21.11.2018
Die Welle stand über der Sösetalsperre
Blick richtung Herzberg
...LSV - Marcel Zoremba
Hattorfer Segelflieger nutzten Leewelle für außergewöhnliche Flüge
Eigentlich ist die Segelflugsaison ja schon beendet. Eigentlich. Jedoch bestätigen Ausnahmen bekanntlicherweise die Regel und so sind am vergangenen Wochenende die Segelflieger vom LSV Kreis Osterode und einige Gäste (u.a. aus Frankfurt, Brandenburg und Braunschweig) aufgebrochen um die besondere Wetterlage und die daraus resultierenden Flugbedingungen zu nutzen.
Besondere Wetterlage bedeutet in diesem Fall ein starker Wind aus Osten mit gleichzeitiger Inversionswetterlage. Daraus resultiert, durch den quer zur Windrichtung stehenden Höhenzug Acker, auf welchem sich die Hanskühnenburg befindet, eine sogenannte Leewelle oder Schwerewelle. Der starke Wind aus Osten strömt über den Höhenzug und bringt die dahinter gelagerte Luftmasse zum Schwingen. Diese schwingende Luftmasse nutzen die Segelflieger um ihre Flugzeuge in sehr große Höhen zu bringen um dann dort stundenlang zu fliegen und die einmalige Aussicht zu genießen.
Sehr früh am Samstagmorgen ging es los. Frühstück war für kurz nach 6 angesetzt, damit dann die Flugzeuge schnell zusammen gesteckt und geprüft werden können um möglichst früh in die Luft zu kommen. Die extra aus Uslar bestellte Schleppmaschine kam um 9 Uhr in der Aue bei Hattorf an. Jedoch war es deutlich kälter als gedacht und so musste noch eine kleine Zwangspause eingelegt werden, um die Segelflugzeuge vom Eis zu befreien, welches sich sehr schnell auf den Tragflächen gebildet hat. Nacheinander wurden die Segelflugzeuge von dem Schleppflugzeug in den Harz geflogen. Ziel war der Acker mit der Hanskühnenburg. Hier zeigten sich in etwa 1200m auf den Instrumenten der Flugzeuge die ersten steigenden Luftmassen an. Nach und nach versammelten sich alle Piloten in dem ersten Wellenkamm und begannen Höhe aufzubauen um dann den Harz oder das Harzer Vorland zu erkunden um dann erneut im Wellenkamm Höhe aufzubauen.
Durch eine Freigabe um die Sösetalsperre durch die Luftraumüberwachung „Bremen Radar“ konnten die Piloten am Samstag bis in den kontrollierten Luftraum in über 3300m Höhe vordringen. Hier fliegen eigentlich schon die Verkehrsmaschinen und der gesamte gewerbliche Luftverkehr. Der Höhenrekord lag an diesem Wochenende bei 3849m und die Flugdauer im Schnitt bei fünfeinhalb Stunden. Das ganze bei Temperaturen um den Gefrierpunkt ist dann schon eine Leistung, die erstmal erbracht werden will. Daher waren die Vorbereitungen auch gründlich von langer Hand geplant.
Ein Pilot schaffte sogar den Sprung aus der Welle am Harz zum Hohen Meißner bei Hessisch Lichtenau. Dort baut sich bei der gleichen Wetterlage ebenfalls ein Wellensystem auf und kann von Segelfliegern genutzt werden.
Die Aussicht ist einfach atemberaubend schön von dort oben. So kann man es am besten Beschreiben und die Bilder von dort sprechen von der außergewöhnlichen Schönheit unserer Region.
Den gleichen Effekt der Leewelle nutzt aktuell auch das Team der Perlan 2 um den Piloten Jim Payne. Allerdings in einem wesentlich größeren Maßstab. Die Perlan 2 ist ebenfalls ein Segelflugzeug. Jedoch mit einer Druckkabine ausgestattet um in noch extremere Höhen vorzudringen. Geflogen wird im Wellensystem der Anden in Argentinien und am 2. September diesen Jahres gelang es den Piloten in eine Höhe von 23200m vorzudringen. Damit ist der Höhenrekord der U2 von 1989 gebrochen und das Ganze auch noch ohne eigenen Antrieb nur mit der Hilfe des Windes.