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26.06.2018

Mehr Weißtanne in den Wald


Jonas Hahn (Forstwirtschaftsmeister/Fortbilder Harzforstämter) veranschaulicht den Teilnehmern den Umgang mit einer Harzer Pflanzhaue und das richtige Einsetzen der Weißtanne.

Waldbesitzer, Forstleute und Vertreter der Holzwirtschaft informierten sich im Forstamt Seesen über die bundesweite Weißtannen-Initiative

von Herma Niemann

Gittelde/Seesen. Rund 85 Teilnehmer, bestehend aus Waldbesitzern, Forstleuten und Vertretern der Holzwirtschaft, waren in der vergangenen Woche in das Forstamt Seesen der Niedersächsischen Landesforsten gekommen, um sich über das bundesweite Projekt der Weißtannen-Offensive zu informieren.

Das Projekt, dass an zwei Tagen im Forstamt Seesen und im Forstamt Nienburg durchgeführt wurde, wird vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft für zwei Jahre lang mit insgesamt 20 Veranstaltungen gefördert. In den anderen Bundesländern fanden ähnliche Aktionen statt, wie der Landesvorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Naturgemäße Waldwirtschaft (ANW), Lothar Seidel, berichtete. Bei der Weißtannen-Offensive geht es darum, langfristig den Flächenanteil der Weißtanne entsprechend ihrem möglichen Verbreitungsgebiet und ihrer Etablierung auf geeigneten Standorten auch außerhalb ihres derzeitigen Verbreitungsgebietes zu erweitern.

Dadurch soll das Nadel-Weißholz-Angebot für die Holzwirtschaft nachhaltig gesichert werden. „Der Bedarf an Nadelholz liegt ungefähr bei 96 Prozent“, so Seidel, denn auf die qualitativ hochwertigen Nadelhölzer könne man nicht verzichten. Im Sinne der naturgemäßen Waldwirtschaft bestehen die Wälder mehr und mehr aus Mischbeständen mit Buche und Fichte. Doch nicht zuletzt habe erneut das Sturmtief „Friederike“ gezeigt, dass die Fichte ein Risiko darstelle, so Seidel. Die Fichtenfläche ist durch Schad-Ereignisse oder durch den Umbau in klimastabilere Mischwälder alleine seit der letzten Bundeswaldinventur um 8 Prozent zurückgegangen.

Dies ist problematisch, da derzeit über 75 % der Wertschöpfung von Forst- und Holzwirtschaft auf der Nutzung und Verarbeitung von Nadelholz basiert. Dieses wertvolle Holz fehle perspektivisch, so Seidel, der betont, dass die klimastabilere und ebenso leistungsstarke Weißtanne eine Option sei, auch im Klimawandel einer drohenden Verknappung von Nadelweißholz zu begegnen. Wie Forschungsergebnisse zeigen, ist die Weißtanne in der Lage, auf vielfältigen Standorten zu wachsen, und das weit mehr als bisher angenommen. Folglich kann sie auch außerhalb ihres derzeitigen Verbreitungsgebietes auf geeigneten Standorten eingebracht werden. Als ideale Mischbaumart ist die Weißtanne demnach eine wirtschaftlich interessante und gleichzeitig ökologisch unbedenkliche Alternative zu Laubholz. Darüber hinaus ist ihr Holz ein von der Holzwirtschaft stark nachgefragter, hochwertiger und nachhaltig verfügbarer Werkstoff mit besten Eigenschaften.

Ziel des Projektes ist es, vorhandenes Praxis- und Forschungswissen zur Weißtanne aufzubereiten, in der Fläche zu kommunizieren und ihr Anbaugebiet deutlich zu erweitern. „Wir stehen gerade noch am Anfang und man kann natürlich nicht nach einem Jahr schon gute Ergebnisse erwarten“, sagt Seidel „es ist ein Lernprozess, der Jahrzehnte dauern kann“. Neben theoretischen Vorträgen im Forstlichen Bildungszentrum in Seesen, konnten sich die Teilnehmer auch praxisnah mit anschaulichen Beispielen bei Exkursionen, unter anderem im Gittelder Landteil, informieren.

„Die hohe Anzahl von bisher knapp 1000 Teilnehmern bundesweit und deren engagiertes Interesse an konkreter Umsetzung unseres Vorhabens spiegelt anschaulich die Aktualität und den Erfolg der Weißtannenoffensive wieder“, so Timo Ackermann, Projektleiter der ANW-Weißtannenoffensive.

BU
Jonas Hahn (Forstwirtschaftsmeister/Fortbilder Harzforstämter) veranschaulicht den Teilnehmern den Umgang mit einer Harzer Pflanzhaue und das richtige Einsetzen der Weißtanne.
Rund 85 Waldbesitzer, Forstleute und Vertreter der Holzwirtschaft aus Niedersachsen nahmen an der Fortbildung zur Weißtannen-Offensive im Forstamt Seesen teil.
Fotos Herma Niemann

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Rund 85 Waldbesitzer, Forstleute und Vertreter der Holzwirtschaft aus Niedersachsen nahmen an der Fortbildung zur Weißtannen-Offensive im Forstamt Seesen teil.

 

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