in der Hand gehalten hatte.

Kerstin Potarczyk erinnerte in der Laudatio daran, dass Lange nach dem Tod des damaligen Chorleiters Günther Sohns den Gemischten Chor „Germania“ Nienstedt übernahm. Man schrieb das Jahr 1984. „Damals wollte er höchstens zehn Jahre bleiben, daraus ist ein viertel Jahrhundert geworden, und heute überlegt er, ob er eventuell als Sänger dabei bleiben wird“.

Sein Motto habe immer gelautet: „Nicht in die Noten gucken! So schnell wie wir singen, kommt ihr soundso nicht mit dem Lesen nach!“ oder „Nicht mit dem Kopf singen! Ihr müsst es fühlen! Hier im Herzen! Mit Gefühl singen!“ Der Applaus und die Anerkennung des Publikums hätten immer wieder gezeigt, dass er Recht hatte.
Besonders lobenswert sei allerdings die Tatsache gewesen, dass er nicht "nur" seinen Rücktritt kundgetan, sondern sich auch um die Nachfolge gekümmert hatte. Der Chor freue sich schon jetzt auf die gute Zusammenarbeit mit Marion Peinemann, die ja auch den Gemischten Chor Westerhof leitet.

Nach den von Anerkennung und Dank getragenen Worten überreichte Dietmar Lange mit der einen oder anderen Träne im Knopfloch und im Auge den Taktstock an Marion Peinemann, die dann mit ihrem neuen Chor gleich die irischen Segenswünsche anstimmte.

Nachdem sich die Wogen des Beifallsturmes gelegt hatten, blieben alle noch lange zum gemütlichen Gedankenaustausch zusammen.


Dietmar Lange sagte nach 25 Jahren als Chorleiter tschüs, vielleicht kehrt er als Sänger zurück

Dietmar Lange übergibt vor dem Gemischten Chor Nienstedt den Taktstock an Marion Peinemann

Die folgenden Bilder können Sie vergrößern, wenn Sie ein Eseltreiber-Abo haben:


Der Deutsch-Russische Chor Klingetal übte vor dem Gotteshaus

Der MGV Schwiegershausen hatte die Seemannsleinen gespannt

„Die Schwarzen Raben“ waren gerne zu dem Konzert gekommen

 

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