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07.11.2018

Eine erlebnisreiche Fahrt nach Scarborough


Scarborough mit Burg, Strand und Hafen.

(v/pb) Als Oliver Cromwell im Bürgerkrieg Feldherr des Parlamentheeres, so um 1650 von der höchsten Erhebung, dem Oliver´s Mount, auf Scarborough blickte, muss er wohl der Meinung gewesen sein, dass sich einer seiner gefürchteten Überfälle auf die Stadt nicht lohne, denn er zog unverrichteter Dinge mit seiner Army weiter.

Als Rüdiger Brakel 340 Jahre später, man schrieb das jahr 1990, bei seiner ersten KVHS-Sprachgruppenreise auch von dort aus auf den heute bedeutenden Ferienort blickte, hatte er wohl auch kaum damit gerechnet, dass er 2018 mit einer 50-köpfigen Reisegruppe, inklusive der Band „Los Losers“, in welcher er seine Stimme erhebt, den 30sten Partnerschaftsgeburtstag feiern würde.

Doch erst ging es traditionell über die Autobahn zum Europoort in Rotterdam. Nach sieben Stunden währender Anreise legte das Schiff im Hafen von Hull an. Weder dort noch im Städtchen Beverly, das ein imposantes Minster aufzuweisen hat, war das gefürchtete englische Wetter zu spüren. Über das mondäne Seebad Filey und dem Zwischenstopp im „Stained Glass Centre“ in Cayton Bay war das Ziel erreicht.

Herzlicher Empfang in Scarborough

Dem herzlichen Empfang durch die englischen Gastgeber an der Travelodge schloss sich nach dem Einschecken fast nahtlos das geplante Abendprogramm an.
Endlich konnte mit waschechten Engländern bei Guinness und Cider im „Leeds Arms Pub“ das Schulengelisch angetestet und aufgefrischt werden. Die ganz Mutigen wagten dann beim anschließenden Besuch des kleinen, aber feinen „Navy Diving Museums“ dem Museumsleiter Fred Normandale (Fischer und Buchautor) Fragen in überaus verständlichem Englisch zu stellen.

Danny Wilde, Entertainer, Elvis-Imitator und „Local Hero“, der mit „Scarborough Fair“ sogar auf der 2000er CD der Osteroder „ Friends of Scarborough Gesellschaft“ zu hören ist, gehört seit nunmehr fast 30 Jahren zu Brakels festen freiwilligen Programmpunkten. So beendete genau der den ereignisreichen Ankunftstag.

North Yorkshire Moors National Park

Der erste Tagesausflug führte unter Leitung von Partnerschaftsurgestein Colin Bayes durch den North Yorkshire National Park. Jedes dieser pittoresken Dörfer wäre einen Zwischenstopp wert gewesen. Die Entscheidung fiel aber auch in diesem Jahr auf das oft prämierte Dörfchen Hutton-le-Hole mit seinem bis zu 500 Jahre alten Gemäuer. Die Lunchpause in dem höchstgelegenen Pub-Restaurant Englands, brachte anschließend die erforderliche Nervennahrung für die nachfolgende abenteuerliche Busreise mit Steigungen bis zu 25%. Die Fahrt ging über schmale Straßen, enge Brücken, Hügel und Täler, um zum Bahnhof von Goathland zu gelangen. Bekannt wurde er in dem ersten Harry Potter Film, der dieses ehemals idyllische Moordörfchen seither zu einer Touristenattraktion werden ließ.

30 Jahre Partnerschaftsaustausch mit Scarborough

Auch wenn der Borough Council Scarboroughs sich Anfang des Jahres dazu entschlossen hat, den Austausch auf politischer Ebene aus finanziellen Gründen, aber auch auf Grund der Auflösung des Kreises Osterode zu beenden, sollen sonstige Partnerschaftsbesuche jedoch auch zukünftig fortgeführt werden.

Dafür sprachen sich nicht „nur“ die drei mitreisenden Kreistagsabgeordneten Maria Gerl-Plein, Helga Klages und Monika Grammel aus, sondern auch Mayor Joseph Plant und alle anwesenden englische Ratsmitglieder. Spätestens bei der gemeinsamen 30-jährigen Partnerschaftsfeier, waren sich alle Beteiligte einig, dass gerade dieser Austausch nicht das Ende einer langjährigen und erfolgreichen Partnerschaft bedeuten darf, zumal hier noch einmal viele neue Impulse und Ideen freigesetzt wurden, die sich hoffentlich auch im neuen Landkreis Göttingen realisieren lassen.

Gemeinsames Geburtstagskonzert

Für den musikalischen Auftakt der Geburtstagsfeier sorgte der 60 Stimmen zählende „Scalby Community Choir“ mit Songs der 60er Jahre von den „Everly Brothers“ über die „Beatles“ bis hin zu den „Beach Boys“ für beste Stimmung.

Ohne vorherige Probe und dennoch mit viel Applaus bedacht, intonierten dieser 60-köpfige Chor anschließend mit den „Los Losers“ unter anderem „Country Roads“, „Wild Rover“ und „Those were the days“. Spätestens als der Osteroder Lennart B. seine Version von „Hallelujah“ präsentierte und der Community Choir aus 60 Kehlen den Sänger und Gitarristen spontan mit dem Refrain unterstützten, kam echtes Gänsehaut - Feeling auf. Den „Los Losers“ sollte es anschließend relativ schnell gelingen, mit ihrer musikalischen Weltreise mit englischen und deutschen Schlagern von Westerland, über die Reeperbahn bis nach Sansibar das Publikum spontan zum Tanzen zu bewegen. Wie in den Vorjahren, war es erneut ein Abend mit vielen interessanten Gesprächen und gemeinsamen Musizierens, die diese Partnerschaft so besonders macht.

Klippenwanderung und Whitby

Ein besonderes landschaftliches Highlight war am darauf folgenden Tag erneut die sieben Kilometer lange Steilküsten-Wanderung, die auf der früheren Eisenbahnstrecke von Ravenscar nach Robin Hood´s Bay, dem ehemaligen Piratendorf.
Den Nachmittag verbrachte die Gruppe in der Hafenstadt Whitby, der Heimat des Seefahrers Captain James Cook, der von hier auf seine drei Weltreisen aufbrach, sowie des Schriftstellers Bram Stocker, den der nächtliche Blick von seinem Apartment auf die Whitby Abtei und St. Anna Church zu zwei Dracula-Episoden inspirierte.

Empfang im Rathaus

Wie persönlich diese Partnerschaft auch nach 30 Jahren noch ist, sollte sich beim Bürgermeisterempfang in der ehrwürdigen Town Hall beweisen. Dort wurden die Gäste mit einer beeindruckenden Herzlichkeit begrüßt.

Für den Nachmittag hatten die Scarborougher Gasteltern eine Town Rallye zwischen Burg und Hafen ausgearbeitet, die für den einen oder anderen Aha-Effekt sorgen sollte.

Sie erführen aber auch von Direktor Andrew Clay, dass Scarborough 2004 zur innovativsten Stadt Europas gewählt wurde,und auch mit der Woodend Gallery in Verbindung zu bringen sei. In diesem Herrenhaus, eine ehemalige Sommerresidenz der Sitwell Dynastie, haben inzwischen 140 Künstler, Werbedesigner, Computerspezialisten und viele andere kreative Köpfe, die sich die teuren Büromieten in englischen Großstädten nicht mehr leisten können, eine neue Heimat gefunden.
Farewell-Party

Im „Scalby Mills“ einem sehr individuell eingerichteten Pub an der Nordbucht, hieß es dann „Farewell Scarborough“. Dabei sollte sich herausstellen, dass diese Reisegruppe sicherlich nicht das letzte Mal in Scarborough gewesen sein dürfte.

Abschluss in Oliver`s Mount und York

Am Abreisetag konnte niemand so recht glauben, dass eine schöne zeit zu Ende gehen sollte. Zu bewegend waren die Eindrücke und die Landschaft der Yorkshire Moors, zu herzlich die Gastfreundlichkeit der Scarborians. Und der Reiseleiter, der in seiner unnachahmlichen Art diesem Austausch seit fast drei Jahrzehnten den Stempel aufgedrückt hat, dass die 2016er Gruppe schon beantragt hatte, Oliver´s Mount in Mount Brakel umzutaufen, hofft, dass es nicht die letzte Fahrt gewesen ist.

Fazit

Nach ruhiger, zehnstündiger Überfahrt von Hull nach Rotterdam und einer staulosen Autobahnfahrt erreichten die Teilnehmenden voller neuer Eindrücke und mit einem differenzierterem Englandbild ihre Heimatorte und freuen sich bereits auf das Nachbereitungstreffen, das am kommenden Donnerstag, 8. November, um 17 Uhr in der VHS Osterode stattfinden wird.


Monika Grammel, Bill Scott, Helga Klages, Julia Thomson, Maria Gerl-Plein, Mrs Plant und Mayor Joseph Plant zusammen mit Reiseleiter Rüdiger Brakel (v. li. n. re.) während des von Musik getragenen abends.

Rüdiger Brakel und Mayor Joseph Plant beim Eintrag in ein wichtiges Buch.




















 

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