Kultur

07.01.2019

"Ich bin die Sissi und das ist mein Franzl"


Das Ensemble "con amore" hatte sich wieder etwas Besonderes für ihr traditionelles Neujahrskonzert einfallen lassen.

Das Herzberger Ensemble "con amore" überraschte die Zuschauer mit einer unterhaltsamen königlich-kaiserlichen Luxus-Busreise nach Wien und Ungarn.

von Herma Niemann

Herzberg. Nach links zum Prater, nach rechts nach Schönbrunn. Immer wieder lassen sich die Mitglieder des Herzberger Ensembles "con amore" etwas Neues einfallen, um ihr inzwischen schon traditionelles Neujahrskonzert, das von der Stadt Herzberg und dem Förderverein des Schlosses im Rittersaal des Weldenschlosses in Hertberg organisiert wird, zu etwas ganz Besonderem zu machen.

Wie auch in diesem Jahr, in dem das Publikum mit auf eine "königlich-kaiserliche" Luxus-Busreise auf den Spuren der Donaumonarchie mitgenommen wurde. "Für alle, die zum ersten Mal mitreisen", so Jaqueline Borchert-Seng (Sopran und Moderation) "mein Name ist Sissi Kaiser und das ist mein Ehemann, Herr Kaiser, mein Franzl", womit sie Stefan Füllgrabe (Flöte, Saxophon, Klarinette) meinte. Die beiden fungierten als die Leiter des Busunternehmens und führten durch das Konzert, das sogleich mit den eingehenden Melodien von Johann Strauß (Sohn) "Rosen aus dem Süden" begann. Zu dem Stück "Ja, so singt man nur in Wien" von Johann Straß (Vater) kam dann auch sogleich der unverwechselbar und unter die Haut gehende Gesang von Borchert-Seng zum Einsatz.

Bettina Lagg (Violine) wurde kurzerhand zur Wien-Stadtführerin. "Wien besteht quasi aus einem Dreiviertel-Takt und einem Löffel Schlag auf unserer Melange", so Lagg humorvoll. Bei dem virtuellen Besuch des Schlosses Schönbrunn agierte Andreas Krohn (Violoncello) als "stummer Diener", der die Fragen von Sissi Kaiser in seiner ganz eigenen zurückhaltenden Art beantwortete. Der erste Teil des Abends bestach durch schmissige Walzer- und Operettenmelodien, machte aber auch den Eindruck,zunächst nicht so richtig in Gang zu kommen, eingängige, musikalische Höhepunkte und auch das schauspielerische Drumherum konnten zu dem Zeitpunkt noch nicht punkten.

Natürlich wären sie nicht das Ensemble "con amore", wenn nicht auch noch ein Kostümwechsel erfolgt. Dies geschah nach der Pause. Zeigte sich der erste Teil vielleicht dieses Mal eher etwas behäbig, was die Auswahl der Stücke anging, umso mehr steigerte sich das Ensemble jedoch nach der Pause. Rythmischer und temperamentvoller ging es zu, und auch die schauspielerischen Einlagen, die man aus den vergangenen Jahren gewohnt war, kamen wieder zum Tragen. Bei dem Stück "Ungarischer Tanz Nr. 5" von Johannes Brahms übernahm Borchert-Seng mit cooler verspiegelter Sonnenbrille im wahrsten Sinne des Wortes das Steuer und versuchte parallel zur Musik zahlreiche steile Kurven zu meistern. Die zierliche Sopranistin spielte ihre Rolle so genial, sodass manch ein Zuschauer bestimmt froh war, nicht wirklich an Bord des vermeintlichen Luxus-Busses zu sitzen.

Sehr gekonnt präsentierte sich auch José V. López de Vergara (Klavier und Bass-Barriton) als ungarischer Fremdenführer mit sympathischem Akzent. Ein Höhepunkt nach der Pause war mit Sicherheit die Darbietung des Stückes " Ungarland" (Viktor und Viktoria) von Paul Abraham, bei dem Borchert-Seng und Lopéz de Vergara den Gesang übernahmen. Einfühlsam und temperamentvoll konnte sich das Publikum in einem Wechselbad der Gefühle mit Gänsehaut wiederfinden. Fast herzzerreissend kam das Stück "War einst ein Mädel" aus "Zigeunerliebe" von Franz Lehár daher. Bei dieser Darbietung kam die wundervolle Sopranstimme besonders gut zur Geltung.

Resumee des Abends: fünf leidenschaftliche Musiker, ein voll besetzter Rittersaal und großartige Melodien aus Wien und Ungarn. Das Neujahrskonzert von "con amore" ist immer wieder eine "Reise wert".


Wie schon in den Vorjahren, gab es auch wieder kleine Köstlichkeiten für das Publikum. Diesmal verteilte Jaqueline Borchert-Seng leckere Creme-Pralinen.

Kurzfristig übernahm Jaqueline Borchert-Seng mit verspiegelter Sonnenbrille das Steuer des Luxus-Busses.

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Bettina Lagg sagte für 50 Euro eine präzise und für 100 Euro eine sehr präzise Zukunft voraus.



 

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