Panorama / Natur

26.04.2019

Löwenzahn geht immer


Die sogenannte „Pusteblume“ gedeiht auch an ungewöhnlichen Standorten.

Für den einen ist es Unkraut, für andere Heilpflanze. Kinder lieben besonders die Verwandlung zur Pusteblume.

von Herma Niemann

Ein leuchtendes Gelb sieht man dieser Tage oft. Doch dabei handelt es sich nicht um den Raps auf den Feldern. In diesem Jahr scheint der Löwenzahn auf dem Vormarsch zu sein, der die Wiesen in gelbe Teppiche verwandelt. Der Löwenzahn, Taraxacum officinale, ist bekannt dafür, auch an ungewöhnlichen Orten zu gedeihen.

Denn der Überlebenskünstler schafft es sogar, zwischen Pflastersteinen und Mauerritzen zu wachsen. Auch das Mauerwerk des Brücktors zwischen Teichhütte und Windhausen scheint ein guter Standort zu sein, wächst hier doch ein großer Löwenzahn mit mehreren Köpfen in ungefähr zwei Metern Höhe.

Doch der Löwenzahn gilt oft als ungebetener Gast im eigenen Garten. Das Kraut ist sehr hartnäckig, vor allem wegen seiner speziellen Fortpflanzung. Bis zu 5.000 Samen kann eine Pflanze im Jahr produzieren. Diese können auch noch nach Jahren der Ruhe auskeimen. Dabei ist die Wildpflanze auch sehr nützlich. Denn die vermehrte Löwenzahnblüte hat auch eine gute Seite. Weil der Löwenzahn so früh blüht, spielt er in der Entwicklung der Bienenvölker im Frühjahr eine bedeutende Rolle. Und wenn der Löwenzahn sich weiter so ausbreitet, wie er es zurzeit tut, kann das auch zu einer gesteigerten Honigproduktion führen, die bereits im Frühjahr beginnen kann. Ob das allerdings ausreicht, um den durch Krankheiten und allgemeine Erschöpfung bedrohten Bienenvölkern wieder auf den Blütenflug zu helfen, steht infrage.

Löwenzahn kann man auch essen und er zählt sogar zu den Heilpflanzen mit nützlichen Effekten dank der Inhaltsstoffe. Die Pflanze kann die Verdauung regeln, Leber und Galle pflegen, kann bei Rheuma helfen sowie chronische Hautleiden verschwinden lassen.

Er blüht von April bis Oktober und wird zwischen fünf und 20 Zentimeter groß. Die gelben Blüten sind aber gleichzeitig auch ein Signal für einen Überfluss an Nährstoffen im Boden und damit auch ein Merkmal für den Artenschwund in den Kulturlandschaften. Löwenzahn wird durch stickstoffhaltige Böden im Wachstum gefördert und verdrängt auf Dauer die Vielfalt der Wiesenblumen und Gräser. Dazu kommt, dass er durch den dichten Wuchs den Boden nasskalt hält. Und das starke Wurzelwerk verstärkt das noch. Denn die langen Löwenzahnwurzeln halten mit ihren fleischigen Wurzeln die Feuchtigkeit auch im Boden. Dadurch kann auch das Kleinklima verändert werden, was das Leben für manche Insekten unmöglich macht.

Wie etwa für den Maikäfer. Denn wenn die Sonnenwärme nicht mehr bis in den Boden vordringen kann, kommt der Schlüsselreiz zum rechtzeitigen Ausschwärmen nicht mehr bei den Engerlingen an und sie verschlafen das Leben als Käfer. Das verhindert zwar Käferplagen, langfristig aber entwickeln sich immer weniger Engerlinge zu Käfern und das führt dann dazu, dass es keine Maikäfer mehr in Löwenzahngebieten gibt.

Und dennoch: Nicht nur für Kinder wird der Löwenzahn immer reizvoll sein. Auch so manch Erwachsener kommt manchmal nicht drum herum. Denn wenn der gelbe Blütenkopf verwelkt ist und sich die Samen in Flugschirmchen verwandelt haben, ist es nahezu ein Muss für jeden, diese als Pusteblume durch die Luft fliegen zu lassen.


Löwenzahn verwandelt die Wiesen in gelbe Teppiche.

Auch Einfahrten sind vor ihm nicht sicher.

Bienen und Insekten lieben ihn

und wenn der Wind die Samenschirmchen nicht davonträgt...

Die folgenden Bilder können Sie vergrößern, wenn Sie ein Eseltreiber-Abo haben:










dann hilft ein beherztes Pusten.

 

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