Kultur

28.11.2018

„Es sind die Phantasten, die die Welt in Atem halten und nicht die Erbsenzähler“


Erich von Däniken sprach über seine Theorien von Besuchen Außerirdischer auf der Erde

von Christian Dolle

Fake News und Verschwörungstheorien zeichnen sich oft dadurch aus, dass sie bei genauerer Betrachtung relativ schnell widerlegt werden können. Ihre Anhänger beeindruckt das zwar meist wenig, aber für alle anderen lassen sie sich dadurch leicht ad absurdum führen. Gilt das auch für Erich von Däniken und seine Theorien der Prä-Astronautik?

Seit nunmehr fünfzig Jahren redet der Mann von Außerirdischen, die früher einmal auf unserem Planeten landeten, und die Mysterien, die er als Beweise heranzieht, erscheinen uns nach wie vor unerklärlich.

In der Osteroder Stadthalle gab von Däniken am Sonntag einen kurzen Abriss seines bisherigen Schaffens zum Besten und tatsächlich fällt es schwer, ihm ad hoc zu widersprechen. Ausgangspunkt seiner Thesen sind die Darstellungen von Göttern in verschiedenen alten Kulturen. Sie zeigen Abbildungen von Dingen, die die Völker zu ihrer Zeit nicht begreifen konnten und daher als göttlich interpretierten. Für Erich von Däniken ist all das jedoch „missverstandene Technologie“.

Legt man nämlich die Annahme zugrunde, dass zu früheren Zeiten schon einmal Außerirdische auf unserem Planeten landeten, ergeben Darstellungen, die wie Helme aussehen, plötzlich einen Sinn. Dass diese Wesen mit seltsamen Kopfbedeckungen in mehreren weit voneinander entfernten Kulturen zu finden sind, ist für von Däniken ein Beweis seiner Annahme. Doch er geht noch weiter, zieht sogar die Bibel, genauer Hesekiel heran.

Von der NASA nachgebaut

Über den Propheten ist im Alten Testament zu lesen, dass ihm Gott erschien, was natürlich in vieldeutigen Beschreibungen erzählt wird. Interpretiere man dies jedoch als ein Raumschiff, das vor Hesekiel landet, werde alles greifbar, deutet Erich von Däniken. So greifbar, dass das beschriebene Raumschiff in allen Details von Konstrukteuren der NASA nachgebaut werden kann, wie ihm bestätigt worden sein soll. „Ich bin ein tiefgläubiger Mensch, aber mein lieber Gott braucht kein Raumschiff, um von A nach B zu kommen“, so sein Kommentar.

Weitere große Mysterien, an denen von Däniken sich immer wieder abarbeitet, sind die ägyptischen Pyramiden und die Nazca-Linien in Peru, deren Geheimnisse die Wissenschaft seiner Meinung nach bis heute nicht entschlüsselt habe. Genaugenommen würden viele Erkenntnisse sogar bewusst verschwiegen, obwohl er seine Deutung seit 1968 aufrecht halten kann. „Ich bin ein Phantast“, gibt er unumwunden zu, „aber es sind die Phantasten, die die Welt in Atem halten und nicht die Erbsenzähler.“

Alien-Mumien wurden entdeckt

In jüngster Zeit wurden bei Nazca Mumien entdeckt, die zwar menschenähnlich sind, sich jedoch grundlegend von uns unterscheiden. So haben sie beispielsweise nur drei Finger und drei Zehen und erinnern optisch an eben jene Aliens, die wir uns klischeemäßig vorstellen. Als man ihm anfangs von diesem Fund erzählte, hielt er es selbst für eine Fälschung, erzählte von Däniken, doch natürlich wollte er der Sache auf den Grund gehen. Inzwischen hätten mehrere Forscher bestätigt, dass es sich nicht um Fälschungen handelt, sondern tatsächlich um Wesen, die nicht menschlich und nicht irdisch seien.

Darüber schreibt Erich von Däniken in seinem neuesten Buch, einem von inzwischen vielen, die hierzulande im Kopp-Verlag veröffentlicht werden, der auch Autoren wie Eva Herman, Udo Ulfkotte eine literarische Heimat bot und sich insbesondere Themen wie dem Überleben nach der Apokalypse, der Bedrohung Deutschlands durch Migranten und verschwiegenen Wahrheiten widmet. Spätestens hier horchen einige auf, die den Ausführungen des beeindruckenden Redners zuvor gebannt folgten.

Unterbewusst Muster erkennen

Tatsächlich ist es nicht leicht, Einwände gegen von Dänikens Theorie vorzubringen. Zum einen streift er vieles in einem solchen Vortrag nur knapp, zum anderen springt er schnell mal von Ägypten nach Peru und erweckt so den Eindruck als könne er alle Rätsel dieser Welt erklären. Genau das jedoch kann er nicht. Er beruft sich immer wieder auf mindestens umstrittene Beweise und beruft zieht in kritischen Fragen immer wieder die Arroganz der etablierten Wissenschaft als Argument heran.

Bei genauerer Betrachtung fällt dann auf, wie wenig Fähigkeiten er früheren Kulturen zutraut, obwohl wir heute davon ausgehen können, dass sehr viel Wissen im Laufe der Geschichte verlorengegangen ist. Auch sucht er sich immer wieder punktuell Darstellungen heraus, die auf den ersten Blick nach Außerirdischen aussehen, während er andere Zeugnisse der jeweiligen Kulturen, die andere Deutungen nahelegen, geradezu systematisch nicht beachtet. Und nicht zuletzt ist nun einmal erwiesen, dass der Mensch ihm unbekannte Eindrücke schon unterbewusst mit bekannten Mustern vergleicht und dementsprechend interpretiert.

Eine durchgedrehte Menschheit

Bei näherem Hinsehen sind also die Thesen der Prä-Astronautik keinesfalls stichhaltig und vieles ist schlicht nicht wissenschaftlich. Dennoch gelingt es Erich von Däniken, alles sehr plausibel klingen zu lassen und seine Zuhörer – übrigens erstaunliche viele an diesem Nachmittag – zumindest zum Grübeln und vielleicht zum Hinterfragen einiger aktuell geltender wissenschaftlicher Theorien zu bringen.

Immerhin offenbart gerade unser Unwissen über so manche Fähigkeit früherer Kulturen, dass auch wir heute längst noch nicht am Ende jeder Forschung angekommen sind und uns häufiger mal vor Augen führen sollten, wie anfällig wir für alles sind, was bloß unsere Überzeugungen bestätigt.

Genau das sagt letztlich auch Erich von Däniken, wenn auch in etwas anderen Worten. Für ihn sind die Außerirdischen nämlich bisher deshalb noch nicht auf die Erde zurückgekehrt, weil ihr Auftauchen die Menschheit überfordern und durchdrehen lassen würde. „Und mit einer durchgedrehten Menschheit“, so stellt er treffend fest, „können die auch nichts anfangen.“



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