Regionales / Gem. Bad Grund / Bad Grund

05.11.2018

Zehn Jahre Höhlenerlebniszentrum Harz


Die Miesmuscheln fühlten sich in der Cafeteria des HEZ sehr wohl

von Petra Bordfeld

Wenn sich Anfang der 70er Jahre der Heimatforscher Werner Binnewies nicht auf die Suche nach dem „eisernen Tor“ der Lichtensteinhöhle begeben hätte, könnte vermutlich nicht das zehnjährige Bestehen des HöhlenErlebnisZentrums Harz gefeiert werden. Das machte Geologe Firouz Vladi während der Jubiläumsfeier dieser Einrichtung deutlich. Mit dem Auffinden einer Spalte zu der Höhle habe die Entdeckungsgeschichte derselben begonnen.

Diese hätte durchaus auch in die Luft gesprengt werden können, wenn sich der Rohstoffunternehmer nicht aufgrund des Widerstandes der Feldmark Förste für die Errichtung des Steinbruchs auf der anderen Seite entschieden hätte.

Ein richtiges Geburtstagsgeschenk hatte Landrat Bernhard Reuter mitgebracht. Denn er ließ durchblicken, dass der Landkreis Göttingen die lang ersehnten fünf Mio. € für die Erweiterung des Museums beschlossen hat. Doch müssten auch diesmal – genau wie vor zehn Jahren – Förderer, wie die Nbank und die Sparkassenstiftung gewonnen werden, die sich an dem Aufbringen der Hauptsumme beteiligen. Da es 2008 sehr gut geklappt hat, wofür er allen finanziellen Helfern ein großes Dankeschön aussprach, sei er auch jetzt bester Hoffnung.

Doch bevor Vladi und Reuter diese wichtigen Mitteilungen vor einer großen Zuhörerschaft in der Cafeteria des HEZ kundtaten, ließ Joachim Schween, seines Zeichens Archäologe und Trompeter, ein Kulthorn aus der jungen Bronzezeit ertönen.

Nach dieser ungewöhnlichen Begrüßung ergriff Landrat Reuter das Wort und ließ es sich eingangs nicht nehmen, all denen zu danken, die mit ihrer Zustimmung, finanziellen Unterstützung und Tatkraft möglich gemacht hatten, dass man jetzt feiern könne. Ob das nun die Landesforsten seien, auf deren Eigentum das HEZ steht oder die Museumsleiterin Ortrud Krause und deren Team, die jeden Tag dafür sorgten, dass es zufriedene Gäste gab und geben werde.

Er selbst sei persönlich mit der Entstehungsgeschichte dieses Gebäudes verbunden. Das habe mit der Einladung des Kreisarchäologen Dr. Stefan Flindt in die Lichtensteinhöhle seinen Lauf genommen. Dieser sehr wissenswerte Abstecher in die Geschichte habe ihn begeistert. Schließlich könnten zwei Bürger mittlerweile tiefer in die eigene Familiengeschichte eindringen, als die Queen von England. Aus dieser echten Sensation sei die Idee entstanden, derartige Ergebnisse zu präsentieren. Das sei die Geburtsstunde des HEZ gewesen, weil die Umgebung der Lichtensteinhöhle nicht ideal für ein Museum wäre.

Geistiger Vater der Umsetzung der Idee in die Realität war Professor Roseneck. Genau der habe ihn davon überzeugt, dass man nicht mehr „nur“ etwas zeigen, sondern in Erlebnisform darstellen müsse, so Reuter weiter. „Wenn Kindern was gefällt, dann finden es auch Erwachsene gut. Und dieses Museum macht es sehr anschaulich und lebendig“.

Das Wichtigste, das Geld, fehlte noch. So sei er viel unterwegs gewesen, um so dem Kreis die 50prozentige Gegenfinanzierng von den benötigten 3,6 Mio. € zu ermöglichen. Mit Hilfe des Landes, der Sparkassenstiftung und der Sparkasse Osterode, der Klosterkammer sowie der HarzEnergie und einigen anderen hätte dieses finanzielle Problem gelöst werden können. Abschließend dankte er allen, die sich in letzten zehn Jahren stark gemacht haben.

Bürgermeister Harald Dietzmann überbrachte auch im Namen von Ortsbürgermeister Manfred von Daak die besten Wünsche. Er dankte dem Landkreis dafür, dass er sich vor zehn Jahren dazu entschieden hatte, die Idee des HEZ mitzutragen. Auch Dietzmann betonte, dass die Entscheidung im Kreistag ein wichtiges Zeichen für Bad Grund sei, werde doch damit dafür gesorgt, dass ein wichtiger Teil des Kulturerbes weiter nach außen strahlt. Er dankte den Sponsoren sowie Ortrud Krause und ihrem Team dafür, das sie sich fürs Museum eingesetzt haben und es weiter tun werden. „Sie nehmen das Museum mit Herzblut an, und das ist nicht unbedingt mit Finanzmitteln auszugleichen. Wir brauchen Leute, die mit dieser Kreativität und dem Drang nach mehr aktiv sind“.

Für besondere Aufmerksamkeit sorgten ein Professor und dessen Tochter, die – ebenso wie Miesmuscheln, Quallen und Glasaale – dem Theater der Nacht aus Northeim „entwichen“ waren. Während die zauberhaften Wesen ohne viele Worte für Aufmerksamkeit sorgten, taten es die beiden überdimensionalen Handpuppen mit inhaltsreichen Wortspielereien und stellten so die vielen anwesenden Wissenschaftler und Höhlenforscher vor.

Dr. Stefan Flindt wiederum lud mittels Fotos und einem interessanten Vortrag zu der Reise in die Lichtensteinhöhle und den vielfältigen Forschungen der letzten zehn Jahre ein, die weiter voran schritten und auch nach 25 Jahren noch nicht beendet sind.

Landesarchäologe Dr. Henning Haßmann wiederum gab sich sehr begeistert, dass die HEZ-Besucherzahlen ebenso stimmen wie die Inhalte. Er kenne nur wenige Museen, die Forschung von der Erdgeschichte an bis hin zur Archäologie zeigen können. Er sei völlig begeistert darüber, dass es die Lichtensteinhöhle im HEZ noch einmal gibt. Das, was der Fund und das Museum ausstrahlen, sei nicht „nur" von europäischer Bedeutung, es werde immerhin weltweit beobachtet. Es sei halt eine absolute Glückssituation gewesen, in der Lichtensteinhöhle eine Zeitkapsel mit besonderer Erhaltungsqualität zu finden und diese im HEZ zu präsentieren.

Ortrud Krause ließ es sich abschließend nicht nehmen, daran zu erinnern, dass das HEZ seit seiner 15monatigen hochkonzentrierten Bauzeit und Eröffnung am 10. Juli 2008 von inzwischen fast 718.000 Gästen oftmals fast überwältigt wurde. Dass sie in diesen zehn Jahren aber immer ein zwar kleines, aber äußerst mitziehendes Team um sich hatte, auf das sie sich verlassen konnte und kann, und das sehr viel zu leisten hat. Ihnen und den Partnern in der Region sprach sie ein großes Dankeschön aus und überreichte auch jeweils eine Rose.

Bevor dann noch Martin und Anja Hampe, alias „con aglio“ aus Osterode für gute Unterhaltung sorgten, war ein humorvoller Film zu sehen, der augenzwinkernde Einblicke in den alles andere als langweiligen und sehr umtriebigen HEZ-Alltag sowie die Leistungen und Auszeichnungen der letzten Jahre gewährte.

Ein schöner langer Abend, der zehn Jahre HEZ ebenso wie 25 Jahre Forschung in der Lichtensteinhöhle kreativ feierte, ging bei Musik und Häppchen zuende.


Joachim Schween faszinierte mir der Lure

Der Professor und seine Tochter (Heiko Brokhausen und Ruth Schmidt) wussten viel zu berichten.

Ortrud Krause (hi. li.) und ihr HöhlenErlebniszentrum-Team.

Die folgenden Bilder können Sie vergrößern, wenn Sie ein Eseltreiber-Abo haben:



con aglio überzeugten mit ihrer Musik

Draußen tummleten sich Quallen und Galsaale.

Firouz Vladi

Dr. Henning Haßmann

Harald Dietzmann, Ortrud Krause und Bernhard Reuter schauen sich einen Schatz des HEZ an.

 

Anzeige