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01.08.2018
Die Streuobstwiese in Schwiegershausen darf „erforscht“ werden
Wolfgang Bode, der hier einen Jonathan begutachtet, freut sich auf interessierte Besucher
...von Petra Bordfeld
Wolfgang Bode möchte am kommenden Wochenende interessierten Bürgern jeden Alters auf seiner am Bauerberg in Schwiegershausen zu findenden Streuobstwiese die Natur live vorstellen. Bei dieser informativen Premiere auf der über einen Hektar umfassenden Fläche möchte er als Mitglied des im vorigen Jahr aus der Taufe gehobenen Steuobstwiesen-Bündnisses Niedersachsen e. V. ist, aufzeigen, dass dort eine große Artenvielfalt an Pflanzen und Tieren zu Hause ist.
„Ich möchte klar machen, dass eine Streuobstwiese dem immer wieder zu vernehmenden Insektensterben entgegenwirken kann, und dass sich dort auch Kröten, Frösche, Eidechsen, Libellen sowie Ringelnattern sehr wohl fühlen“.
Während der Klausurtagung des Vorstandes des Bündnisses in Burg Lenzen an der Elbe sei die Entscheidung zu dem Aufklärungswochenende gefallen und er habe sich gerne als 'Versuchskaninchen' zur Verfügung gestellt. Er geht davon aus, dass im kommenden Jahr nicht „ nur“ die Streuobstwiese in Schwiegershausen, sondern auch Wiesen in anderen Regionen Niedersachsens erfahren werden können. Schließlich sei es äußerst wichtig, aufzuzeigen, wie das Obst am Baum aussieht, und dass man Flecke, Knubbel und Risse durchaus mitessen kann, weil sie nicht schlecht sind. Naturbelassenes Obst schmeckt besser, als das makellose aus dem Laden, zumal es sich um teilweise uralte Sorten handelt. Sogar Allergiker können dieses Obst teilweise vertragen, was mit an dem Verzicht auf Düngung und Spritzmitteln liegt.
Bode hofft, Kindern und Erwachsenen am Samstag ab 15 Uhr sowie am Sonntag ab 10 Uhr, 14 und 15 Uhr die Natur näher bringen zu können und lädt zu den jeweiligen Führungen ein. Treffpunkt ist das Haus Rötingstraße 7. Von dort aus geht es dann auf Schusters Rappen zum Ausflugsziel, auf dem neben Ebereschen, Apfel-, Kirsch-, Birnen-, Zwetschen, Pflaumen- und Mirabellenbäumen auch der Speierling steht, der wie eine kleine Birne aussieht, aber dem Apfelwein zur Veredelung zugesetzt wird.
Wer durch diesen Naturparcour geht, auf dem über ein Dutzend der insgesamt 93 in und um Schwiegershausen herum festgestellten Apfelsorten nicht zu übersehen sind, dem dürfte auffallen, dass dort nicht „nur“ Obstbäume der unterschiedlichsten Art stehen, denn Nussbäume sind ebenso wenig zu übersehen wie z.B. Kastanien, Linden, Stieleichen oder Weiden. Heckenrosen fehlen ebenso wenig wie Himbeer- und Brommbeerbüsche. Weit über 50 Kräuter vom Bärlauch und der Schafgarbe über den Löwenzahn, den Huflattich bis hin zur wilden Möhre, fehlen auch nicht.
Wolfgang Bode lächelt, wenn er die Antwort auf die Frage gibt, wann er warum mit der Streuobstwiese begonnen hat: „Den Teil mit den uralten Bäumen habe ich von meinen Eltern übernommen und hatte im Rahmen des Flurbereinigungsverfahrens die Möglichkeit der Erweiterung auf den heutigen Stand. Diese Chance habe ich gerne genutzt um im Ruhestand eine sinnvolle Beschäftigung zu haben“.
Als er vor gut 25 Jahren den Acker neben dem alten Baumbestand übernahm, stand dort noch Raps. Nach der Ernte begann die Anpflanzung der Obstbäume, die allerdings im Jahr darauf durch die wieder aufkeimende Nutzpflanze, die aus der Familie der Kreuzblütengewächse stammt, fast nicht zu sehen waren – wären da nicht die Pfähle gewesen. Also galt es erst einmal, den Raps mühsam auszureißen und zu kompostieren. Bode säte trotzdem Gras und Blumen aus, und sollte Unterstützung von vielen anderen Gewächsen erhalten. Die wilde Möhre, aus der übrigens die heutige Speisemöhre stammt, führte er allerdings aus dem Rheingau ein und freut sich immer wieder darüber, wie üppig sie auf dem Bauerberg wächst. „In diesem Jahr war an einer sogar eine Schwalbenschwanzraupe zu sehen“.
Das Gras wird einmal im Jahr gemäht. 2018 wurde es bislang aber nur um die Kirschbäume gekürzt, um sehen zu können, wo die roten Früchte hingefallen waren. Ansonsten ist es sehr hoch gewachsen. Bode will es zwar noch in diesem Jahr mähen, dafür muss es aber erst einmal kräftig geregnet haben, denn sonst trocknet der Boden noch mehr aus, als er es schon ist.
Wer übrigens glaubt, um die rund 12 000 m² einen Zaun zu Gesicht zu bekommen, der irrt. „Ich habe ganz bewusst keinen gezogen, weil hier ein reiches Tierlieben ist“. So sei er beispielsweise mit einem Freund drei Hasen begegnet, die sich von den beiden Menschen nicht hatten stören lassen. Rehwild gibt es auf der Fläche auch, Wildschweine, die ab und an ein paar Äpfel mitnehmen, fehlen ebenso wenig wie Dachse und Füchse.
Apropos Äpfel mitnehmen: Da nicht alle Äpfel von ihm, Verwandten und Freunden gepflückt und mitgenommen werden können, wird der überaus große Rest zu Apfelsaft verarbeitet. Wolfgang Bode arbeitet deswegen schon, so lange er die Streuobstwiese hat, mit der Interessengemeinschaft Streuobst Schwiegershausen zusammen. „Nur in den ersten Jahren waren es zu wenig Äpfel zum Mosten, dafür gab es viel Arbeit“. Und genau die ist nicht weniger geworden.
Die Besucher, die Samstag oder Sonntag kommen, dürfen sich übrigens erklären lassen und fragen, was das für ein Baum ist und was mit seinen Früchten gemacht wird. Eines haben alle gemeinsam: Sie sind noch nie mit Insekten- oder Pflanzengift in Berührung gekommen.