Panorama / Ausflugsziele

10.05.2018

Von Kelten und Quasten - Auf dem Karstwanderweg nach Questenberg


von Martina Fricke

Die Erwanderung des Gipskarstgürtels im Südharz erfreut sich immer größerer Beliebtheit. Besondere Flora und Fauna, Erdfälle, Höhlen, Quellen, Bachschwinden und außergewöhnliche Felsformationen aus Gips zeichnen diese einzigartige Naturlandschaft aus.

Da der Karstwanderweg insgesamt über 230 km lang ist, kann man ihn nur Stück für Stück kennenlernen. Eine der Etappen führte uns ins beschauliche Questenberg, einen Ortsteil der Gemeinde Südharz im sachsen-anhaltinischen Landkreis Mansfeld-Südharz. Der Ort ist eingeschlossen von steilen Felshängen, mitten hindurch fließt die Nasse.

Nach Westen erhebt sich 85 m über dem Tal ein 290 m hoher Berg, die Queste. Auf der Spitze dieses Gipsbuckels ist ein hoher Eichenstamm errichtet. Er trägt das Questenkreuz, ein uraltes keltisches Sonnensymbol mit reicher Vergangenheit. Abenteuer Made in Germany – zauberhafte, verwunschene Orte, großartige Fotografie-Motive sowie Sagen und Legenden – dies alles bietet der einmalige Karstwanderweg.

Die Wanderung zur Queste selbst ist nicht besonders anstrengend, sicher geht es auf und ab, aber nach nur 2,5 km ist das Ziel erreicht. Einen großen Teil des Weges geht man parallel zum Kyffhäusergebirge und hat von hier eine grandiose Aussicht. Anschließend betritt man einen alten Buchenwald, der zu jeder Jahreszeit seine Schönheiten offenbart.

Der letzte Anstieg ist etwas steiler, aber schon, wenn man aus dem Wald heraustritt, fällt der Blick auf das Questenkreuz, das in voller Größe in den Himmel ragt. Was für eine spirituelle Atmosphäre umgibt dieses Areal! Welcher alte keltische Zauber wirkt hier?

Vermutet wird, dass dieses keltische Sonnenkreuz ein Überbleibsel eines heidnischen Festes zur Sommersonnenwende ist. Dieses kelto-germanische Fest wird auch heute noch in Questenberg gefeiert. Dabei wird am Pfingstmontag zum Sonnenaufgang der alte Kranz aus Birken- und Buchenzweigen mit zwei sogenannten Quasten vom Eichenstamm abgenommen und zur Nachmittagszeit mit frischem Grün beschmückt wieder heraufgezogen.

Während das Radkreuz mit seinen vier gleich großen Bereichen die Jahreszeiten darstellt, symbolisieren die seitlichen Quasten Plejaden, ein offener mit bloßem Auge zu erkennender Sternhaufen.
Eine weitere Sage lässt den Ursprung dieses Festes auf die verlorene und wiedergefundene Tochter des Ritters Knaut auf Questenberg zurückgehen.

Doch nun zurück zu den Schönheiten der Natur rund um die Queste. Von hier oben blickt man den steilen Abhang hinunter nach Questenberg. In der Ortsmitte gleich neben der Kirche steht eine Rolandsfigur unter der Linde und der gibt Anlass zu Spekulationen. Da Questenberg nie ein Ort von größerer Bedeutung war, erscheint sie hier fehl am Platze. Die Vermutungen reichen von einem Zeichen für Markt- und Münzrecht sowie Gerichtsbarkeit bis hin zu einer bloßen Kopie des Nordhäuser Rolands, dem der Questenberger im Aussehen sehr ähnelt. Aber warum sollte es an diesem spannenden Ort keine Rätsel geben...

Gegenüber des Questenkreuzes erblickt man die Burgruine Questenberg. Eine ehemalige mittelalterliche Feudalburg, deren Bergfried, die Ringmauer, zwei Keller sowie eine Wand des Palas erhalten und frei zugänglich sind. Die Ruine ist übrigens ein wesentlicher Teil in dem mehrteiligen mystischen Harzkrimi „Im Schatten der Hexen”. Auch dieser Umstand sorgt dafür, dass immer mehr Touristen den Weg in die Region finden.

Wandern macht hungrig. Der Platz um die Queste eignet sich hervorragend zum Picknicken. Das haben wir auch schon des Öfteren getan, nur wollten wir diesmal die Gaststätte „Zur Queste” besuchen, um keltisch essen zu gehen. Nun gibt es zwei Möglichkeiten, dorthin zu gelangen. Entweder über den Wanderweg den Steilhang hinunter – was aber heißt, dass man nach dem Essen wieder hinauf muss – oder man geht den Weg zurück zum Parkplatz und fährt mit dem Auto in den Ort.

Das Essen ist fantastisch und wenn die Wirtin Zeit hat, erzählt sie gern Geschichten über die Queste und das Fest, wie es heute gefeiert wird. Am Wochenende sollte man besser einen Tisch reservieren.

Unser Verdauungsspaziergang führte uns durch Questenberg und von hier aus kann man die Alabasteraugen in der Steilwand betrachten. Diese sieht man eher selten so offen, ansonsten gibt es sie z. B. noch in der Barbarossahöhle und im Röhrigschacht in Wettelrode im gleichen Landkreis.

Anhänger der Harzer Wandernadel kommen übrigens um die Queste herum voll auf ihre Kosten. Stempelstellen gibt es am Questenkreuz, an der Schönen Aussicht Hainrode und in der Nähe des am Parkplatz gelegenen Bauerngrabens, einem episodischen See. Dieses Gebiet wurde 1961 unter Naturschutz gestellt und ist 1996 im Naturschutzgebiet Gipskarstlandschaft Questenberg aufgegangen.
Liebe Wanderfreunde, es lohnt sich sehr, hier vorbeizuschauen.


Die Queste auf dem Questenberg


Blick von der Queste hinunter nach Questenberg mit Kirche und Rolandsfigur. An der Mauer zum Kirchhof hängt ein mittelalterliches Halseisen.

Alabasteraugen bzw. -knollen an der Steilwand unterhalb des Questenkreuzes

Die Burgruine Questenberg gegenüber der Queste

Der Wanderweg zur Queste führt parallel zum Kyffhäusergebirge mit Blick auf das Denkmal. An diesem Tag war die Goldene Aue noch etwas vernebelt.

 

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