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14.12.2018

Die historische Bedeutung der sanierten Markaubrücke in Teichhütte


von Bodeo Biegling

Demnächst wird die Sanierung der Markaubrücke in Teichhütte abgeschlossen sein. Dabei wurde jedoch nicht „nur“ eine Straßenbrücke saniert. Hier wurde die ehemalige „Freifluth“ überbrückt, die in alten Zeiten zur Bewirtschaftung des Hütte-Teiches und Versorgung der Teichhütter Eisenhütte lebenswichtig war.

Bereits zu Beginn der zweiten Bergbauepoche im Harz entwickelten sich im Grundner Tal und in der Nähe von Gittelde mehrere Schmelzhütten und Schmiedebetriebe, die die geförderten Erze aus dem Harz verarbeiteten. Die „Hütte vor dem Teiche“ (Teichhütte) nahm dabei bereits früh eine herausragende Stellung ein. Hier „wurde aus Steinen Eisen gemacht“, ist in einer historischen Notiz zu lesen.

In den Eisenhütten wurden vorwiegend Kriegsgeräte, Ausrüstungsgegenstände für den Oberharzer Bergbau sowie Geräte für die Landwirtschaft und Haushaltsgeräte für den täglichen Gebrauch gegossen. Auf herzoglichen Befehl mussten alle Erzeugnisse der Hütten über die Eisenkanzlei (Handelsgesellschaft) in Gittelde verkauft werden.

Die Entstehung des Amts-Hütten-Teiches bei Teichhütte
Zum Betreiben der Hochöfen, Blasebälge und Maschinen wurde eine enorme Menge an Wasserkraft mit einer aufwendigen Wasserbevorratung benötigt. Neben den umliegend angelegten kleinen Teichen diente dazu der 68 Morgen große „Amts-Hütten-Teich“, der östlich der Teichhütte angelegt wurde. Die heutige Verbindungsstraße zwischen Gittelde und

Teilansicht aus einem Grundriß „von den Communion Teichhütten Bezirkbey Gittelde“ von 1794 mit dem Amts-Hütten-Teich.
Sichtbar der Grundzapfen und die beiden Teichabflüsse (Striegel)

Teichhütte verläuft teilweise auf dem ehemaligen Staudamm. Gespeist wurde der Teich – er war zu der Zeit die größte Talsperre im Harz – durch die im 15. Jahrhundert umgeleitete Markau, die unterhalb des Winterberges entspringt und Richtung Münchehof floss. Die Münchehöfer sprechen daher heute noch von „der gestohlenen Markau“. Außerdem wurde dem Hütteteich Wasser aus dem Grundner Tal, insbesondere aus dem Tiefen-Georg-Stollen, zugeleitet. Dieser Zufluss erfolgte über den „Schleifkobengraben“, einem künstlichen Höhengraben, der ab Windhausen angelegt wurde.

Die Bewirtschaftung des Teiches und Nutzung der Wasserkraft durch die Eisenhütte
Die Bewirtschaftung des Amts-Hütten-Teiches unterlag den strengen Regeln des „Oberharzer Wasserrechtes“. Eine private Nutzung des Gewässers konnte nur in Ausnahmefällen mit herzoglicher Genehmigung erfolgen. Der regelmäßige Hüttenbetrieb war nur durch eine genaue Bevorratung mit genügend Wasser möglich. Trotzdem kam es mehrere Male zum Stillstand, weil durch Trockenheit oder extremes Winterwetter der Teich trockengefallen war oder durch die bestehenden Fischereirechte abgelassen und abgefischt werden musste.
Die Wasserversorgung des Teichhütter Hüttenbetriebes aus dem Hütteteich, vorrangig die Hochofenhütte und das Pochwerk, erfolgte durch zwei verschiedene Teich-Abflüsse auf der Dammseite (der heutigen Verbindungsstraße). Der Wasserabfluss wurde über ein Gerinne mit Striegelschacht und Striegel geregelt, so wie es auch an den Oberharzer Bergbauteichen bekannt ist. Außerdem gab es einen Grundzapfen mit einem Grundgerinne (hölzerner Abflusskanal) an der tiefsten Stelle des Teiches, über dem der Teich zu Reparaturzwecken oder Abfischen vollständig geleert werden konnte.

Die Sanierung der Markbaubrücke in Teichhütte in 2018

 

 Rundbogenerneuerung                                                                  Sanierung der Fahrbahn Fotos: Bodo Biegling

Die Brücke über die alte Freifluth
Die jetzt erneuerte Brücke überspannt die ehemalige Freifluth bzw. Ausfluth (eine Überlaufschleuse mit Wehr), durch die der Wasserstand des Teiches reguliert und überschüssiges Wasser abgeführt wurde. Durch Ziehen oder Setzen von Eichenbohlen mittels Zahnstange oder Handwinde konnte der Wasserstand des Teiches bei extremen Wetterverhältnissen schnell angepasst werden. Bei Wassernot wurde die Freifluth komplett geschlossen. Ein bewegliches Gatter aus Eichenbohlen ragte vor der Freifluth im spitzen Winkel in den Teich, es schützte die Anlage so vor Unrat, Gestrüpp und im Winter vor Eisschollen. Zum Schutz dieser Fluth waren die Seiten mit Steinen und Rasensoden befestigt, die Flutsohle war mit Bruchsteinen gepflastert. Über die Hütten- und Poch-werkgräben auf dem Hüttengelände gelangte das Wasser nach der Nutzung in die Liese.


Der überflutete Hütte-Teich - aufgenommen in Höhe der jetzt sanierten Brücke
(Hochwasser Anfang 1946)

Das Ende des Amts-Hütten-Teiches
Durch schlechtes Eisenerz, unregelmäßige Wasserversorgung und scharfe Konkurrenz konnte die Eisenhütte nicht mehr wirtschaftlich betrieben werden und musste 1868 den Betrieb einstellen. Der Hütteteich wurde trockengelegt und zunächst von der Domäne Stauffenburg als Ackerland bewirtschaftet. Nach Auflösung der Domäne wird die Fläche seit 1959 von zwei Gittelder Landwirten genutzt.
Der heutige parallel zur Straße Verlauf der Markau ist künstlich und wird durch einen aufge-schütteten Damm zusätzlich gesichert.

Bodo Biegling
11/2018

 

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