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12.10.2018

US-Biotech-Unternehmer Ralph Kauten teilte seine Erfahrungen aus 40 Jahren


US-Biotech-Unternehmer Ralph Kauten berichtete vor gut 50 Zuhörern im Holbornschen Haus von seinen Erfahrungen aus vier Jahrzenten in der Life-Science-Branche.

beim Life Science Leading Entrepreneurs Talk in Göttingen

...SNIC

Göttingen. „Unterschätzt Geschäftsleute nicht, sie können sehr hilfreich sein” – mit diesem Rat wandte sich Ralph Kauten am Dienstagabend an die Wissenschaftler unter den rund 50 Teilnehmern des „Life Science Leading Entrepreneurs Talk“ im Holbornschen Haus in Göttingen. Dort teilte der erfolgreiche Biotech-Unternehmer aus Wisconsin, USA, seine Erfahrungen und Erkenntnisse aus vier Jahrzehnten in der Life Science Branche mit Zuhörern aus dem Startup- und Biotechnologie-Bereich.

Organisiert haben die Veranstaltung der SNIC Life Science Accelerator in Zusammenarbeit mit der Life Science Factory und der Stabsstelle Kooperation und Innovation der Universität Göttingen.

Kauten hat fünf Biotech-Unternehmen ab der Gründungsphase geleitet und mit großem Erfolg in dreistelliger Millionenhöhe verkauft. Das Interessante dabei: Er selbst ist kein Naturwissenschaftler, sondern Betriebswirt. Doch genau das habe ihn mit den naturwissenschaftlichen Gründern zusammengebracht. „Wissenschaftliche Erkenntnisse können sehr spannend sein, aber sie müssen deshalb noch lange keinen wirtschaftlichen Wert haben”, resümierte Kauten und betonte: “Um ein funktionierendes Unternehmen aufzubauen, braucht es Geschäftsleute.” Gerade für Biotech-Unternehmen sei die Zusammenarbeit von Naturwissenschaftlern und Unternehmern essentiell. Denn Naturwissenschaftler bringen zwar die Idee. Um Investoren und später Käufer für diese Idee zu gewinnen, brauche es jedoch einen „Verkäufer“.

Und diese Rolle übernahm Kauten mit Erfolg. Wichtig sei ihm dabei immer gewesen, nur Investoren ins Boot zu holen, die das volle Risiko kennen und stemmen können.
Denn Risiko ist für innovative Life Science Unternehmen ein ständiger Begleiter. Das hat auch Kauten erfahren: Bei seiner vierten Station wähnte er das Unternehmen kurz vor dem Durchbruch in der Krebs-Therapie. Doch die Ergebnisse der klinischen Studien überzeugten die Investoren nicht. Die Folge: Dem Unternehmen ging das Geld aus. „Dabei glaube ich bis heute an diese Technologie“, sagte Kauten. Er hat sich von diesem Rückschlag jedoch nicht entmutigen lassen.

Seine Erfahrungen aus der unternehmerischen Praxis münzte Kauten in zahlreiche konkrete Tipps für junge Gründer um: Es sei z.B. wichtig, das Unternehmen richtig zu positionieren, um Investoren und potentielle Käufer anzuziehen. Neben der Wahl des passenden Namens müsse das Kerngeschäft des Unternehmens so klar definiert sein, dass potenzielle Investoren es direkt verstehen. Dazu sei es notwendig, einen klaren Fokus zu setzen – und zwar auf das, was das Unternehmen am besten kann. Sollte sich diese Entscheidung als falsch herausstellen – etwa, weil neue Entwicklungen einer Technologie den Rang abgelaufen haben – dürfe man jedoch nicht zögern, das Unternehmen neu zu positionieren. Denn entscheidend sei, dass Kosten und Ertrag stimmen.

Dafür bedürfe es jedoch eines nüchternen Blicks auf das Unternehmen – ein Blick, der vielen Gründern fehle. „Mit Unternehmen ist es wie mit Kindern“, sagte Kauten, „auch wenn man sie noch so sehr liebt: Irgendwann muss man loslassen.“ Das könne sich in einem Personalwechsel, der strategischen Neuausrichtung oder dem Verkauf des Unternehmens niederschlagen. Nach 40 Jahren im Geschäft ist Kauten davon überzeugt, dass der richtige Zeitpunkt für einen Verkauf dann gekommen ist, wenn das Unternehmen richtig durchstartet.



(v.li.) Dr. Dirk Kautz (Leiter SNIC Life Science Accelerator), Martin Stammann (Teamleiter Gründungsförderung, Stabsstelle Kooperation und Innovation der Universität Göttingen), Ralph Kauten und Dr. Sven Wagner (Managing Director Life Science Factory).

 

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