Regionales / Gem. Bad Grund / Badenhausen

29.05.2018

Kirche und Höfe waren Grundstein und Mittelpunkt


Prof. Dr. Wolfgang Meibeyer hielt einen abwechslungsreichen und kurzweiligen Vortrag zur Entstehung des Ortes Badenhausen in der voll besetzten St. Martinkirche

Vortrag von Prof. Dr. Meibeyer im Rahmen des 1050-jährigen Bestehens von Badenhausen / Der Ort könnte älter als bisher angenommen sein

...von Herma Niemann

Das Interesse an der Geschichte des Ortes Badenhausen scheint nicht nur die Einheimischen anzuziehen. Denn bei dem zweiten Vortrag im Rahmen der Veranstaltungsreihe rund um das 1050-jährige Bestehen des Ortes waren auch viele Auswärtige gekommen, um sich den Vortrag von Prof. Dr. Wolfgang Meibeyer aus Braunschweig anzuhören.

Der Vortrag fand in der St. Martin Kirche von Badenhausen statt, die, wie sich im nachfolgenden Referat herausstellte, einen gewissen Dreh- und Angelpunkt in der Geschichte von Badenhausen darstellte. Das Thema des Vortrages des Braunschweiger Professors, der auf Einladung des Heimat- und Geschichtsvereins (HGV) Badenhausen gekommen war, lautete „Badenhausen mittendrin – Die Entstehung der Dörfer im Mittelalter entlang der Straßen des Süd-West-Harzes“.
Erst im Jahre 1763 habe es eine kartografische Darstellung des Ortes gegeben, in der ganz deutlich die planmäßig von den Luidolfingern angelegte dörfliche Gemeinschaft mit der Kirche in der Mitte und den großen Höfen drum herum zu erkennen gewesen sei, so Prof Meibeyer. Die Luidolfinger waren ein sächsisches Adelsgeschlecht und eine deutsche Herrscherdynastie. Auch die Bezeichnung „Martinskirche“, nach dem gleichnamigen Schutzpatron, sei ein Hinweis und ein Argument für die frühere Entstehung des Ortes als bisher angenommen.

Die erste urkundliche Erwähnung erfolgte im Jahr 986. Auch Ausgrabungen in den 1980er Jahren hätten die räumliche Verzahnung des Zehnerhofs und der Kirche in eine frühere Zeit angedeutet. „Nun werden Sie sagen, es habe schon viele Gedanken in diese Richtung gegeben“, so Meibeyer „es bleiben natürlich immer Mosaiksteine, die zusammengesetzt werden müssen“. Weiter berichtete der Professor, dass der Johannisborn im Mittelalter ein Siedlungsplatz gewesen sein muss, der als Arbeitsplatz zur Verhüttung diente. Spuren von Edelmetallen vom Rammelsberg, aber auch Spuren von Erzen aus dem Oberharz würden darauf hindeuten. Was das Leben der Menschen in Badenhausen im späten Mittelalter im 14. Jahrhundert anginge, hätten diese ganz furchtbare Zeiten erleben müssen.

Schwere Unwetter über viele Jahre

Über mehrere Jahre hätten schwere Unwetter den Menschen sehr zu schaffen gemacht. Heftige und langandauernde Niederschläge über acht Jahre hinweg hätten zu Missernten geführt, durch Überschwemmungen seien Mühlen weggeschwemmt worden, und dazu sei dann auch die Pest gekommen. Das führte zu einem enormen Verlust von Menschenleben. „Die Hälfte der Bevölkerung ist gestorben. Und 65 Prozent der Dörfer, die es um 1200 gab, hat es im 14. Jahrhundert nicht mehr gegeben“, betonte Meibeyer. Auch Streitigkeiten innerhalb der Welfischen Familien mischten dabei mit, sodass man davon ausgehen müsse, dass zu der zeit gut Zweidrittel von Badenhausen als Dorf verloren gegangen sein müssen.

Zeugenaussagen von Menschen aus dem Jahr 1519, die zu dem Zeitpunkt zwischen 60 und 80 Jahren alt gewesen sein müssen, würden diese Spekulation untermauern. Denn in den Schriftstücken heißt es, dass Badenhausen nicht bebaut gewesen sei, was nicht zu bedeuten habe, dass das ganze Dorf nicht mehr existent gewesen sein muss. „Im Großen und Ganzen muss es zu der Zeit im 14. Jahrhundert allerdings ganz schlimm ausgesehen haben“.

Badenhausen vielleicht noch älter als bisher angenommen

Zu Beginn seines Vortrages ging der Professor auf den Namen von Badenhausen ein, der sich zwei Teilen, nämlich „Baden“ und „Hausen“ zusammensetzt, und im ersteren die Behausung einer Person mit dem Namen „Bodo“ bedeuten könne. Die zu einer bestimmten Zeit häufig genutzte Bezeichnung „Hausen“ deute darauf hin, dass die Entstehung des Ortes bereits um 730 bis 800 nach Christus, also in der Zeit der Sachsenkriege, erfolgt sein könne, auch wenn die erste schriftliche Erwähnung erst im Jahre 986 erfolgte, so Meibeyer. Badenhausen könnte also durchaus schon 200 Jahre älter als bisher angenommen sein.

"Diese Bezeichnung ist zu der Zeit in unserer Region üblich gewesen. Nirgendwo in Deutschland gibt es eine solche Anhäufung dieser Ortsbezeichnungen wie in dieser Gegend“. Die politische Situation zur Zeit Karl des Großen sei einhergegangen mit einer Umsiedlungspolitik. Die bedeutendste Stammesgruppe zu der zeit seien die Luidolfinger gewesen, die in dieser Region siedelten. Ergänzt wurde der kurzweilige Vortrag von zahlreichem Kartenmaterial, sodass man gut ein Bild von der damaligen Anordnung der Gebäude in Badenhausen machen konnte.
Die Begrüßung zuvor übernahm der Vorsitzende des HGV, Thomas Burgardt, der seine Freude darüber ausdrückte, dass rund 100 Besucher zu dem Vortrag in die Kirche gekommen waren.

Diesen Worten schloss sich der Ortsbürgermeister Erich Sonnenburg an, der sich auch bei Prof. Meibeyer dafür bedankte, dass dieser sich so viel Zeit genommen habe, die Geschichte von Badenhausen näher zu beleuchten, und schon Stunden vor dem eigentlichen Gesprächstermin im Vorfeld des Vortrages den Kontakt zu Einwohnern gesucht habe. Sonnenburg dankte auch dem Pastor Thomas Waubke, dass man die Kirche für diesen Vortrag habe nutzen dürfen. Prof. Meibeyer habe nicht nur Geschichte sondern auch Geografie studiert, und in der Vorbereitung viele Archive durchsucht, wodurch er einige neue Erkenntnisse mit einfließen lassen konnte, so Sonnenburg.

 

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