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18.05.2018

Internationalen Tag des Waldkindergartens


Die Ausstellung lockte schon beim Aufbau Interessierte an

Die Waldzwerge luden zum internationalen Tag des Waldkindergartens auf den Taternplatz in die vor der Haustür gelegene Wildnis ein

...von Petra Bordfeld

Nora und Leonie waren fünf Monate beziehungsweise zwei Jahre jung, als sich der Spielkreis „Waldzwerge“ gründete, die dem in Bad Grund von einer kleinen Elterninitiative 2005 ins Leben gerufenen wurde. Sie sind heute zehn und 13 Jahre alt und noch immer dabei. So fehlten sie auch nicht, als zu anlässlich des ersten internationalen Tages des Waldkindergartentages zu einem Symposium auf der von Wald bedeckten Ebene des Taternplatzes geladen wurde.

Es waren allerdings nicht ausnahmslos „alte Hasen“, die für diesen Nachmittag der Begegnung eine ganz besondere Ausstellung aufbauten, ein feines Wildgemüsesüppchen kochten und Bäume mit so viel Geschick erkletterten, dass Tarzan und Jane vor Neid blass geworden wären. Denn auch einige neue Eltern und deren Kinder waren gekommen, weil sie wissen wollten, wer zu dem „Waldvolk“ und den „Waldzwergen“ zählt, und was diese zu bieten haben.

Sybille Peter schaute erst einmal in die Zeit zurück. Damals hatten Reportagen und Berichte über Waldkindergärten einige Bad Grundnerinnen derart begeistert, dass sie sich spontan zusammen schlossen, um auch an ihrem Wohnort einen Waldkindergarten aufzubauen. 2006 waren alle Formalitäten erledigt, zwei Erzieherinnen, zwei Bauwagen, Konzepte und Sponsoren standen bereit. Auch wenn der Betrieb bewilligt war, konnte aber nicht die notwendige Zahl an Anmeldungen aufbringen. Für die Kinder der Gründungsmitglieder schwand damit die Möglichkeit einen Waldkindergarten zu besuchen.

Aber gerade weil sich die Waldkindergarten-Idee nicht realisieren ließ, sagten sich alle: „Jetzt erst recht“ und beschritten einen anderen Weg, der ebenfalls in die Natur führte. Denn nun ließen sich auch die Eltern ohne Wenn und Aber darauf ein, die so nahe gelegene Wildnis rund um den Taternplatz gemeinsam mit ihren Kindern und durch die Kinderperspektive, neu zu entdecken. Den Eltern war es wichtig, dass ihre Kinder mit diesem intensiven Naturerlebnis aufwachsen konnten, aber auf diesem Wege fanden sie auch für sich selbst etwas Wesentliches.

Unter diesem Eindruck benannte sich der Trägerverein 2008 in „Waldvolk e.V.“ um, weil diese Gemeinschaft stets offen für Wandel, Reifung und Erneuerungen bleiben will und alle Waldwesen, die Zwerge, Feen und Quellnymphen, wilde Weiber und Waldschrate und steinalte Waldmütterchen dazu ganz herzlich einlädt, den offenen Spielkreis, die „Waldzwerge“ auf ihrem Weg zu begleiten, sie mit Ideen und Beobachtungen zu ergänzen und so an der weiteren Entwicklung des „Waldvolkes“ teilzuhaben.

Das freie Spiel in der Natur ist eine ganzheitliche Erfahrung, an der alle Persönlichkeitsbereiche reifen und sich ganz individuell entfalten können. Es ist anregend, heilsam, vielseitig und entspannend, weil die "unberührte Natur" zu den Grundbedürfnissen des Lebens gehört. Inzwischen ist ein Konzept als Orientierungshilfe und Arbeitsgrundlage erarbeitet worden. Damit möchte man sich zum Nachdenken und Weiterentwickeln anregen. „Das Konzept darf in dem Maße reifen und wachsen, wie sich die Waldgesellschaft ändert und wandelt“. Der Spielkreis „Die Waldzwerge“ ist dabei auf die Bedürfnisse von Kindern und deren Eltern/Begleitern ausgerichtet. Zur Zeit wird er von vier langjährigen Familien getragen mit einem Altersspektrum von 3 bis 54 Jahren.
Mit den Gemeinschaftsausflügen in die Natur wird den Kindern und den Erwachsenen eine Zeit für intensive Begegnung und authentische Lebendigkeit gegeben. „Wir schenken den Kindern damit eine gesündere, reichere Kindheit und einen Schutzmantel für die Seele, der sie auf ihren ungewissen Lebensweg begleiten und stärken wird und erholen uns nebenbei selbst“, so Sybille Peter weiter.
So trifft man sich an „wilden Freitagen“, um zu wandern, im Wald zu toben, Tiere zu beobachten und Pflanzen zu entdecken. Dabei wird immer wieder großer Respekt vor der Vielfalt des Waldes erfahren.

Für das Symposium hatten die „Waldzwerge“ Ausstellungsstücke aus ihrer elfjährigen Tätigkeit zusammengestellt. Zu sehen waren Fotos aus der Gründungszeit, „Matschmalereien“ und mit selbst erstellten Farben aus Waldbeeren und Erden gemalte Bilder, die an einer gespannten Leine mit Wäscheklammern befestigt wurden sowie Skulpturen aus Zapfen und Moos und Fundstücke aus „privaten Sammlungen“. Sie alle erzählten auf ihre Weise die Geschichte des Vereins, wobei der Fantasie der Betrachter keine Grenzen gesetzt wurden.

Nachdem nun alle Symposium-Teilnehmerinnen und Teilnehmer viel Wissenswertes erfahren hatten, wollte man sich auch untereinander kennen lernen. Groß und Klein hockte sich im Kreis auf den Boden, ein „Geschichtenstab“ machte die Runde und gab jeder/m eine Zeit, sich mit vielen oder ganz wenigen Worten vorzustellen. Die Kinder hielt es nun nicht mehr auf dem Platz, zusammen schwärmten Besuchs- und Stammzwerge ins Gelände und hatten schon bald in den Kletterbäumen zusammen gefunden.

Für das leibliche Wohl sorgte die „Zaubersuppe“, die im Eintopfofen aus „Wildgemüse der Saison“ zusammengebraut wurde. Die Zwerge fanden dazu vor Ort noch etliche Huflattichblüten, die als „Sonnenschein“ in die Suppe gezaubert wurden.
Und für viele „Neulinge“ stand fest, dass sie sich an mindestens einem Freitag auf dem Taternplatz einfinden werden.

Wer auch mal vorbeischauen oder mitmachen möchte, muss sich freitags um 15.30 Uhr zwischen Clausthal-Zellerfeld und Bad Grund, am verabredeter Stelle einfinden. Der Taternplatz ist auch mit dem Bus gut zu erreichen, aber die Gemeinschaft findet gegebenenfalls auch Mitfahrgelegenheiten. Allerdings ist das Waldvolk nicht standorttreu sondern nomadisch, deshalb ist eine Anmeldung immer sinnvoll (Email: Waldvolk@gmx.de, oder kurzfristig unter der Handynummer: 0163 912 8672). Wer noch mehr wissen möchte, sollte einfach mal www.waldvolk-harz.de anklicken.
Es wird keine Teilnahmegebühr erhoben, denn „alles wirklich Gute und Wesentliche im Leben ist das, was man geschenkt bekommt!“ Es kommt darauf an diese Geschenke anzunehmen und zu wertschätzen.

Warum der das erste Symposium?
Mit einem Symposium auf ihrem Stammort am Taternplatz beteiligten sich sich die „Waldzwerge“ und ihr Trägerverein Waldvolk e.V. an dem länderübergreifenden Aktionstag unter dem Motto „Naturkinder weltweit Hand in Hand“. Denn vor 25 Jahren, im Mai 1993, startete der erste anerkannte deutsche Waldkindergarten in Flensburg. Die Idee, die Kindergartenzeit komplett ins Freie zu verorten war kurz zuvor in Skandinavien entstanden und verbreitete sich von dort schnell über Grenzen und Kontinente hinaus. Besonders im Zusammenhang mit dem Anstiegt von typischen Zivilisationskrankheiten schon in Kindesalter, wurden wald- und naturpädagogische Konzepte vielerorts diskutiert und weiterentwickelt.
Zum internationalen Tag des Waldkindergartens feierten Waldkindergärten, Waldschulen und Waldspielgruppen aus 26 Staaten ihr Jubiläum mit unterschiedlichen, bunten Aktionen und Veranstaltungen. Dazu gehörten auch die „Waldzwerge“. Denn für sie gilt auch folgender Satz: „Die Kinder dieser Erde sagen: Wir sind hier, weil es um unsere Zukunft geht!“


Bilder riefen schöne Erinnerungen wach

Es machte den Kindern sichtlich Spaß, den Wald und jeden einzelnen Baum zu entdecken.

Die folgenden Bilder können Sie vergrößern, wenn Sie ein Eseltreiber-Abo haben:



Mit dem „Geschichtenstab“ in der hnd stellten sich alle den anderen vor

Am Taternplatz gibt es viel Wald und nicht nur am Symposiumfreitag auch Kinder, welche ihn erforschen

Die kleine Besucherin fragt sich und Sybille Peter, was es mit dem „Geschichtsstab“ so auf sich hat

 

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