Kultur

07.06.2019

Eine Klangreise wie eine Meditation


Der Obertonmeister Christian Bollmann gastierte mit zwei Konzerten in Gittelde

...von Herma Niemann

Aus dem Hintergrund erklingen zarte Töne eines Glockenspiel, dann die eines kleines Zupfinstruments. Die Klänge kommen näher, und mit mit ihnen Christian Bollmann, der als Meister und Wegbereiter des Obertongesangs in Deutschland gilt. Mit diesen Klängen begann das zweite Konzert, das am Sonntagabend in der St. Mauritius-Kirche in Gittelde stattfand.

Wie muss man sich nun den Obertongesang vorstellen? Obertongesang ist eine Gesangstechnik, die aus dem Klangspektrum der Stimme einzelne Obertöne so herausfiltert, dass sie als getrennte Töne wahrgenommen werden und der Höreindruck einer Mehrstimmigkeit entsteht. Wer diese Technik noch nicht selber einmal gehört kann, kann sich das wohl nur schwer vorstellen. Aber Bollmann beherrscht diese Technik auf beeindruckende Weise. Während er eine Melodie summt oder brummt, kann er zusätzlich noch eine weitere Stimme erzeugen, die sich fast wie eine zarte Flöte anhört. Wer sich an diesem Abend auf dieses sehr spezielle Konzert einlassen konnte und wollte, der empfand es als wohltuende Meditation für den Geist und die Seele. Durch die beruhigenden Klänge der unterschiedlichen Musikinstrument, darunter auch ein Didgeridoo

, Klangschalen und Gitarre, war es, als ob sofort ein Schalter für den Kopf und den Verstand umgelegt wurde. Einige Besucher schlossen die Augen, andere suchten sich eine bequeme Position auf den Kirchenbänken. Bollmann nahm die Besucher auch mit auf eine Klangreise in die Höhen des Himalaya. Dazu benutzte er Muschelhörner, die dort für heilige Zeremonien benutzt werden.

Schon einen Tag zuvor war Bollmann mit dem Abschluss des dreitägigen Workshops, dem Mitsingkonzert „Abwun“, in der Gittelder Kirche zu Gast. Inhalt des Workshops war das Vater-Unser in aramäischer Sprache, der Sprache Jesu, als mantrisches Oratorium. Kerzen und Klangschalen schmückten den Altarraum. Auch dieses Konzert begann in harmonischer Ruhe und Bollmanns beruhigender Stimme. Die Teilnehmer des Workshops waren Teil des Konzerts, aber auch jeder andere, der wollte, konnte mitmachen. Beeindruckend war auch, dass die zunächst so zarten Klänge und Gesänge, sich mit Leichtigkeit auch durch einen Rhythmuswechsel in eine dynamische und starke Melodie entwickelten. Wohlgefühle für Verstand und Seele.

Christian Bollmann versteht es, auf sanfte Weise, die Menschen zu begeistern und mitzunehmen. „Herzensnahrung, Seelenklang“, so die Pastorin Melanie Mittelstädt „Worte können hier zu wenig oder zu viel sein. Und manches lässt sich nur schwer in Worte fassen“. Diese Musik sei höher als unser Verstand, und verbinde Heimat und Erde. „Das will nicht besprochen, sondern erlebt werden und erfahren werden“. Mittelstädt dankte Bollmann, dass er für die beiden Konzerte eine weiten weg bis nach Gittelde auf sich genommen habe.


Beim Mitsingkonzert am Samstag stand das Vater-Unser in aramäischer Sprache im Mittelpunkt

Bei dem Obertonkonzert mit Christian Bollmann war abschalten angesagt

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