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03.01.2019

SCHÜTZT DIE BÄUME!


Neujahrsaufruf der BUND-Ortsgruppe Osterode

...BUND-Ortsgruppe Osterode

Bäume leisten einen immensen Beitrag zur Stadtökologie und zum Klimaschutz: Sie binden nicht nur Kohlendioxid, sie filtern auch Staub, regulieren den Wasserhaushalt, schützen den Boden, erhöhen die Luftfeuchtigkeit und produzieren Sauerstoff. Eine Buche beispielsweise, die in einer Stammhöhe von 1,30m einen Durchmesser von etwa 30 Zentimetern hat, speichert in ihren rund 600 Kilogramm Trockenmasse eine Tonne CO2. 80 Jahre braucht der Baum, um eine Tonne Kohlendioxid aufnehmen zu können. Im Umkehrschluss heißt das: Man müsste 80 Bäume der gleichen Größe pflanzen, um jährlich eine Tonne CO2 durch Bäume kompensieren zu können.

Einige Länder haben den Wert der Bäume erkannt und entsprechend reagiert. 2018 hatte Neuseeland angekündigt, eine Milliarde Bäume gegen den Klimawandel pflanzen zu wollen. Ein Jahr zuvor hatte Pakistan aus dem gleichen Grund eine Milliarde Bäume gepflanzt und damit 350.000 Hektar Wald neu geschaffen. Noch in Erinnerung dürfte Indiens Weltrekord von 2017 sein, als das Land 1,5 Millionen Menschen mobilisierte, die binnen 24 Stunden 66 Millionen Bäume setzten. Hintergrund der Aktion war die Zusage des Landes beim Pariser Klimaabkommen, bis 2030 seine Waldflächen um mehrere Millionen Hektar vergrößern zu wollen. Indien führt nach China und den USA die Liste der weltweit größten CO2-Emittenten an. Dass Deutschland als erstes europäisches Land bereits auf Platz 6 liegt, wird dagegen selten kommuniziert. Erst an 15. Stelle folgt das (Noch-)EU-Mitglied Großbritannien, an 18. Stelle schließlich Italien, an 19. Frankreich und an 20. mit Polen das erste osteuropäische Land.

Dass der Klimawandel grüne Städte fordert, ist in vielen Köpfen noch nicht angekommen. Dabei müssen neben der Reduktion der Treibhausgasemissionen und der Umstellung auf erneuerbare Energien vor allem Maßnahmen zur Klimafolgenanpassung auf der Agenda der Städte und Gemeinden stehen. Dazu gehört auch der Schutz der Bäume, da es gerade die älteren Exemplare sind, die auf Grund ihrer höheren Trockenmasse mehr CO2 binden. „Im Altkreis Osterode erschöpft sich der Wert eines Baumes offensichtlich in seinem Holzertrag“, meint Marita Vollborn, Vorsitzende der BUND-Ortsgruppe. Auch sei die Dendrophobie, die Angst vor großen Bäumen, weit verbreitet. Selbst banale Gründe, wie das jährlich anfallende Herbstlaub, reichten als Fällgrund aus. Eingaben gegen Fällmaßnahmen und unsachgemäße Pflege würden regelmäßig mit der Behauptung zurückgewiesen, es handelte sich um notwendige Verkehrssicherungsmaßnahmen. „Wer gebetsmühlenartig das Totschlagargument der Verkehrssicherheit bemüht und selbst bei fachlich falschen Schnitten wie Kappungen behauptet, diese wären notwendig gewesen, macht sich unglaubwürdig“, sagt Vollborn. Ein Baum, der hunderte Jahre oder älter werden kann, dürfe nicht der Verfügungsgewalt Einzelner oder fachfremder Mitarbeiter des Bauhofs überlassen werden. Viel zu häufig werde ohne jede Notwendigkeit gefällt und beschnitten, hätten sich die Verantwortlichen der „Kultur der Kettensäge“ verschrieben.

So verkürzen Kappungen und Starkastschnitte nicht nur die Lebenszeit eines Baumes, häufig sind es erst sie, die ihn krank machen: An Stummelschnitten siedeln sich holzzerstörende Pilze an, und der Besenwuchs, der falschen Schnitten folgt, erhöht die Bruchanfälligkeit. Ein krankgeschnittener Baum wird dann tatsächlich zu einem Sicherheitsrisiko. Besonders bedenklich sei, so Vollborn, die Vorbildwirkung: Private Baumbesitzer eiferten den schlechten Beispielen der öffentlichen Grünflächenpflege nach. Während in früheren Zeiten Bäume auf Grund ihrer vielfältigen Nutzung verehrt, als kulturhistorisches Gut geschätzt und Mittelpunkt zahlreicher Mythen und Brauchtümer wurden, gelten sie heute bestenfalls als Holzlieferanten, vielerorts als Störfaktoren. Darunter leidet nicht nur der Klimaschutz, sondern auch das Stadtbild.

„Wir müssen lernen, eine intakte Umwelt zu schätzen und zu erhalten – nicht nur für uns, sondern auch für die kommenden Generationen“, heißt es von der BUND-Ortsgruppe, und: „Was wäre sinnbildlicher für die Nachhaltigkeit als schöne, alte Bäume?“ Neben einer Baumschutzsatzung müsse die Stadt daher auch auf die Unterstützung eines Sachverständigen setzen, der eine Ausbildung zum professionellen Baumkontrolleur vorweisen kann und den Baumbestand in regelmäßigen Abständen begutachtet. Auch das Kontrollsystem müsse flexibel gestaltet werden. So seien starre Kontrollen ein- bis zweimal jährlich überholt; eine Inaugenscheinnahme müsse sich unter anderem nach der Baumart, dem Alter der Bäume und dem Standort richten. Die BUND-Ortsgruppe ist überzeugt, dass sich mit einem Baumkataster und einer professionellen Baumkontrolle sogar Kosten sparen lassen.

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