Kultur

17.04.2018

Einfach mal raus


Schauspielerin Janette Rauch zieht es in den Harz

von Christian Dolle

So viele verlassen den Harz, ziehen aus der Heimat in die Großstadt. Nicht so Schauspielerin Janette Rauch, sie zieht es aus der Großstadt in den idyllischen Harz. In den Pausen zwischen den Drehs, aber auch perspektivisch, um hier noch einmal neu durchzustarten. Und das auf ganz ungewohnter Bühne, nämlich als Märchenerzählerin.

Vielen ist sie aus der ZDF-Serie „Notruf Hafenkante“ bekannt, aus Filmen mit Hape Kerkeling, aus der Telenovela „Rote Rosen“, aus zahlreichen Film- und Fernsehproduktionen oder eben von der Bühne des Berliner Grips-Theaters. Wir trafen die Schauspielerin in Braunlage, wo sie mal nicht vor der Kamera steht, sondern die Ruhe genießt und sich von der Natur ringsum inspirieren lässt. „Vielleicht habe ich als gebürtige Schweizerin ja ohnehin etwas für Berge übrig“, mutmaßt sie, warum es sie von Hamburg aus so oft in den Harz zieht.

Harzkrimi mit Axel Milberg und Jan Fedder

Vielleicht liegt es aber auch daran, dass sie vor einigen Jahren schon einmal gemeinsam mit Axel Milberg und Jan Fedder einen Harzkrimi drehte und die Landschaft sie einfach nicht mehr losließ. „Auf jeden Fall habe ich den Harz für mich wiederentdeckt“, spricht sie das aus, was sich viele hier von denen, die es in die Ferne zog, wünschen würden. „Es mag auch daran liegen, dass sich das Urlaubsverhalten allgemein und auch bei mir persönlich gerade ändert“, sagt sie. Mal eben für ein paar Tage raus, für ein verlängertes Wochenende oder so, dafür ist der Harz von Hamburg oder Berlin aus gesehen der ideale Rückzugsort.

Recht hat sie, und der Blick vom Balkon auf Braunlage und die Höhenzüge am Horizont scheinen das noch zu unterstreichen. Dabei ist Janette Rauch bestimmt nicht der Typ für Abgeschiedenheit und Monotonie. Dazu ist allein schon ihre Filmografie viel zu facettenreich. Die Bretter, die die Welt bedeuten, betrat sie im Berliner Grips-Theater, wo sie zur Stammbesetzung des Musicals „Linie 1“ gehörte. Es folgten Rollen in Kino- und Fernsehfilmen sowie zahlreichen Serien, unter anderem eben Komödien an der Seite von Hape Kerkeling, Krimis wie „Wilsberg“ oder seit acht Jahren in „Notruf Hafenkante“ und vieles mehr.

Seit einiger Zeit kommen für sie die Märchen neu hinzu, sozusagen als ihr Herzensprojekt. „Durch meinen Beruf bin ich viel herumgekommen und dabei überall auf zauberhafte Märchen gestoßen“, erzählt sie. „In der Türkei lernte ich viele kennen, habe am Lagerfeuer vorgelesen und lernte Syrien als die Wiege der Märchen kennen.“ Vor allem aber ist es die ganz alte Kunst, diese Märchen mündlich weiterzutragen, die sie fasziniert, diese Tradition des Erzählens, die sie fortführen möchte.

„Dabei sind Märchen ja nicht die typische 'heile Welt', sondern die Besinnung auf Archetypen und Moral, somit also auch Gesellschaftskritik“, führt sie aus und lässt dabei die Begeisterung spüren, die sie selbst empfindet. Für sie sind Märchen keine Geschichten für Kinder, sondern Urgeschichten einer Gesellschaft, die die Menschen zum Nachdenken bringen und aus dem Alltag herausholen sollen.

Serien, um im Geschäft zu bleiben

Vor diesem Hintergrund sind zwei Programme entstanden – eines mit asiatischen und eines mit russischen Märchen – in denen sie für sich auch ein Stück weit zu ihren Wurzeln zurückkehrt und direkt mit ihren Zuschauern bzw. Zuhörern interagiert. Wenn sie dieses neue Kapitel aufschlägt, heißt das jedoch noch lange nicht, dass sie nie wieder vor Kameras zu sehen sein wird. „Serien braucht man auch, um einfach im Geschäft zu bleiben, aber natürlich reizt mich vor allem die Zusammenarbeit mit tollen Kollegen.“ In einem Skandinavien-Krimi hätte sie gerne noch einmal eine Rolle, sagt sie, oder natürlich im Tatort und immer wieder auch gerne gute Komödien. Das eine schließt das andere für sie nicht aus, denn gerade die Vielseitigkeit hat für sie immer schon den Reiz ihres Berufs ausgemacht.

Also gerne darf sie den Harz auch noch anderen Kollegen aus Film und Fernsehen schmackhaft machen. Gegen einen Tatort Harz hätten wir nichts einzuwenden, wenn sie mit Hape Kerkeling durch den Harz pilgert auch nicht und ganz sicher auch nichts gegen Märchenerzählungen vor so manch mystischer Harzer Kulisse.





 

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