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12.04.2019

Im Altenheim Siebenbürgen durfte fantastische Theaterluft geschnupert werden


Anton Reich (Sven Ruppe), Irmine Schnackel (Doris Ebeling), Max Prossel (Mario Fröhlich) und Rosa Prossel (Christiane Terpe) sind sich nicht eins

...von Petra Bordfeld

Das, was Mario Fröhlich, Christian Terpe, Kai Bollmann, Doris Ebeling, Sven Ruppe, Irina Schick, Justus Vellmer und Karin Powering in dem Speiseraum des Altenheims Siebenbürgen auf die Bretter brachten, welche die Welt bedeuten, sorgte bei allen zehn Aufführungen dafür, dass die Zuschauer mit Bauchmuskelkater und fast wund geklatschten Händen den Heimweg antraten.

Denn die vier weiblichen und vier männlichen Laienschauspieler und die Souffleuse Melanie Brakel hatten unter der Regie von Justus Vellmer die Komödie "Suche Mann für meine bessere Hälfte" von Beate Irmisch (erschienen im Rieder Verlag) ins absolut überzeugende Licht gerückt.

Diese Neun schafften es ebenso, wie Jean-Baptiste Poquelin alias Molliere vor 346 Jahren mit seinem Dreiakter „Der eingebildete Kranke“, deutlich zu machen, dass ein Hypochonder nicht nur sich, sondern auch seinem Umfeld das Leben höllisch schwer machen kann. Nicht minder bestechend die Technik der Familie und Freunde, sich wieder auf den Pfad der realen Tugend zurückzuführen.

Zuerst wandelte Mario Fröhlich mittels Nachthemd und Schlafmütze in die Rolle des sterbenskranken Jungbauern über die Bühne, der ein Gespräch über den totkranken Eber aus sich münzte. Doch sie Liebe und Eifersucht ließen ihn zu einem adretten jungen Mann mausern.

Christiane Terpe wiederum wusste genau, die eingefleischte Jungbäuerin auf die Beine und in die ideenreichen Puschen zu bringen. Kai Bollmann nahm man ohne wenn und aber den genervten Vater Franz Prossel ab. Doris Ebeling wurde sehr imponierend, sich von der übertrieben besorgten Tante Irme in die fast liebestolle Irmine Schnackel zu verwandeln.

Irina Schick wiederum redete als Magd Bruni Hacksel so, wie ihr der Schnabel gewachsen war, was ihr sehr gut stand. Justus Vellmer betrat als sanftmütiger Dorfgeistlicher die Bühne, was ihm sehr gut stand. Karin Powering beeindruckte als Gemeindeschwester Agathe Raubein, die nicht „nur“ die Menschen, sondern auch die Tiere umsorgte.

Da waren aber auch Sven Ruppe, der hinterlistige Viehhändler Anton Reich, der hinter jedem Frauenrock her war und seinem Ruf als Spitzbube allen Ehre machte, weil er seine Kunden liebend gerne die Katze im Sack andrehte. Als er sich unbedingt Max Prossels Hof und Frau unter den Nagel reißen wollte, ging der berühmte Schuss nach hinten los. Was insbesondere die Zuschauer freute.

Alle Darsteller/innen bewiesen in 120 Minuten, dass es erstens anders kommt, zweitens, als man denkt. Sie setzten Mimik, Gestik, Wortspielerein und Kostüme so geschickt ein, dass am Ende Max Prossel kern gesund und arbeitswütig wurde, und Tante Irme ihren Viehhändler bekam, der sich übrigens mit einem Potenzmittel, was für seinen Deckhengst gedacht war, gedopt hatte.

„Gedopt“ war auch das Publikum, und zwar von den schauspielerischen Leistungen der Darsteller, die sich schon jetzt auf der Suche nach dem Stück für das kommende Jahr begeben haben. Denn für sie war und dürfte weiter die Begeisterung der Zuschauer die beste Medizin sein.


Frank Prossel (Kai Bollmann) in ungewöhnlicher Sofastellung

Irmine Schnackel (Doris Ebeling) und Anton Reich (Sven Ruppe) sind im siebenten Himmel

Sie alle wussten in ihren rollen zu begeistern

Die folgenden Bilder können Sie vergrößern, wenn Sie ein Eseltreiber-Abo haben:


Souffleuse Melanie Brakel

Max Prossel (Mario Fröhlich) gefiel sich sehr mit Schlafmütze

Pastor Ritzenhoff (Justus Vellmer) und Bruni Hacksel (Irina Schick) handeln Preise aus

 

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