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12.01.2019

Christoph Rickels zeigte Realschülern, dass Resignation nicht die Lösung ist


Schulleiter Steffen Glaubitz und Schulsozialarbeiterin Claudia Senkbeil zusammen mit dem ungewöhnlichen Referenten Christoph Rickels

...von Petra Bordfeld

In der Aula der Realschule auf dem Röddenberg in Osterode herrscht bei Veranstaltungen zumeist Lautstärke und überaus gute Laune vor. Diesmal herrschten für zwei Schulstunden Schweigen, Betroffenheit und Anerkennung vor.

Denn auf Initiative der Schulsozialarbeiterin Claudia Senkbeil sowie der Unterstützung seitens des Jugendrings Harzland, von „Rückenwind“ und der Jugendberufshilfe Göttingen war der 31jährige Christoph Rickels in die Schule gekommen, um den Siebtklässlern zu beweisen, dass es sich lohnt, gewaltfrei zu leben.

Denn Gewalt hat dem lebensfrohen, jungen Mann vor elf Jahren einen Strich durch sein bislang geplantes Leben gemacht. Nur, weil er bei einem Discobesuch einem Mädchen einen Drink spendierte, fing er sich von dem eifersüchtigen Freund einen Faustschlag ein, der ihn mit dem Kopf aufs Pflaster aufschlagen ließ. Damit sollte ein Hürdenlauf beginnen, den der heute halbseitig spastisch gelähmte Botschafter für Demokratie und Toleranz nicht die Lust am Leben verlieren lassen konnte.

In einfachen, aber sehr eindringlichen Worten schilderte der einstige Vollblutmusiker und Sportler, dass er nach einem viermonatigen Koma feststellen sollte, dass alles neu für ihn war, sogar er selbst. Doch statt sich aufzugeben, habe er das Neue kennenlernen und annehmen wollen. Denn er wollte am Leben bleiben und weiter aktiv daran teilnehmen.

So sei im Laufe der Jahre der Entschluss gereift, seine Lebensgeschichte, die er aufgrund eines Faustschlages neu schreiben musste, nicht für sich zu behalten, sondern offen zu legen, damit jeder, der ihm zuhört, erkennen kann, wie zerstörend Gewalt sein kann.

Er legte seine Wege offen dar, die er beschritten hat, als er wieder laufen und sprechen konnte. Und er versicherte, dass er weiter gehen werde, um insbesondere jungen Menschen klar zu machen, wie überflüssig Gewalt ist. Denn es gibt andere Möglichkeiten, Meinungsverschiedenheiten auszudiskutieren.

Er könne zwar nicht garantieren, betont Rickels, dass die Jugendlichen im entscheidenden Moment, wenn sie selbst wütend sind und zuschlagen wollen, an ihn denken und den Gewaltausbruch stoppen. „Aber es gibt die Chance, dass sie eher darüber nachdenken. Und genau das genügt mir“.

 

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