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26.10.2018

Wanderer nehmen „Stempel-Sammeln" allzu zu wörtlich


„Harzer Wandernadel" beklagt immer mehr Vandalismus und Diebstähle der Stempel / Ehrenamtliche bringen viel Zeit für Pflege der Kästen auf

...von Herma Niemann

So manch ein Wanderer scheint es neuerdings mit dem „Stempel-Sammeln" allzu wörtlich zu nehmen. Denn seit einigen Wochen kommen mehr und mehr der beliebten Stempel der „Harzer Wandernadel" weg oder es werden die Stempelkästen und die dazugehörigen Stempelkissen demoliert.

Schon seit 2016 verzeichne man einen Anstieg solcher Taten, wie uns Tanja Fiedler, Service-Mitarbeiterin im Büro der „Harzer Wandernadel“ in Blankenburg, in einem Gespräch mitteilt. Entweder werden die Gummis oder gleich der ganze Stempel geklaut oder die Kästen demoliert und teilweise sogar mit Sirup beschmiert. „Aber in diesem Jahr scheint wirklich der Höhepunkt erreicht zu sein“, so Fiedler. Es gebe sogar Stempelstellen, die nach der Wiederherstellung keine 24 Stunden im intakten Zustand blieben, wie zum Beispiel die Stelle bei den Hörninger Sattelköpfen bei Nordhausen. „Sonntag repariert, Montag schon wieder zerstört oder beschmiert. In den Sommermonaten mussten wir zu rund 100 Stempelstellen ausrücken“. Das Serviceteam der „Harzer Wandernadel“ sei jeden Tag im Einsatz, um wieder Herr der Lage zu werden, im Schnitt seien sechs Stellen am Tag defekt.

Dabei muss man bedenken, dass manche Stellen eben nicht mal eben schnell mit dem Auto angefahren werden können. An insgesamt 222 sehenswerten Plätzen im gesamten Harz in Thüringen, Niedersachsen und Sachsen-Anhalt stehen die Stempelstellen der „Harzer Wandernadel“ für Wanderfreunde bereit. Sie befinden sich in der Nähe von romantischen Waldgaststätten, rustikalen Schutzhütten und einer Vielzahl von interessanten Aussichts-Punkten. Auch Bergwerke, Burgruinen oder Naturdenkmäler und natürlich der Brocken warten auf den Besuch der Wanderer. Dafür halten die Organisatoren ein Stempelheft der Harzer Wandernadel bereit, ein dreiteiliges Kartenset mit Hinweisen und Informationen.

Die Stempelstellen werden hauptsächlich von ehrenamtlichen Helfern gepflegt. Einer von ihnen ist Harald Hartje aus Gittelde, der sich seit fünf Jahren um die Stellen im WeltWald Harz und an der Kaisereiche oberhalb von Bad Grund kümmert. Innerhalb der vergangenen fünf Wochen musste er zusätzlich mehrere Male losgehen, um zu reparieren oder Dinge zu ersetzen. „Das sind bestimmt keine Taten von übereifrigen Jugendlichen", mutmaßt Hartje „die Stempel werden teilweise mit dem Bolzenschneider entfernt und wahrscheinlich als Trophäe mitgenommen".

Mit Vandalismus habe das nichts zu tun, da seien Souvenierjäger unterwegs.
Dabei habe er schon eigene Schilder in die Kästen gehängt, mit denen er für mehr Sorgfalt bei den Wanderern wirbt. Tanja Fiedler hingegen geht davon aus, dass das teilweise bestimmt keine Souvenirjäger seien, da sei schon Böswilligkeit im Spiel.
Die Touren zu den einzelnen Stempelstellen unterscheiden sich in Länge, Schwierigkeitsgrad und Höhenlage, sodass sowohl Familien mit Kindern, aber auch Senioren und ambitionierte Wanderer sich bald eine Harzer Wandernadel anstecken können.

Fragt sich nur, wie lange noch die Stempelstellen für einen gelungenen Wanderausflug sorgen, wenn immer mehr Stellen mutwillig zerstört werden und die ehrenamtlichen Mitarbeiter mit dem Instandsetzen nicht mehr hinterher kommen.


Die Stempelstelle Hörninger Sattelköpfe bei Nordhausen fällt besonders oft dem Vandalismus zum Opfer

Eine der Stempelstellen im Weltwald Harz, um die sich Harald Hartje kümmert

 

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