Kultur

20.10.2018

Kreative Fußstapfen hinterlassen


Signierstunde mit Sabine Prilop und Roland Lange im Kaufpark Göttingen

von Christian Dolle

Roland Lange erzählte mir von einer geplanten Signierstunde gemeinsam mit seiner Autorenkollegin Sabine Prilop. Im Kaufpark Göttingen sollte sie stattfinden, die dortige Thalia-Filiale wolle ein solches Konzept mal ausprobieren. Seine Idee war es nun, eben nicht nur zu signieren, sondern auch ein kleines Live-Interview auf der Bühne einzubinden. Das sollte ich führen. Echt mal etwas Neues, dachte ich mir und sagte spontan zu.

Am vergangenen Mittwoch war es dann soweit. Im Vorfeld hatte ich mit Sabine Prilop telefoniert und mich über ihr literarisches Schaffen informiert. Doch sollte es nicht nur um ihre Bücher gehen, sondern auch um Fotos, die sie seit kurzem machte und von denen einige im Moment im Kaufpark ausgestellt sind. Es wurde also immer interessanter. Aber konnten Passanten in einem Einkaufszentrum mit einer solchen Aktion zum Stehenbleiben und sogar zum Zuhören verleitet werden?

Experiment zum Thema "Mittwoch ist Lesetag"

Beim Betreten des Centers herrschte das typische hektische Treiben, doch die große Bühne mit gleich mehreren Sitzreihen davor, kündigte zumindest an, dass hier etwas stattfinden sollte, was nicht nur mit Shopping zu tun hat. Entsprechend motiviert gab sich das Team der Buchhandlung, freute sich auf beide Autoren und auf das Experiment zum Thema „Mittwoch ist Lesetag“. Auf die beiden Autoren wirkte das ansteckend und die Stimmung war dementsprechend locker.

Um 16 Uhr ging es dann los, einige Menschen hatten auf den Stühlen Platz genommen, wir auf der Bühne. Im lockeren Gespräch kamen wir von den Krimis, für die sowohl Sabine Prilop als auch Roland Lange bei ihren Lesern bekannt sind, auf andere literarische Projekte, die beide verfolgen. Zum Glück seien sie nicht so prominent oder bei einem großen Verlag unter Vertrag, so dass sie sich in eine Schublade zwängen lassen müssten, meinten beide übereinstimmend. Dadurch haben sie die Chance, auch anderes zu verwirklichen und Kreativität eben tatsächlich und ohne ständigen Blick auf Verkaufszahlen auszuleben.

Den eigenen Blick auf die Welt anderen zugänglich machen

Noch dazu ist Sabine Prilop Vorsitzende des Verbandes deutscher Schriftsteller in Niedersachsen und Bremen und Roland Lange einer der Organisatoren des Mordsharz-Festivals, so dass beide als genug Schriftstellerkollegen kennen, sich mit vielen austauschen und auf verschiedenen Ebenen wissen, wovon sie reden. Das machte ein Interview mit ihnen interessant, was wohl auch die Zuhörer bemerkten. Denn statt ungeduldig zu werden oder sich den Angeboten der Geschäfte zu widmen, blieben sie sitzen und es kamen sogar noch mehr Menschen hinzu.

Voller Begeisterung sprach Sabine Prilop auch über ihre Fotos, verschiedenen Göttinger Ansichten vom Gänseliesel bis hin zu saftigem Blattgrün im Wald. Auch das hat mit Kreativität zu tun, jenem inneren Drang, schöpferisch tätig zu werden und einen eigenen Blick auf die Welt oder zumindest Teile davon anderen zugänglich zu machen. Im Grunde also gar nicht so weit weg vom Schreiben oder letztlich von alldem, was Menschen tun, um individuelle künstlerische Fußstapfen in dieser sonst überwiegend durch Geld, Angebot und Nachfrage bestimmten Welt zu hinterlassen.



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