Kultur

17.09.2018

Prügelei beim Mordsharz-Festival


Klaus-Peter Wolf

Krimilesungen mit den drei ???, Simone Buchholz, Horst Eckert und Klaus-Peter Wolf in Goslar

von Christian Dolle

„Er ist eigentlich kein Autor, er ist ein Ereignis“, stellte Mordsharz-Organisator fest als er am Samstagabend in der Schmiede des Weltkulturerbes Rammelsberg Klaus-Peter Wolf anmoderierte. Von dessen Fans kam zustimmendes Gemurmel, alle anderen überzeugte der Bücher schreibende Entertainer von der Richtigkeit dieser Aussage.

Zunächst einmal war Wolf nicht allein da, sondern mit seiner Frau Bettina Göschl, selbst Autorin, und warum sie mit von der Partie war erklärte der Autor mit seiner ureigenen bestechenden Logik. „Wenn sie als Kinderbuchautorin meist vormittags Lesungen hat und ich abends Krimilesungen, dann müssten wir uns nie wieder begegnen. Daher beschloss Bettina Songs zu meinen Ostfriesenkrimis zu schreiben, damit sie dabei sein kann. Für diese Songs hatte sie auch ihren „Komplizen“ Gunnar Peschke dabei, so dass das musikalische Rahmenprogramm schon einmal gut wurde.

Bis die Wolf-Neulinge etwas von seiner eigentlichen Lesung zu hören bekamen, dauerte es noch eine ganze Weile. Immer wieder reihte er Anekdote an Ausschweifung und umgekehrt, womit er seine Zuhörer aber keinesfalls auf die Folter spannte, sondern lauter, anhaltender und herzlicher zum Lachen brachte als viele Comedians. Irgendwann las er dann doch noch und zwar eine Szene, in der Polizist Rupert in seiner alten Uniformjacke in einen Junggesellinnen-Abschied und die Situation letztlich ziemlich außer Kontrolle gerät.

Außer Kontrolle schien auch das Krimifestival kurzzeitig als nämlich am Nachmittag bei der Drei ???-Lesung von Christoph Dittert und der Live-Vertonung von Almut Schwacke plötzlich ein aufgeregter Christoph Lampert die Bühne stürmte und sich mit dem Autor prügelte bis die Knochen knackend brachen. Nach einigen Schrecksekunden für die jüngeren Zuhörer stellte sich jedoch heraus, dass nicht die Knochen knackten, sondern Almut Schwacke mit dem Sellerie. So nämlich wird der Sound beim Film gemacht.

Etwas ernster wurde es anschließend bei Simone Buchholz, die aus „Mexikoring“ las. Darin wird die Ich-Erzählerin in Hamburg zu einem brennenden Auto gerufen – schon wieder. „Das Buch habe ich angefangen als der G20-Gipfel losging und irgendwie wusste ich, dass die Autos brennen würden“, erzählte Buchholz, „Ich wunderte mich, dass sich alle über brennende Autos aufregten, aber niemand über das, was Leute dazu bringt, Autos anzuzünden.“

Im Roman brennt allerdings nicht nur das Auto, darin wird auch noch ein schwerverletzter junger Mann gefunden. Er entpuppt sich als Mitglied eines kriminellen Familienclans, aus dem er aussteigen wollte. Das Thema interessierte die Autorin sehr und im Interview berichtete sie auch von ihrer aufwendigen Recherche. Vor allem aber sprach sie sich gegen alle aus, die mit Gewalt eigene Interessen durchsetzen, was aktuell insbesondere rechte Gruppierungen betreffe. „Jeder, der ein Mikro hat, sollte es nutzen, um seine Stimme für eine freie Gesellschaft zu erheben“, fügte sie hinzu.

Politisch blieb es auch in der Lesung von Horst Eckert. Sein Thriller „Der Preis des Todes“ hat die Moderatorin einer Polit-Talkshow zur Hauptfigur und schildert ziemlich bissig, wie es hinter den Kulissen einer solchen Sendung zugeht. Jene Sarah Wolf hat zudem eine Beziehung mit einem Staatssekretär, was ihr sowieso schon zu schaffen macht, noch mehr allerdings als dieser ermordet wird.

Ihre Recherchen führen sie daraufhin bis in ein Flüchtlingscamp in Kenia, wo sie selbst in Gefahr gerät. Horst Eckert hat sich in seinen Vorbereitungen auf das Buch nicht in Gefahr begeben, als ehemaliger Journalist wisse er auch vom Schreibtisch aus zu recherchieren, doch die Einblicke in die quotenbestimmte Fernsehwelt stammen trotzdem aus erster Hand.

Als nach diesen drei auch schon gut besuchten Programmpunkten Klaus-Peter Wolf den krönenden Abschluss des Festivals machte, wurde es noch einmal richtig voll in der Schmiede und im Anschluss musste der Bestsellerautor noch sehr lange sehr viele seiner Bücher signieren. Doch nach einem so gelungenen Krimifestival wollte ohnehin niemand sofort nach Hause, weder die Autoren, die den tollen Veranstaltungsort genossen, noch die Organisatoren, die sich über viel Lob freuten und auch nicht die Mordsharz-Stammgäste, die vier Tage voll unterschiedlichster Krimiliteratur und toller Lesungen miterlebt hatten.


Bettina Göschl und Gunnar Peschke

Christoph Dittert und Almut Schwacke

Prügelei bei den drei Fragezeichen

Simone Buchholz

Horst Eckert

Wahrscheinlich signiert er immer noch. ;-)

Die folgenden Bilder können Sie vergrößern, wenn Sie ein Eseltreiber-Abo haben:





 

Anzeige