Panorama

13.08.2018

Revolution im öffentlichen Nahverkehr?


Der EcoBus geht ab sofort an den Start

von Christian Dolle

Die Kinder müssen zum Basketballtraining, die Oma zum Arzt und Mutter ist mit dem Auto zur Arbeit gefahren. Was tun? Diese Probleme erleben Menschen, die im ländlichen Raum leben, regelmäßig. Der öffentliche Nahverkehr ist hier nur selten eine Lösung, ein Zweitwagen teuer und nicht überall ist alles zu Fuß oder mit dem Fahrrad erreichbar.

Im Westharz zwischen Osterode, Sankt Andreasberg und Goslar könnte ab jetzt der EcoBus die langersehnte Lösung sein. Das Pilotprojekt geht jetzt hier an den Start, noch bevor es auch n Hamburg getestet wird, und es verspricht die Beförderung zum Bustarif aber ohne grobmaschiges Haltestellennetz. Vielmehr werden Kunden vom EcoBus vor der Haustür abgeholt und exakt an den gewünschten Zielort gebracht. (Und natürlich auf Wunsch auch wieder zurück.)

Intelligentes logistisches Konzept

Damit ein solches System funktionieren kann, ist nicht in erster Linie der dafür anzuschaffende Fuhrpark die Herausforderung, sondern vor allem ein intelligentes logistischen Konzept, das die Touren verlässlich und kundenorientiert festlegt und garantiert, dass der Kunde nicht länger als 20 Minuten auf seinen Bus warten muss.

Genau dieses System wurde von Wissenschaftlern des Max-Planck-Instituts erarbeitet und in Bad Gandersheim bereits einem ersten Test unterzogen. Ab sofort ist der Westharz dran, wo das Pilotprojekt bis zum Februar/März 2019 laufen wird.

Das vielleicht größte Problem, ein solches Angebot zum Erfolg zu machen, ist die Hemmschwelle derer, denen es nützlich ist. Denn das sind in erster Linie nicht ein paar technik- und zukunftsorientierte Nerds, sondern vor allem ältere Menschen und auch Familien mit Kindern und Jugendlichen. Wer nicht mehr gut zu Fuß ist oder kein eigenes Auto besitzt, für den kann der EcoBus eine großartige Lösung sein. Per App meldet derjenige die gewünschte Fahrstrecke an, wird GPS-genau abgeholt und ebenso genau ans Ziel gebracht. Auch per Website oder Telefon kann der Bus geordert werden.

Mobilität der Zukunft

Wie das alles genau funktioniert, erläuterten Gruppenleiter Jan Schlüter und Softwareentwickler Christoph Brügge in der vergangenen Woche in einer öffentlichen Bürgerinformation im Osteroder Rathaus. Zu diesem Zeitpunkt fuhren die Busse noch nicht und die App war noch nicht online. Allerdings war das wohl kaum der Grund, warum die Veranstaltung ausgesprochen dürftig besucht war.

Bleibt also zu hoffen, dass das Angebot jetzt, wo alles auch ganz praktisch an den Start gegangen ist, von mehr Menschen getestet wird. Grundsätzlich, so sind sich Schlüter und Brügge sicher, ist das System ein großer Schritt in die Mobilität der Zukunft. Zum einen, weil es das Problem größerer Entfernungen im ländlichen Raum löst, zum anderen, weil es langfristig sogar flächendeckend eine klima- und ressourcenschonende Alternative zum Privat-Pkw sein kann. Denn eines ist sicher: unsere Welt wird sich auch in den nächsten Jahren rasant weiterentwickeln und Fortschritt von vornherein abzulehnen, darf keine Option sein.

Weitere Informationen gibt es unter www.ecobus.jetzt




 

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