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20.02.2019

Da muss man einfach zuhören


Vorlesewettbewerb: Maximilian Bröde vom Päda Bad Sachsa ist der beste Leser beim toll besetzten Kreisentscheid gewesen

von Boris Janssen

Es gibt ja dieses Filmzitat aus Forrest Gump. „Das Leben ist wie eine Schachtel Pralinen – man weiß nie, was man kriegt.“ Wer einmal in der Jury eines Wettbewerbs gesessen hat, kennt das Gefühl: Natürlich weiß man schon, worum es geht.

Aber was einen beim nächsten Beitrag denn genau erwartet, wie gut er ist – vor allem im Vergleich zu dem, was noch kommt –, nun ja, es bleibt eine Überraschung wie die nächste Praline in einer Schachtel, deren Karton man sich nicht extra umständlich über den Kopf hält, um verstohlen drunter zu lugen, was wohl das Halbkugelförmige mit den roten Krümelchen sein könnte, nur um sich dann doch darunter geschmacklich etwas ganz anderes vorzustellen.

So waren denn am Mittwoch (13.02.2019) auch die fünf Erwachsenen neugierig aufgeregt, die Susanne Kinne von der Bad Lauterberger Buchhandlung Moller als Jury für den Kreisentscheid beim 60. Vorlesewettbewerb des Deutschen Buchhandels eingeladen hatte – darunter auch ein Redakteur von LauterNEUES. Hinterher war dann klar: Was die Jury kriegte, war eine sortenreine Schachtel mit zehn wunderbar deliziösen Sahnetrüffeln, zartschmelzend und einfach lecker.

Zehn Mädchen und Jungen der sechsten Klassen gingen für ihre jeweilige Schule aus dem Altkreis Osterode ins Rennen. In der Osteroder Realschule auf dem Röddenberg, die sich als Gastgeber wirklich mächtig ins Zeug gelegt hatte, beeindruckten sie alle die Jury gleichermaßen. Wie sie zuerst das von ihnen selbst ausgewählte Buch präsentierten und dann in einer zweiten Runde einen fremden Text lasen und interpretierten. Alle zehn erwiesen sich als würdige Teilnehmer und völlig zu Recht bekamen sie am Ende auch alle die gleichen Preise – im Prinzip waren sie alle zehn Sieger. Und da es in den Richtlinien ohnehin nicht zwingend vorgesehen ist, eine komplette Rangfolge festzulegen, machte es sich die Jury nach einigem Überlegen lieber einfach, als verdammt schwer – sie ließ es eben bleiben.

Nur ganz vorne, da ging das natürlich nicht. Es gibt halt für jeden Kreis nur einen Platz in der nächsten Runde, dem Bezirksentscheid. Da traf es sich für die Jury ganz gut, dass, als hätte der Konditor aus reiner Dekofreude einem einzelnen Sahnetrüffel noch eine dezente Zuckerperle spendiert, ein Teilnehmer dann doch den einen entscheidenden Tick draufgelegt hatte. Die Jury war sich einig: Unter allen guten Leserinnen und Lesern war Maximilian Bröde aus dem Pädagogium Bad Sachsa der Allerbeste. Er hatte sich Judith Kerrs „Als Hitler das rosa Kaninchen stahl“ ausgesucht und überzeugte bereits damit, wie er seine Zuhörer für drei Minuten gemeinsam mit Anna auf die nächtliche Straße entführte. Und in seinen zwei Minuten mit dem Fremdtext – „Das Ravioli-Chaos oder Wie ich plötzlich Held wurde“ von Katja Reider – bewies er, dass er nicht nur mit klassischen Schullektüren so souverän umgehen kann.

„Maximilian hat die Vorlagen super atmosphärisch verdichtet“, fasste Martin Ludwig als Sprecher den einhelligen Eindruck der Jury treffend zusammen. „Wir haben das Gefühl, wenn er in einem Raum sitzt und liest, werden alle still und müssen ihm einfach zuhören.“ Jetzt also heißt es Daumen drücken, dass Maximilian auch beim Braunschweiger Bezirksentscheid in Wolfsburg alle in den Bann ziehen kann. Der genaue Termin liegt noch nicht vor.

Alle TeilnehmerInnen in der Startreihenfolge
Romeo-Luca Utz (OBS Hattorf)
Clemens Ehrhardt (Ernst-Moritz-Arndt-Gymnasium Herzberg)
Louisa Biehl (OBS Herzberg)
Laurina Werner (KGS Bad Lauterberg)
Maximilian Bröde (Pädagogium Bad Sachsa)
Nele Behrens (Tilman-Riemenschneider-Gymnasium Osterode)
Arne Rytzmann (Wartbergschule Osterode)
Malou-Alissa Kielar (Hauptschule Neustädter Tor Osterode)
Sovian al-Humaidi (Realschule auf dem Röddenberg Osterode)
Delia Bellstedt (OBS Badenhausen)

Die Jury
Nicole Herbst (Sparkasse Osterode am Harz)
Simon Burger (Kreisjugendpastor Harzer Land)
Markus Deckert (Kinowelt Herzberg)
Martin Ludwig (Wirtschaftsberater und Dozent)
Boris Janssen (LauterNEUES)

Der Wettbewerb
Mit circa 600.000 Teilnehmern jährlich ist der 1959 ins Leben gerufene Vorlesewettbewerb der älteste und größte Schülerwettbewerb Deutschlands. Er wird von der Börsenverein des Deutschen Buchhandels Stiftung veranstaltet, steht unter der Schirmherrschaft des Bundespräsidenten und wird gefördert vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. Die Etappen führen vom Stadt- oder Kreisentscheid über die Bezirks- und die Länderebene bis zum Bundesfinale am 26. Juni 2019 in Berlin. Die über 600 Regionalwettbewerbe organisieren Buchhandlungen, Bibliotheken, Schulen und weitere kulturelle Einrichtungen.

Der Kreisentscheid
Weil der neue Landkreis Göttingen einfach zu groß ist, bleibt für den Vorlesewettbewerb der Kreis Osterode bestehen. Ausrichter des Kreisentscheids ist seit Jahren die Buchhandlung Moller aus Bad Lauterberg, Gastgeber war in diesem Jahr die Realschule auf dem Röddenberg in Osterode. Traditionell erhalten alle teilnehmenden Kinder eine Urkunde und einen Buchpreis. Außerdem brachten die Jurymitglieder Nicole Herbst, Simon Burger und Markus Deckert für alle Kinder Preise mit, die ihre Arbeitgeber gestiftet hatten.


Nein, es war wirklich nicht leicht für die Jury (von links): Simon Burger, Nicole Herbst, Markus Deckert, Boris Janssen und Martin Ludwig.

Während sich die Jury zur Beratung zurückzog, spielten Schulband und Schulchor der Realschule auf dem Röddenberg als Pausenact.

Die „zehn Siegerinnen und Sieger“ (vorne von links) Laurina, Nele, Louisa, Arne, Romeo-Luca, Sovian, Maximilian, Malou-Alissa, Delia und Clemens mit den Ausrichtern und der Jury. Volle Namen und Schulen im Text unten.

 

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